Sonntag, 30. August 2020

Demo/ Volks-Fest in Berlin.- August 2020 - Gestürmter Reichstag (Die Treppe) - Nebst Hegel.

Quelle

Zum "Fest für Freiheit und Frieden" 

luden die Stuttgarter Querdenken-711 bundesweit nach Berlin ein. Angemeldet hatten sie ca. 25.000 TeilnehmerInnen, gekommen waren nach offiziellen Zahlen "bis 40.000", nach Angaben aus eigenen Kreisen, von Youtuber "Oli" zum Beispiel, 2 Millionen (sog. alternative Fakten / alternative facts)   ---
Vier Wochen vorher in Berlin waren es in der Tat so um 25.000 TeinnehmerInnen gewesen (nach Angaben, alternativen Fakten aus eigenen Kreisen, 1300.000 oder 1,3 Millionen).

"Wir lassen uns nicht spalten"
war eine der Ansagen. Das klingt gut und positiv. - Gemeint war damit, dass auch Rechts-Extreme und Neo-Nazis aller Schattierungen ausdrücklich und herzlich eingeladen waren. 


Auf der Abschluss-Kundgebung war viel von Gandhi, Martin-Luther King, Wahrheit, Freiheit, Gewaltlosigkeit ... die Rede. Es sprach: Ein Wolf im Schafspelz? Ein verirrtes Schaf?


Der etwas schräge Robert Francis Kennedy junior aus den USA war auch gekommen. Später stürmten einige der geladenen rechts-extremen Gäste das Reichstagsgebäude/ den Bundestag, wo sie es für das erstrebte symbolische Propaganda- Presse-Foto immerhin bis auf die Stufen schafften. Einige hatten schon seit Jahren lautstark und werbewirksam angekündigt, den Reichstag stürmen, die Regierung Merkel stürzen und die liberale Demokratie abwickeln zu wollen. --- Das hatte wohl zuvor jemand überhört oder nicht geglaubt?
Aber (zunächst nur) drei Polizisten, die am Tag danach von taz bis BILD gefeiert wurden, stoppten DIE STÜRMER:



Von der verlorenen Unschuld 

Ob Rechtsextreme die Demonstration dominierten, ist eine Frage der Einschätzung. Viele Reporterinnen und Reporter berichteten, Rechtsextreme seien akzeptierter Teil der Proteste gewesen. RBB-Reporter Olaf Sundermeyer schätzte ihren Anteil auf etwa 20 Prozent. Aktivisten der "Identitären Bewegung" und rechte Hooligans hätten mehrfach versucht, die Situation zu eskalieren, so Sundermeyer. [Quelle]
Verwundert zeigte sich SPD-General-Sekrtär Lars Klingbeil über den Verfassungsschutz: "Ich habe mich ein bisschen gewundert, dass der Verfassungsschutz noch zwei Tage vor der Demonstration gesagt hat, es gibt keinerlei Hinweise, dass Rechtsextreme versuchen, diese Demonstration für sich zu kapern." - [a.a.O.]
Der Vizevorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek:
"Seit den ersten Hygiene-Demonstrationen verfestigt sich der Einfluss rechtsextremer Gruppen auf die Corona-Protestbewegung. [...] Die Rechten sind dabei, die Bewegung komplett zu kapern." - Laut Radek suchten Rechtsextreme auf den Demonstrationen Anschluss ins bürgerliche Lager. "Und sie werden offen geduldet, man streckt ihnen sogar die Hand aus. Das macht mich fassungslos", sagte er.
Seit vergangenem Wochenende, so der GdP-Vizechef, habe die Corona-Protestbewegung "endgültig ihre Unschuld verloren" [Quelle]

29. August 2020

"Mehrere Zehntausend Menschen demonstrierten am Samstag in Berlin gegen die Corona-Beschränkungen. Abends durchbrachen Teilnehmer die Absperrungen am Reichstag. Politiker reagieren empört und beschämt. [...] Videos, die im Internet kursieren, zeigen, wie die Menschen direkt vor der Tür des Reichstags stehen. Nur drei Polizisten standen ihnen noch im Weg."
[DIE WELT]

Screenshot tagesschau

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Berlin. Am Mittag des 30. Januar 1933 ...

