Sonntag, 17. Juli 2016

ADHS, Ritalin, Biologie und Psychologie

Quelle


Ich gestehe:
Ich habe viele Jahre lang "Matrize" mit tz geschrieben. Also: "Matritze". Wie "Matratze".
So kann mann/frau sich manchmal im Leben täuschen. Peinlich! (Oder?)

Ich gestehe außerdem:
Trotz Studium in Pädagogik habe ich fast ebenso viele Jahre gedacht und geglaubt, ADHS könne man "haben". - Also z.B.: "Kevin hat eine Aufmerksamkeit-Defizit-Störung (hyperaktiv)". Das meint: Er hat ein Defizit. Er kann sich nicht konzentrieren. Er kann seine Aufmerksamkeit nicht - also meistens in der Schule - er kann seine Aufmerksamkeit nicht auf den Unterrichts-Stoff und die Lehrkraft richten. Statt dessen zappelt er herum und stört den Unterricht.  Zappelphilipp-Syndom. (Oder Zappel-Philip? Oder Zappel-Phillip?) -

O.k.: Kevin zappelt. Kevin ist hyperaktiv. Kevin hat  ein Defizit. ADHS. Da muss man etwas gegen tun. Aber was?

Der Zappelphilipp.
Zeichnung von Heinrich Hoffmann 1844
"Mittlerweile stellen hyperkinetische Störungen wie ADHS zusammen mit Störungen des Sozialverhaltens die häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter dar." [a.a.O.]

"(ADHS) gehört zur Gruppe der Verhaltens- und emotionalen Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend (nach ICD-10: F90–F98). Sie äußert sich durch Probleme mit Aufmerksamkeit, Selbstregulation und Impulsivität sowie manchmal auch durch ausgeprägte körperliche Unruhe (Hyperaktivität). [wikipedia]

"Methylphenidat (kurz: MPH; Handelsname u. a. Ritalin) ist ein Arzneistoff mit stimulierender Wirkung. Er gehört als chemisches Derivat zu den Phenylethylaminen. Methylphenidat findet bei der medikamentösen Therapie der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) Anwendung." [wikipedia
 

  • Ja, Ritalin wirkt oft. ADHS geht dann weg, wenn Kevin es nimmt.
  •  So wie ein Schlafmittel wirkt. Die Schlaflosigkeit geht weg, wenn man es nimmt.

Quelle
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Aber warum zappelt Kevin?
Das Defizit liegt nicht bei ihm, in ihm, in seinen Genen, in einer Infektion.
Nein, mit seinem Zappeln äußert er ein (befürchtetes) Defizit von außerhalb laut- und bewegungsstark:

Ich, Kevin möchte etwas haben, das ich nicht bekommen habe,
das mir aber zusteht. Das mir schon als Baby und Kleinkind zustand. Und deshalb mache ich aktiv auf mich aufmerksam. Ich "störe", ich rufe in den Unterricht, ich laufe herum: "Hallo, hier bin ich!" / "Übersieh mich nicht!" / "Ich habe Angst, ich werde vergessen und übersehen." / "Ich möchte Aufmerksamkleit bekommen." -

Kevin ist wahrscheinlich schon als Baby etwas in Fleisch und Blut über gegangen: Wenn ich von meinen Eltern und Ernährern, von denen buchstäblich mein Leben viele Jahre lang abhing, die Aufmerksamkeit und die Zuwendung bekommen will, die ich als Kind durch meine Existenz verdient habe und zum Überleben brauche, dann muss ich ordentlich strampeln und mich laut bemerkbar machen.
Und wenn ich das nicht tat, dann musste ich zu lange warten und geriet in panische Angst, dass ich verlassen wurde, alleine auf der Welt bin, hilflos bin, sterben muss...

Ich weiß das alles nicht, ich kann das nicht formulieren, ich kann ja noch nicht sprechen.
Und wenn ich Jahre später ein Schüler sein werde, ein Jugendlicher, dann werde ich das immer  noch nicht formulieren können, denn niemand kann sich an das bewusst erinnern, was bis etwa zum 3. Lebensjahr geschehen ist. Aber das Geschehen ist da. Es ist im grünen Holz gewachsen. Wie bei einem Baum, der im Sturm aufwuchs. Er bleibt schief, auch wenn kein Sturm mehr weht und wenn der Baum schon groß ist.
 Diese Angst aus der Kindheit steckt tief in Kevin drin, in den Teilen seines Gehirns, in denen Emotionen und überlebenwichtige Funktionen gespeichert sind. - Und sie werden sein Leben lang wirksam sein. Das psychische Geschehen hat biologische Spuren hinterlassen.

Aus Psychologie wurde Biologie, und aus Biologie wird wieder Psychologie.

Der Unterschied zur Pflanze:
Kevin kann denken, wenn er "groß" geworden ist. Er kann sich erklären lassen, warum etwas schief läuft. warum er "schief" steht, obwohl kein Sturm mehr weht. Warum er im Unterricht zappelt und nach Aufmerksamkeit schreit, obwohl die LehrerInnen ihn auch ohne Zappeln wahrnehmen würden - das kann er dann verstehen und begreifen, "lernen". Wenn es ihm jemand erklärt. Vielleicht kann ihm Ritalin dabei eine Zeit lang helfen, zur Ruhe zu kommen, das Geschehen zu verstehen und - vielleicht mit Unterstützung von außen - Gegenstrategien zu entwickeln, "Prothesen" zu finden, ohne dieses in der Kindheit "erlernte" und damals sinnvolle und überlebenswichtige Verhalten zu leben.

Haben auch Erwachsene ADHS?
Ja. Die Geschichte ist die gleiche.

Siehe auch:
und



Sonntag, 10. Juli 2016

Verkrustete Traditionen im Islam und deren Kritik und Reform von innen (und außen)

Quelle: kulturradio rbb
Ahmad Mansour 
  • wurde 1976 in Israel in dem damaligen kleinen arabischen Dorf Tira (heute Kleinstadt) als Sohn arabischer Israelis geboren. In seiner Schulzeit kam er in Kontakt mit einem fundamentalistischen Imam, wodurch er beinahe zu einem Islamisten wurde. Er studierte Psychologie  (1996–1999) in Tel Aviv, löste sich vom Islamismus. Nachdem er einen Anschlag miterlebt hatte, ging er 2004 nach Deutschland, setzte später sein Studium in Berlin fort. Dort arbeitet er als 
  • wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentrum für demokratische Kultur in Berlin, 
  • ist Programmdirektor der European Foundation for Democracy  
  • und Sprecher des Muslimischen Forums Deutschland. [Quelle: wikipedia u.a.] 



Er schreibt:
"Ich entspreche nicht dem Klischee dessen, der sich ausschließlich über rassistische Vorurteile beklagt – auch wenn ich das durchaus tue – , sondern
  • ich begrüße die Demokratie, in der ich hier lebe,
  • und ich kritisiere offen und deutlich die konfessionelle Enge der muslimischen Communities hier im Land.
  • Ich kritisiere muslimische Dachverbände wie Ditib oder den Zentralrat der Muslime,
die behaupten, im Namen meiner Religion zu sprechen und für alle Muslime in Deutschland, was schon allein statistisch nicht stimmt.

Ich setze mich für innerreligiöse und gesellschaftliche Reformen ein und spreche
öffentlich darüber, dass vieles schiefläuft in den Familien, an den Schulen, in der Gesellschaft, im Umgang mit religiösem Fundamentalismus und islamischem Radikalismus. [...]"
"Brennende Probleme der muslimischen Communities":

"Den kritischen Muslimen wird die Debatte in Deutschland von zwei Seiten verweigert:
  1. von den offiziellen muslimischen Verbänden
  2. und von den meisten linken, grünen Milieus. -
Das ist erstaunlich und sollte zu denken geben. In beiden Lagern weigert man sich, brennende Probleme der muslimischen Communities klar zu benennen und anzugehen.
Diese Probleme sind, unter anderem: 
  1. Das Anwachsen eines gefährlichen Fundamentalismus,der immer mehr junge Leute in den Terrorstaat des IS zieht,
  2. das Ausgrenzen von Frauen als Menschen zweiten Ranges,
  3. die Erziehung von Kindern mit Angstpädagogik,
  4. eine Sexualfeindlichkeit, die zugleich hochgradig se­xualisiert wie tabuisiert,
  5. ein Buchstabenglaube, der den Koran nicht in seinem historischen und lokalen Kontext versteht, sondern als von Allah diktierten Text begreift.
Tausende von Beispielen zeigen, wie unfrei und unglücklich das Kleben an diesen Vorstellungen macht." [...]
  • "Traditionelles Islamverständnis befördert sexuelle Tabus und sexuelle Gewalt. Es hat enormen Einfluss auf das Verhalten der Geschlechter zueinander.-
Was in der Kölner Silvesternacht* passiert ist,
hat sein Vorbild auf dem Kairoer Tahrirpatz und anderswo.