... ruft Harro bei Adrien Turel an: »Hitler ist Reichskanzler! Fahr doch mal mit der Untergrundbahn bis Potsdamer Platz und sieh dir das Volksfest an.
Quelle: 1. Auflage 2019
Seite 58 (ergänzt)
Dann kommst du vielleicht auf die Redaktion. Zunächst wird uns ja kaum etwas passieren.«
Turel deckt die Schreibmaschine ab, steigt in die Bahn, fährt ins Zentrum und läuft auf dem mittlereren Spazierweg Unter den Linden in Richtung Schloss. Beiderseits auf dem Fahrdamm kommen ihm massive Kolonnen von SA-Leuten entgegen, mit Fackeln in den Händen, für die

Umzüge am Abend, strammen Schritts, so wie Gladiatoren in die Arena schreiten. »Ich meinerseits marschierte gegen den Strom.

Und siehe da: Entgegen kam mir nun ein jüdischer Fabrikant und seine Frau, Menschen, die ich sehr gut kannte. Ich begrüßte sie freudig als Judengenosse, der ich bin, mitten zwischen den Heersäulen der SA-Leuten (...) und sagte:
 >Menschenskinder, dicke Luft! Hauen Sie ab!<
Worauf die Dame mich anstrahlte und mit kindlicher Naivität sagte:

>Aber lieber Turel, seien Sie doch nicht hysterisch! Das ist ja ein Volksfest.<

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"Deutsches Wochenblatt
zum Kampf und die Wahrheit"

17. Februar 1944

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Siehe auch:

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Thesen > Antithesen ...

Georg Wilhelm Friedrich Hegel:

"Was vernünftig ist, ist wirklich, und was wirklich ist, ist vernünftig."
Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts, 1821

Hegel formuliert das in seinen Vorlesungen auch so "was vernünftig ist, wird wirklich und was wirklich ist, wird vernünftig" oder "Was vernünftig ist muss sein".

Georg Wilhelm Friedrich Hegel * 27. August 1770 in Stuttgart
Deutscher Philosoph. (1770 - 1831)

Antithese 1: 200 Bekloppte - Zehntausende Friedliche

... Doch in jeder Demonstration laufen Leute mit, die einem nicht passen. Und in Berlin waren Extremisten eine fast verschwindende Minderheit, anders als es uns Massenmedien und Politik weismachen wollen. Man muss nur die Bilder der friedlichen Menschenmenge des Demonstrationszuges ansehen: Sehen so durchgedrehte Extremisten aus? Wovon aber wird in erdrückender Mehrheit von den Massenmedien berichtet? Von 200 Bekloppten, die in den Reichstag eindringen wollen (natürlich wird von stürmen gesprochen …). Zehntausende friedlicher Demonstranten werden oft noch nicht einmal erwähnt. Ist das seriöse Berichterstattung? Worum geht es der massenmedialen Darstellung und jener der Politiker? Schlicht darum, Kritik an ihrer offiziellen Doktrin zu ersticken. Die begriffliche Schlachtplatte, die zum Austilgen abweichender Meinung aufgetischt wird, ist bemerkenswert. ...  (P.I. aus Mengen)

Antithese 2: Letzten Endes keine andere Wahl

  • ... Ich würde auch lieber eine andere Plattform finden, um meinen Anliegen und Fragen Gehör zu verschaffen, als in Kauf nehmen zu müssen, dass ich in einem Zug mit den oben genannten Schwachköpfen laufen muss. Ich hatte deshalb auch lange gezögert.
  • Aber da weder die Politik noch die Medien anscheinend ansprechbar sind für kritische Fragen und Meinungen, habe ich letzten Endes keine andere Wahl mehr für mich gesehen. Und so geht es vielen. 
  • Mir geht es nicht darum, den Staat umzustürzen, Verschwörungstheorien zu verbreiten oder die Existenz des Coronavirus zu leugnen. 