Von der „religiösen Tradition“ zur sexuellen Abstinenz gezwungene junge Männer, greifen auf Frauen in der Öffentlichkeit zu.

Das festzustellen ist nicht rassistisch, sondern ein Fakt.
Wir, die Muslime, haben das Problem –
die kritischen unter uns benennen es und brauchen die Solidarität der Demokraten im Land.

Von der AfD, von Pegida wollen wir sie nicht, denn sie ist keine. Solange die muslimischen Verbände – ebenso wie die Grünen und Linken – leugnen,

  • dass ein traditionell patriarchalisches Verständnis des Islam den fundamentalistischen Muslimen in die Hände spielt,
solange haben bei diesem Thema AfD und Pegida das Sagen.Die Neue Rechte pachtet das Benennen der Probleme für sich – und sie tut es auch tatsächlich: hetzend und rassistisch, statt politisch aufklärend, soziologisch klar und religionsanalytisch. [...]
Wir kritischen Muslime sind viele. 
Mehr als Ihr denkt. Im April 2015 habe ich in Berlin das „Muslimische Forum Deutschland“ mitgegründet. Wir streiten für einen humanistischen Islam, für eine Debatte innerhalb der muslimischen Community. Wir sind JournalistInnen, IslamwissenschaftlerInnen, wir sind SoziologInnen, PsychologInnen, Studierende. Und wir alle sind Teil dieser Gesellschaft. Traut euch, uns zuzuhören, mit uns zu diskutieren!" [Quelle und ganzer Text] 
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Literatur:


Warum zieht es Jugendliche in den Dschihad? Ist der Islam verantwortlich für den Terror? Und wie können wir uns dem religiösen Extremismus stellen? Bislang stehen Politik, Gesellschaft und besonders die Schulen diesen Fragen hilflos gegenüber. ... Mansour beantwortet diese Fragen mit beeindruckender Klarheit und Reflexion. Denn keiner kennt wie er beide Seiten. Bevor er den mühsamen Ausstieg schaffte, war er selbst radikaler Islamist. Jetzt arbeitet Ahmad Mansour in Berlin als Psychologe und betreut Familien von radikalisierten Jugendlichen. Vor dem Hintergrund seiner eigenen Erfahrungen und seiner konkreten Präventionsarbeit zeigt er beeindruckend, dass eine Deradikalisierung möglich ist und plädiert für eine Reform des praktizierten Islam. [Klappentext



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p.s.:
Religiösen Fundamentalismus findet man ebenso bei "religiösen Communities" in anderen großen Religionen. -  Mit sich überschneidender Thematik:
  • Ausgrenzung von Frauen, z.B. für das Priesteramt in der katholischen und den christlich-orthodoxen Kirchen.
  • Buchstabenglaube, z.B. in pietistischen, evangelikalen Kreisen der evangelischen/protestantischen Kirchen
  • Angstpädagogik in einigen sog. christlichen "Sekten" mit Berufung auf Sprüche 13,24 in der Bibel: "Wer seiner Rute schonet, der hasset seinen Sohn; wer ihn aber liebhat, der züchtiget ihn bald". - Drohungen mit dem Jüngsten Gericht, dem Fegefeuer, der Hölle... .
  • Sexualfeindlichkeit, wie z.B. jüngst wieder in der Württembergischen Evangelischen Landeskirche ...
Die württembergische Landeskirche zählt zu den homofeindlichsten in Deutschland. Trotzdem hat sich ein gleichgeschlechtliches Paar in Böblingen am 25. Juni 2016 das Ja-Wort gegeben. Die Segnung eines lesbischen Paares in der evangelischen Stadtkirche St. Dionysius in Böblingen, die bereits vor zwei Wochen durchgeführt wurde, sorgt für Irritationen. Der Stuttgarter Kirchenrat Dan Peter erklärte gegenüber der Evangelischen Nachrichtenagentur "Idea", dass der Fall derzeit überprüft werde. "Die beschriebene Handlung ist mit den derzeitig gültigen Regelungen der Landeskirche nicht vereinbar", kritisierte Peter."
  •  und in anderen evangelischen "Communities" (nicht nur) in Württemberg.
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* Kölner Silvesternacht - Ein halbes Jahr danach:

Der 26-jährige Hassan T. und der 20-jährige Hussein A. werden zu einjährigen Freiheitsstrafen auf Bewährung verurteilt. Das Gericht sieht es als erwiesen an, dass der Jüngere der beiden, ein irakischer Flüchtling, Lena S. sexuell genötigt hat. Der Ältere, ein Algerier, lebt seit eineinhalb Jahren in einer Asyl­un­ter­kunft in Kerpen bei Köln. Weil er nicht eingriff, wird er wegen Beihilfe zu sexueller Nötigung verurteilt. Und wegen versuchter Nötigung, weil er Jennifer D.s Verlobten bedrohte.

Der Urteilsspruch kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Beweislage zu den sexuellen Übergriffen erschreckend dünn ist und wohl auch bleiben wird. Erst zwei Verfahren gab es dazu vor dem Amtsgericht – angesichts von 491 Strafanzeigen, angefangen von Beleidigung bis hin zu Vergewaltigung, ist das sehr ­wenig.
In einem ersten Verfahren An­fang Mai musste der Vorwurf der sexuellen Nötigung wieder fallen gelassen werden, weil das Opfer den Angeklagten nicht wiedererkannte. Und das ist das Hauptproblem: Die Opfer erkennen die Männer, die sie bestohlen oder begrapscht haben, nicht wieder. Es war dunkel, eng, chaotisch – die Frauen wollten einfach nur weg. -

„In den gravierendsten Fällen, also bei Vergewaltigungen, haben wir bislang keine Verdächtigen“, sagt er. Insgesamt 1.000 Stunden Videomaterial hat die „Soko Neujahr“ ausgewertet, stark ver­pixelte Aufnahmen aus der dunklen Bahnhofshalle. „Super-Recognizer“ unterstützten sie, besonders geschulte Fahnder, die auch auf schlechten Videoaufnahmen Personen erkennen können. „Die Ermittler haben sogar den Weg der Opfer durch den Hauptbahnhof nachverfolgt, und ihnen dann Videosequenzen von verschiedenen Orten gezeigt“, sagt Bremer. Doch vergeblich, die Frauen erkannten keine Gesichter.
Wie sie sich verabredet haben, bleibt unklar
Anfangs arbeiteten 150 Leute bei der „Soko Neujahr“, jetzt sind es noch 17. Sie werten weiterhin vor allem Handyverbindungen aus – noch immer die besten Beweise: Handys lassen sich orten, ihr Verkauf durch Seriennummern belegen. Damit lassen sich Diebstahl und Hehlerei nachweisen. Aber eben keine sexuel­len Übergriffe.
Insgesamt laufen gegen 215 Beschuldigte Ermittlungsverfahren, in 43 Fällen auch wegen sexueller Gewalt. Nur drei Verdächtige sitzen wegen ­einer Sexualstraftat in Untersuchungshaft. Zwei Drittel der Tatverdächtigen stammen aus Nordafrika, bei der Hälfte ist der Aufenthaltsstatus ungeklärt.
Seit Jahren kümmert sich bei der Kölner Polizei ein speziell geschultes Team um das „Maghrebmilieu“, sammelt die Daten nordafrikanischer Straftäter in einer eigenen Datei namens „Nafri“. Was viele erstaunte: Es gibt keine Überschneidungen mit den Tätern der Silvesternacht. Das heißt, die meisten Beschuldigten stammen nicht aus der Kölner Antänzerszene, sie sind erst im Herbst oder Winter 2015 nach Deutschland eingereist. An Silvester kamen sie aus verschiedenen Städten Nordrhein-Westfalens nach Köln.
Wie sie sich verabredet haben, ist immer noch ein Rätsel. Auch im Verfahren von Jennifer D. und Lena S. konnte nicht geklärt werden, ob und woher die Angeklagten sich kannten und was sie auf die Domplatte geführt hatte.
Es gibt bis heute keine Hinweise auf ein organisiertes Verbrechen oder auf einzelne Drahtzieher. Alles deutet darauf hin, dass sich die Männer spontan zu Gruppen zusammenschlossen. Um mehr zu erfahren, werten die Ermittler auch soziale Medien aus, lassen Chatverläufe aus dem Arabischen übersetzen. ... [Quelle und ganzer Text]