Mir geht es um die Frage, wie offen und transparent über alle Aspekte dieser komplexen Thematik informiert und diskutiert wird bzw. werden darf. Mir geht es um die Frage, ob die psychische Gesundheit nicht genauso viel Wert ist wie die körperliche. Mir geht es um die Frage, ob die Politik bei ihren Entscheidungen die gebotene Verhältnismäßigkeit berücksichtigt und zu diesen Themen außer Virologen auch Fachleute aus anderen Bereichen genügend zurate gezogen hat. Und warum jetzt mit einer Unverhältnismäßigkeit die Freiheit einer ganzen Gesellschaft massiv eingeschränkt und die Wirtschaft extrem belastet wird und Unsummen im Handumdrehen aufgebracht werden, für die die nachfolgenden Generationen voraussichtlich über Jahrzehnte bluten müssen. Was steckt hinter all dieser einseitigen Informationspolitik, die erschreckenderweise von den meisten Medien mitgetragen wird? ... N.K. aus Berlin

Antithese 3: Im sinnvollen Verhältnis zur Bedrohung stehen

Natürlich gibt es auch „normale“ Leute, die finden, dass die Abwehrmaßnahmen gegen die Coronapandemie in keinem sinnvollen Verhältnis zur Bedrohung stehen, ungeeignet sind oder unangemessen in Bürgerrechte eingreifen. Ich finde es wichtig, dass auch diese Leute ihre Meinung äußern und dafür demonstrieren können – und es kommt mir gesellschaftlich gefährlich vor, sie zu schnell in den Spinner-und-Rechte-Kübel zu stecken, sonst werden sie da drin leicht zu echten Spinnern und Rechten. ... T.R. aus München 

Quellen 

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Synthese: Was vernünftig ist, wird wirklich?


Samstag, 29. August 2020

Berlin im Herbst. Noch herrscht Demokratie in Deutschland. Eine wüste Gemengelage...

Zum Mittag hin gibt es Unruhen an der Uni, wieder einmal — 

Gegen »Juda« und »das System«.

Herbst*, ein Braunhemd hat Hakenkreuzbänder an die Kränze des studentischen Ehrenmals gehängt, ein Linker sie wieder abgeschnitten. Hasserfüllt stehen sich die verfeindeten Lager vor dem Hauptgebäude der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität gegenüber, nur durch eine schmale Gasse getrennt, »bereit, sich jeden Augenblick aufeinanderzustürzen, wenn von irgendeiner Seite ein provozierendes Wort fiel«, wie sich ein Studienfreund Harros erinnert» Auf der einen Seite positionieren sich die roten Studenten, die Sozialisten und Kommunisten und das kleine Häuflein der bürgerlichen Demokraten. Von rechts schreien die Nazis und die mit ihnen verbündeten nationalistischen Corpsstudenten ihre Kampflosungen gegen »Juda« und »das System«. So oft schon ist der Unterrichtsbetrieb in dieser unsicheren Weimarer Republik wegen politischer Proteste lahmgelegt worden.

Quelle
Quelle

Harro** ist ein junger Student der Staatswissenschaften und hat an diesem Tag ausgeschlafen. …
Harro ist dreiundzwanzig und will die Gesellschaft radikal umgestalten, zusammen mit Henry Erlanger und den anderen. Die Lage ist polarisiert, 

die Parteien haben abgewirtschaftet und repräsentieren das Volk nicht mehr. So empfindet Harro. Aber was soll an die Stelle der Parteien treten? Was soll das überhaupt sein, das Volk?

Noch ist seine Zielsetzung diffus, und er liebäugelt auch mit rechten Positionen, unterstützt beispielsweise den Kampf gegen das »Versailler Diktat«, das Deutschland nach dem verlorenen Weltkrieg mit hohen Reparationszahlungen belastet. Es sind solche Querfrontgedanken, die auch sein Hirn durchziehen, antiparlamentaristische Impulse, alles noch unausgegoren.

In dieser Spätphase der Republik sind die ideologischen Fronten nicht immer eindeutig, und wenn es heißt, dass in der von ihm gegründeten und redigierten Zeitschrift - im Gegner - Texte aus allen Lagern veröffentlicht werden, führt das dazu, dass auch solche von Ernst Niekisch darin stehen, von Karl Otto Paetel und anderen Nationalbolschewisten oder von oppositionellen Nazis aus der SA. 

Auch Kommunisten, Abtrünnige der offiziellen Linie der KPD, kommen hier zu Wort, ebenso Katholiken oder auch der Vorsitzende des Berliner »Reichsbanners«, einer sozialdemokratischen Wehrorganisation.
Es ist eine wüste Gemengelage…

* Herbst 1932
** Harro Schulze-Boysen, (* 2. September 1909 in Kiel; † 22. Dezember 1942 in Berlin-Plötzensee)

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Text, leicht verändert, aus dem Buch:

Quelle

Und wie es damals weiter ging (Text wieder leicht verändert):

Harro steigt aus der Tram, da wird die Straße erneuert. Unter den Linden sind die Blätter schon braun, es wird kalt. Lockeren Schritts, Hände in den Hosentaschen, nähert er sich dem Vorplatz der Universität. Er sieht die sich gegenüber stehenden Studenten.

Harro kennt seine Pappenheimer, und jeder kennt Harro in seinem ewigen blauen Pullover. Über die ideologischen Grenzen hinweg genießt er das Vertrauen der Kommilitonen — weil er so versiert diskutiert, aber auch, weil er so blendend aussieht und etwas Seltenes besitzt, das umso nötiger ist in einer Zeit, die nach Orientierung sucht: Charisma.

Während die Kampflust die Gemüter auf beiden Seiten verkrampft, behält er seine liebenswürdige und heitere Ausgeglichenheit: Ein Braunhemd nach dem anderen begrüßt er mit Handschlag, fragt, worum es gehe. Seelenruhig hört er sich die Geschichte von den abgeschnittenen Hakenkreuzbändern an. Nein, er ist kein Freund der Nazis, er findet sie zu dumpf, lehnt ihren Antisemitismus strikt ab, doch er kann auch mit solchen Leuten reden.

Als Nächstes spaziert er auf die Seite der Linken, wo lauthals die Internationale ertönt, schüttelt auch hier jedem die Hand. Es ist die Seite, die ihm selbst zusagt: Er liest Karl Marx und kann sehr wohl unterscheiden zwischen einem internationalistisch orientierten Streben für eine gerechtere Gesellschaftsordnung, in der alle Zugang zu Bildung, Wohnraum und medizinischer Versorgung haben sollen, und dem rechtsextremen und antisemitischen Gehabe der Nationalsozialisten mit ihrem Ziel der Spaltung und Abgrenzung.

Mittlerweile sind die Parolen auf beiden Seiten verhallt. Alle schauen ihn an, auch der Rektor, und wie jeder instinktsichere Revolutionär packt Harro die Gelegenheit beim Schopf und verteilt erneut Shakehands, abwechselnd nach beiden Seiten jetzt, löst den Konflikt dadurch auf. 

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Der Autor des Buches, Norman Ohler, schreibt in der Vorbemerkung: 

"So merkwürdig, damatisch oder unwahrscheinlich einige der hier folgenden Ereignisse auch klingen: Es handelt sich nicht um einen fiktionalen Text. [...]"