Donnerstag, 7. Juli 2016

Koran's Spirit of Gender Equality -

 
Adam and Eve: Gender Equality
The concept of gender equality is best exemplified in the Quranic rendition of Adam and Eve. The Quran states that both sexes were deliberate and independent and there is no mention of Eve being created out of Adam's rib or anything else. Even in the issue of which sex was created first is not specified, implying that for our purpose in this world, it may not matter.[Der ganze Artikel]
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Lily Zakiyah Munir
The Koran's Spirit of Gender Equality
Lily Zakiyah Munir, Head of the "Center for Pesantren and Democracy Studies", Indonesia, argues that it is not the Koran, but social convention of patriarchal cultures that deprive women in Islamic countries of their equal social status
Lily Zakiyah Munir, Head of the "Center for Pesantren and Democracy Studies", Indonesia, argues that it is not the Koran, but social convention of patriarchal cultures that women in Islamic countries are deprived of equal social status.... [Der ganze Artikel]

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Maria, die Mutter Jesu, im Koran

"Maria wird im Koran eine enorme Aufmerksamkeit entgegengebracht. 
Sie ist die einzige Frau, die namentlich erwähnt ist. Von den 114 Suren, sind allein ihr und ihrer Sippe `Imraan jeweils eine eigene, ganze Sure gewidmet (Sure 19, Maryam; Sure 3, al-`Imraan, siehe unten).
An der Verkündigungs- und Geburtsgeschichte Marias wie auch Jesus sind deutliche Parallelen zum Lukas-Evangelium (und zum apokryphen Jakobusevangelium) zu erkennen.
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Apokryphe Schriften sind religiöse Schriften jüdischer bzw. christlicher Herkunft aus der Zeit zwischen etwa 200 vor und 400 nach Christus, die nicht in den biblischen Kanon aufgenommen wurden.
       Das sogenannte Protoevangelium des Jakobus ist eine frühchristliche Schrift, die vermutlich um die Mitte des 2. Jahrhunderts [also später als die 4 Evangelien, die wir heute im Neuen Testament finden]  entstanden ist. 
Der Name leitet sich vom griechischen prōtos „das erste“ oder „Anfangs-“ her und kann mit „Vorevangelium“ übersetzt werden.
Entgegen dem sonstigen Sprachgebrauch von Evangelium als Darstellung des Lebens Jesu ist das Protoevangelium ein Marienleben. Es greift über die Geburt Jesu hinaus und erzählt ausführlich von der Herkunft Marias, der Mutter Jesu. So kommt es dem Wunsch nach zusätzlichen Berichten über die Mutter Jesu – über die spärlichen Stellen in den vier kanonischen Evangelien hinaus – entgegen. In der gesamten Kirche war die Schrift sehr populär; sie wurde aber nicht in den Kanon der biblischen Schriften aufgenommen. [wikipedia]

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Der Koran berichtet, gleich dem apokryphen Jakobusevangelium, dass Marias Mutter einen Eid geleistet habe, sie werde, gleichgültig welches Geschlecht das Kind habe, ihr Neugeborenes Gott weihen.
Der Vater Marias wird im Protoevangelium mit dem Namen Joachim genannt, wo hingegen er im Koran `Imraan heißt. Spätere islamische Historiker nennen ihn Ju’akim. Auffällig hinsichtlich seiner Person ist jedoch, dass der Vater Marias im Koran - im Gegensatz zum christlichen Protoevangelium - in den Hintergrund rückt und die Mutter Marias ebenso wie Maria selbst die Handlung übernehmen.
Marias Geschichte enthält im Koran eine klare Dominanz der Weiblichkeit. [Quelle]

Eine Sure mit einem "gender-orientated-subtext"
(nennt es Angelika Neuwirth, * 1943, Universitätsprofessorin und Inhaberin des Lehrstuhls für Arabistik an der Freien Universität Berlin).

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Sure 3, Vers 33-37

33 Gott erwählte Adam, No-ach, Abrahams Leute und die Leute Imraans aus aller
Welt [alles Männer]

34 die einen als Nachkommen der anderen.
Gott hört und weiß.

35 Als Imraans Frau sagte: 
„Herr, was in meinem Leib ist, gelobe ich dir: Es sei geweiht. So nimm es von mir an!
Du bist der Hörende und Wissende."