20+5 Pfennig-Sondermarke der DDR-Post 1964
Quelle


Sonntag, 16. August 2020

Heinsberg, Schweden und Corona - Mai bis August 2020

Als alles anfing mit Covid19 und noch neu war, im Frühjahr 2020, gab es diese Karnevalsfeier und die anschließende Studie in Heinsberg:

"Der Kreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen gilt als Brennpunkt für das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2. Nach einer Karnevalssitzung kam es dort zu einer in Deutschland frühen und massenhaften Ausbreitung des Erregers. Im Rahmen der Studie hatte ein Forschungsteam um Prof. Dr. Hendrik Streeck und Prof. Dr. Gunther Hartmann von der Universität Bonn in der Ortschaft Gangelt eine große Zahl von Einwohnern befragt, Proben genommen und analysiert. Dabei wurde unter anderem erstmals die Sterblichkeitsrate der Infektion genau bestimmt." [Quelle 4. Mai 2020: Uni Bonn]

Was waren die wichtigsten Ergebnisse der Studie? 

Prof. Hendrik Streeck: 

"Insgesamt 600 zufällig ausgewählte Haushalte in Gangelt wurden angeschrieben und gebeten, an der Studie teilzunehmen. 405 Haushalte haben sich bereiterklärt, mitzumachen. Insgesamt 919 Teilnehmer gingen in das Endergebnis mit ein."
„Im Zentrum der Studie steht die Infection Fatality Rate (IFR), die den Anteil der Todesfälle unter den Infizierten angibt. Aus den Daten wurde weltweit erstmalig errechnet, dass die IFR von SARS-CoV-2 bei 0,37% liegt." [a.a.O.] 

[Anm.: = Rein statistisch sterben 0,37% der Infizierten:
In der Infektionsepidemiologie ist der Fall-Verstorbenen-Anteil oder (umgangssprachlich) Fallsterblichkeit eine statistische Maßzahl, die die Letalität einer Krankheit aus empirischen Daten schätzt, also die Wahrscheinlichkeit zu versterben unter der Bedingung, zuvor erkrankt zu sein. Der CFR = Fall-Verstorbenen-Anteil gibt den Anteil der Personen mit einer bestimmten diagnostizierten Erkrankung an, die an dieser Erkrankung sterben. Eine hohe Dunkelziffer nicht diagnostizierter Fälle lässt den Fall-Verstorbenen-Anteil (CFR) jedoch höher erscheinen als die tatsächliche Letalität der Krankheit.
Eine verwandte Maßzahl ist der IFR, der Infizierten-Verstorbenen-Anteil, der bei den Fallzahlen auch nicht diagnostizierte Fälle einschließt, was durch epidemiologische Modellrechnungen abgeschätzt werden muss. - In den Medien ist vielfach von einer „Sterberate“ die Rede. Definition und Bezugsgröße (z. B. CFR oder IFR) wird dabei aber häufig nicht genannt, vermischt und verwechselt.[Wikipedia]

In Heinsberg waren bis Juni 2020 460 Personen der ca. 11.000 EinwohnerInnen nachweislich infiziert, 12 Personen waren bis dahin gestorben. CFR(!) = 2,6%].

Prof. Streek: "Je nach mathematischen Korrekturverfahren schwankt sie [die Infection Fatality Rate (IFR!)] zwischen 0,24% und 0,43%.

Bei etwa 15 Prozent aller untersuchten Personen wurde eine Infektion mit SARS-CoV-2 nachgewiesen. Die bisher bekannte Infektionsrate in der Gemeinde Gangelt lag bei 3%. Dies bedeutet, dass fünf Mal so viele Personen in der Gemeinde Gangelt infiziert waren, wie ursprünglich ermittelt. ---
Es wurden neben Einzelpersonen auch Haushalte untersucht um herauszufinden, ob es einen Familienclustereffekt gibt. Die Studie zeigt, dass wenn ein Haushaltsmitglied infiziert ist, die Infektionswahrscheinlichkeit für eine weitere Person abhängig von der Haushaltsgröße über dem durchschnittlichen Infektionsrisiko von 15% liegt, z.B 20% darüber bei 3-Personen Haushalten. Die Infektionsraten sind bei Kindern, Erwachsenen und Älteren sehr ähnlich und hängen offenbar nicht vom Alter ab." [Am angegeben Ort] 

Häufig gestellte Fragen (FAQs)

 

Es gab einigen Wirbel um die Studie zu der Zeit. Wobei die Studie und ihre Ergebnisse selber ganz in den Hintergrund gerieten. Im Vordergrund stand die begleitende kommerzielle Vermarktung durch die Kommunikations-Agentur Story-Machine.

Hendrik Streeck:
"Aus meinem Blickwinkel ist das eine unheimlich wichtige Studie gewesen, die in kürzester Zeit wirklich solide Daten zur Pandemie zur Infektion gezeigt haben. Aber in dem ganzen, in der
ganzen Debatte ging es ja eigentlich dann um die Verpackung vom Eis und nicht, wie das Eis selber schmeckt. Es ging um die Medien, es ging um einen Zwischenbericht. Es ging um die Pressekonferenz, es ging um eine, die die PR-Agentur. Was am Ende bleibt: Eine Rüge des deutschen PR-Rats gegen Storymachine". ---- [Quelle]
"[...] Der Rat spricht allerdings eine Rüge gegen Storymachine aus wegen der Rufschädigung des Berufsstands durch unprofessionelles Verhalten."  [Quelle DRPR]

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Und nun, August 2020, sieht das so aus:

Die Statistik:

Die Presse [spiegel.de] schreibt:

  • China meldet die höchsten Fallzahlen seit drei Monaten, 
  • das Auswärtige Amt rät erneut von Reisen in Teile Spaniens ab, 
  • Italien will den Ausnahmezustand verlängern, 
  • in Israel regt sich Widerstand gegen Ministerpräsident Benjamin Netanyahu, nachdem die Corona-Neuinfektionen einen neuen Rekordwert erreicht haben. 
  • Und in Australien gilt nach der Metropole Melbourne nun auch die größte Stadt Sydney als neuer Hotspot. 
  • Nicht nur in Deutschland stieg die Zahl der Corona-Infektionen zuletzt wieder bedenklich, 
  • die Meldungen aus aller Welt dokumentieren: Das Coronavirus bleibt gefährlich, eine erneute Ausbreitung ist jederzeit möglich.
  • Siehe auch: Vor sechs Monaten breitete sich das Coronavirus rasant in Europa aus. Die Länder reagierten ganz unterschiedlich darauf - mit entsprechenden Konsequenzen. Eine Bilanz der ersten Pandemiewelle in Zahlen.

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Und was macht Schweden Mitte August 2020?

"Um 8,6 Prozent ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal geschrumpft, haben die Statistiker vermeldet. In normalen Zeiten wäre das ein verheerender Einbruch. 

In Corona-Zeiten ist Schweden damit ökonomisch fast schon ein Vorzeigestaat - verglichen mit Ländern wie 

  • Deutschland (-10,1 Prozent), 
  • Frankreich (-13,8 Prozent), 
  • Spanien (-18,5 Prozent) 
  • oder der EU insgesamt, deren Wirtschaftsleistung im Pandemie-Quartal April bis Juni wohl um fast 12 Prozent abgerauscht ist.

Schon in den ersten drei Monaten dieses Jahres, als es losging mit Corona, hatte Schweden besser abgeschnitten als der Durchschnitt. Und so erwarten führende Ökonomen, dass die Skandinavier das Pandemiejahr 2020 mit einem viel geringeren Minus abschließen werden als die meisten übrigen europäischen Staaten. 

  • Es ist großer Erfolg - ein zweifelhafter allerdings. Bezogen auf die vielen Covid-19-Toten scheint das Land für seine relativ stabile wirtschaftliche Lage einen hohen Preis zu zahlen."

Quelle: spiegel.de 12. August 2020, 10:46 Uhr


Samstag, 1. August 2020

Corona - Covid 19 - Demos & Videos: Mündige BürgerIinnen und/oder „Covidioten“?