36 Als sie es dann geboren hatte, sagte sie:
„Herr, ich habe ein Mädchen geboren ‑

Gott wusste am besten, was sie geboren hatte. Das Männliche ist nicht wie das Weibliche. Ich habe es Maria genannt und stelle es mit ihren Nachkommen unter deinen Schutz vor dem gesteinigten Satan."

37 Da nahm ihr Herr sie gut an und ließ sie gut heranwachsen. Er gab sie Zacharias zur Obhut. Sooft Zacharias zu ihr in den Tempel ging, fand er sie versorgt. Er sagte:
„Maria, woher hast du das bekommen?"
Sie sagte:
„Von Gott. Gott versorgt, wen er will, ohne Berechnung."
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Dieser Koran "für Kinder und Erwachsene" ist leichter zu lesen als ein "normaler" Koran, weil die Suren (=Kapitel) dem Inhalt nach zusammengestellt wurde - und nicht der Länge nach (die längste zuerst, die kürzeste zuletzt.

So gibt es in diesem Buch ein Kapitel "Vorbildliche Frauen", in dem die Suren über Maryam/Maria [die Mutter Isas/Jesu] und Balqis [die Königin von Saba] gesammelt sind, ergänzt durch einen erläuternden Abschnitt über "Mut zum Widerstand". (Seite 173 - 183)




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„[...] Maria wird im Koran zusammen mit ihrem Sohn als ,Zeichen für die Menschen' charakterisiert. Auch an ihr kann Gottes Handeln abgelesen werden. Sie gilt als Typos der glaubensbereiten Frau und wird als Beispiel für die Gläubigen hingestellt. Wie die Frau des zunächst ungläubigen Pharao im Gebet ihren Glauben bekennt (Sure 66,11) und wie die Königin von Saba den Ungläubigen ihrer Umgebung im Glauben vorangeht (Sure 27,23-33) [...].

Maria wird in der islamischen Tradition zusammen mit Aisha [die dritte und jüngste Frau Mohammeds],  Khadidja/Chadidscha [die erste Frau Mohammeds und seine erste Anhängerin]  und Fatima [Tochter Mohammeds aus der Ehe mit Chadidscha] als eine der vier besten Frauen, die je gelebt haben, angesehen und gilt als Haupt der Frauen im Paradies.
Wie Abraham (Sure 19,41), Idris (Sure 19,56) und Joseph, der Sohn Jakobs (Sure 12,46), wird auch Maria im Koran als ,siddika' charakterisiert, was soviel wie ,gerecht' und ,fromm', auch ,wahrhaftig sein' bedeutet. Quelle: L. Hagemann — E. Pulsfort, Maria die Mutter Jesu in Bibel und Koran (1992)




Der Koran erzählt in Sure 19, 

dass Jesus (Isa) von Maria (Miriam/Maryam) "an einem fernen Ort" unter einer Dattelpalme geboren wurde. -
Also nicht in einem "Haus" (wie im Matthäus-Evangelium) und auch nicht in einem "Stall" (wie im Lukas-Evangelium) wie es im Neuen Testament in der Bibel überliefert wurde.

Dienstag, 5. Juli 2016

Feminismus und Anti-Islamismus. Feminismus kann auch reaktionär sein.


Früher dachte ich immer, 

Feminismus sei stets liberal, progressiv, humanistisch.
Und wenn mich als - progressiven Mann - eine feministische Frau um etwas bittet, dann muss ich zustimmen. -

Denn :Ich bin ja schließlich nicht von gestern/ frauenfeindlich/ machistisch/ reaktionär/ unliberal/ fortschrittsfeindlich/ und so....

Das war naiv.
Der (scheinbar) fortschrittliche Feminismus kann auch rassistisch sein. Klar: Antisemitisch wird er wohl nicht sein, das geht gar nicht. 
Aber.  Eine bisschen anti-islamisch kann auch ganz hip sein. 
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Zum Beispiel:

Eine als fortschrittlich und liberal geltende große  Schule in einer Universitätsstadt in Baden-Württemberg beschließt in der Lehrer_innen-Konferenz mehrheitlich und heuchlerisch und sinngemäß:

"Kopfbedeckungen sind im Unterricht nicht gestattet". - Welche Lehrkraft möchte dem nicht zustimmen? -

Der Öffentlichkeit (und dem eigenen schlechten Gewissen) gegenüber wurde argumentiert:
Nein, es geht uns gar nicht um die Kopftücher von Mädchen, sondern/und auch um die Baseball-Caps der Jungen. -