Anfang August 2020:

Berlin: Demonstrationen gegen Corona-Maßnahmen aufgelöst-
USA: Facebook, YouTube und Twitter haben mehrere Videobeiträge gelöscht, 

die eine Art Pressekonferenz einer Gruppe mit dem Namen "America’s Frontline Doctors" dokumentieren. In den Videos fallen vor der Kulisse des amerikanischen Verfassungsgerichts zahlreiche gefährliche Falschaussagen über das Coronavirus. (Quelle)

"In Berlin sind zwei Demonstrationen gegen die Corona-Schutzmaßnahmen vorzeitig aufgelöst worden. Die nach Schätzungen der Polizei etwa 20.000 Teilnehmer wurden aufgefordert, den Ort zu verlassen – viele kamen der Anordnung jedoch bisher nicht nach. ... An dem Demonstrationszug hatten sich Friedensbewegte, Alternativniks, Techno-Fans, Impf­gegnerInnen, EsoterikerInnen, Ver­schwörungs-"TheortikerInnen", stramme Neonazis und andere Menschen Seit an Seit beteiligt.(Quelle) Sie gaben sich durch entsprechende Symbole auf Kleidung und Bannern zu erkennen. Die Veranstalter riefen die Menschen auf, sich zu einer Sitzblokade am Reichtstagsgebäude zu versammeln. ...
Vor dem Brandenburger Tor fanden Gegendemonstrationen des „Berliner Bündnisses gegen Rechts“ und weiterer Gruppierungen statt." Quelle
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Die Menschen, die das Video "Die Zerstörung des Corona-Hypes" 
des Psychologie-Studierenden Sebastian prima finden, werden sich auch über diese Demos freuen. Das Video dauert 59 Minuten und zeigt einige! Ungenauigkeiten in der Berichterstattung der Medien auf, die es in der Tat gibt - und erfreut sich daran! Ja: Schade, wenn Medien nicht sorfältig recherchieren. Auch schade, wenn andere Medien das ausnutzen und sich darüber freuen. 

Siehe dazu auch:
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 State of the art

  • Dass eine zweite Coronawelle kommt, mit Infektions- und Todeszahlen wie im Frühjahr 2020, lässt sich nicht komplett ausschließen. Doch immerhin: Neue Erkenntnisse aus der ersten Welle deuten darauf hin, dass das Gesundheitssystem auch in diesem Fall nicht an seine Grenzen käme.
Im Fachmagazin The Lancet Respiratory Medicine veröffentlichten Wissenschaftler*innen der Technischen Universität Berlin, der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) und des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (Wido) Mitte dieser Woche eine umfangreiche Datenanalyse.
Sie gibt erstmals bundesweit und repräsentativ Aufschlüsse darüber, wie lange Coronapatient*innen im Frühjahr durchschnittlich im Krankenhaus behandelt wurden – und mit welchem Erfolg.
  • Demnach starb etwa ein Fünftel derer, die zwischen Ende Februar und Mitte April stationär aufgenommen wurden.
  • Die große Befürchtung aber, dass die Intensivstationen den vielen Infizierten womöglich nicht gewachsen sein könnten und dass deswegen gar zwischen Patient*innen triagiert werden müsse, hat sich nicht bestätigt:
  • „Wir können davon ausgehen, dass in Deutschland alle Patien­ten beatmet werden konnten, bei denen das therapeutisch notwendig erschien“, sagt Christian Karagiannidis, Sprecher der Divi-Sektion „Lunge – Respiratorisches Versagen“. Zu jedem Zeitpunkt der Pandemie hätten genügend freie Intensivbetten zur Verfügung gestanden.
Christian Karagiannidis, Lungenfacharzt:
  • „Wir können davon ausgehen, dass in Deutschland alle Patienten beatmet werden konnten“
Durchschnittlich 14 Tage mussten Covid-19-Patient*innen im Krankenhaus behandelt werden. Wer beatmet werden musste, lag im Schnitt 25 Tage in der Klinik, 14 davon am Beatmungsgerät.
Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen an der TU Berlin, hat anhand der Zahlen ausgerechnet: Pro 100 stationär behandelten Patient*innen fielen durchschnittlich 240 Beatmungstage an.
Die Erkenntnisse, so Busse, seien nützlich, um sich bestmöglich auf eine etwaige zweite Welle vorzubereiten.
  • Grund zur Panik sieht er nicht: „Bezüglich der normalen Krankenhausbetten ist auch bei hohen Infektionszahlen überhaupt kein Problem zu erwarten.“ [Quelle]

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Siehe auch:
Spektrum.de (ehemals Wissenschaft-Online), das Online-Wissenschaftsportal der Zeitschrift Spektrum der Wissenschaft

Wie entwickelt sich die Coronavirus-Pandemie?
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Und vielleicht hören dann Leute wie dieser Student auf zu schwätzen.

Das tragische ist, dass eine sehr erfolgreiche Corona Politik, die zu sehr wenig Toten in Deutschland führte, im Land selber nicht so positiv gesehen wird wie vom Rest der Welt. 
Es ist vielen Deutschen gar nicht klar, dass viele Deutschland beneiden und gerne eine ähnlich effizient geführte Regierung hätten. ... Die Handhabung der Krise durch die Deutsche Regierung wird als geradezu vorbildlich angesehen. Jetzt wird von manchen Klugschwätzer behauptet, man hätte die ganzen Maßnahmen ja garnicht gebraucht. 

Ich habe das Video ["Die Zerstörung des Corona-Hypes"] beendet als er Schwachsinn über die Grippeimpfungen verbreitet hat und so tut als ob Corona nicht gefährlicher sei als die übliche Grippe.
Leider denke ich, es ist nicht wahrscheinlich, wir haben vor dem kommenden Winter einen Corona Impfstoff ( falls doch dann wäre es eine super Sache), und daher werden wir im kommenden Winter wieder mehr Fälle und mehr Tote haben. 


Und vielleicht hören dann Leute wie dieser " Student" ... auf zu schwätzen.
Ich arbeite ja schon seit 1995 als Arzt und auch davor im Krankenhaus, um Geld zu verdienen. Ich habe also schon genug Grippewinter hinter mir. Wer mir da erzählen will, das ist alles nicht so wild mit dem Virus, weiss nicht von was er redet. Und leider reden besonders viele in Deutschland immer mehr wirreres Zeug. Aber das ist halt so mit der Demokratie, jeder kann sagen was er will, auch wenn er/sie eigentlich nichts zu sagen hat, aber man kommt dann mal ins Fernsehen oder in die Zeitung.
Wenn ich so lese was dieser irre Veganer Koch von sich gibt dann muss man sich fragen warum ihn irgendjemand ernst nimmt[...].

Dr. S., Cambridge, Ärzte ohne Grenzen.
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Ja, Doch aktuell ist noch nicht ganz klar, was der gültige Irrsinn ist
Ja. Leider ist aktuell noch nicht wirklich klar, was der aktuell gültige Irr-Sinn
und was der Sinn. Man wird sehen.



Siehe auch:
Im Herbst 2019, kurz vor Beginn der Corona-Krise, wurde die ZDF-Serie "Sløborn" unter anderem auf der Insel Norderney und in der Danziger Bucht gedreht. Es entstand ein Viren-Thriller von brisanter Aktualität. Die Idee zu der ZDF-Serie „Sløborn“ entstand schon vor der Ausbreitung des Coronavirus. Von Corona und Covid19 war zu dem Zeitpunkt noch keine Rede. Die Infektion heißt in der Serie "Tauben-Grippe". Dort wird die Bundeswehr eingesetzt, um die Schutz-Maßnahmen durchzusetzen. Das erinnert einerseits an die derzeit recht liberalen Handhabungen in Deutschland, zum Beispiel bei der Kundgebung mit ca. 20.000 TeilnehmerInnen - zumeist ohne Maske und Abtstand - in Berlin Anfang August 2020. Aber auch an die Einsätze von Bundes-Truppen in den USA durch Präsident Trump gegen DemonstrantInnen in einigen Bundesstaaten (Portland, Oregon) der USA. -

Portland/USA vom 19. auf den 20. Juli 2020. Quelle: a.a.O.

TV-Kritik