Ja. Das war feige und heuchlerisch.
Denn:

Es ging natürlich und ausdrücklich in erster Linie/ wenn nicht ausschließlich um die Kopftücher der islamischen Mädchen. Sie, die Kopftücher,  waren der Grund dafür, dass die "Kopfbedeckung" auf die Tagesodrnung kam. - Warum sollte nicht eindeutig in der Schulordnung stehen:

  • Wir möchten nicht, dass islamische Mädchen Kopftücher tragen. 
  • Wir möchten auch nicht, dass Jungen Baseball-Caps tragen. 
  • Und wir möchten keine katholischen Nonnen in Tracht in unserer Schule sehen. - Oder doch, die dürfen?
  • Und wir wollen nicht, dass irgend eine Person mit einem Kreuz um den Hals an unserer Schule auftaucht. - Oder doch?
  • Wir dulden keine Hakenkreuze auf den Ärmeln der Jacken.
  • ...

  1. Hätte man der Queen das Kopftuchtragen in der Schule auch verboten? 
  2. Hätte man Mutter Teresa gebeten, sich in der Schule zu entschleiern? 
  3. Hätte Obama in der Schule das Käppi absetzen müssen?
Mutter Teresa
Königin Elisabeth II

US-Präsident Obama
Martin Luther mit Cap
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Das Verbot der Kopftücher für Mädchen: "Kultur-Imperialismus" / Wir wissen, was gut ist/ Wir wissen, was gut für die Mädchen ist/ Wir sind fortschrittlich, und das setzen wir durch/ Wir sind die Guten/ Die Anderen sind noch im Mittelalter/ We are the world..../ Die Kinder des Lichts gegen die Kinder der Finsternis. - Oder so. 


Quelle
Eine ähnliche "verborgene" Islamophobie gibt es beim Thema Kinder-Ehe und Viel-Ehe. "Seit Beginn der Flüchtlingskrise kommen immer mehr minderjährige Mädchen mit ihren oft volljährigen Ehemännern ins Land." (siehe unten).

Schnell hört man dann Sätze wie "Ja, schon der islamische Prophet Mohammed war ja ein Kinderfi...., ein Kinderschänder". (siehe unten). -

Noch nie (?) hörte man: "Mahatma Gandhi war ein Kinderschänder."
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Saudi-Arabien ca. 620 / Indien 1882/ China 1885 & 1908/ Deutschland  2016
Quelle: wikipedia

 Mohandas Karamchand Gandhi, genannt Mahatma Gandhi;
* 2. Oktober 1869 in Porbandar, Gujarat; † 30. Januar 1948 in Neu-Delhi, Delhi) war ein indischer Rechtsanwalt, Widerstandskämpfer, Revolutionär, Publizist, Morallehrer, Asket und Pazifist.Gandhi wurde bereits im Alter von sieben Jahren mit der gleichaltrigen Kasturba verlobt; 1882 wurde er im Alter von 13 Jahren durch seine Familie mit ihr verheiratet. Die Ehe dauerte 62 Jahre.

Gandhi kritisierte später sowohl in seinen Werken als auch in der Öffentlichkeit die Kinderheirat, die damals in Indien üblich war und auch heute noch existiert. In seiner Autobiographie Mein Leben schreibt er: „Ich sehe nichts, womit man eine so unsinnig frühe Heirat wie die meine moralisch befürworten könnte.
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Mao Y-ichang,
der Vater von Mao Tse Tung [Mao Zedong] wurde 1885 im Alter von 18 Jahren mit der 15-Jährigen Yi-Chang verheiratet. Kurz nach der Hochzeit verpflichtete sich Yi-chang als Soldat, um Geld zu verdienen und de Schulden der Familie abzubezahlen, was ihm nach einigen Jahren auch gelang.
Yi Changs erstes und zweites Kind starben. Mao Tse Tung war ihr dritter Sohn, aber das erste ihrer Kinder, das überlebte. "Tse-Tung" bedeutet: "Auf den Osten scheinen".
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 Mao Tse Tung,
*26. Dezember 1893,  hatte 1907 im Alter von 13 Jahren schon seinen vierten Privatlehrer verschlissen. Sein Vater stellte die Zahlungen ein und war sehr darauf aus, dass sein Sohn heiratete.
Seine Nichte hatte ganau das richtige Alter für eine Ehefrau, denn sie war 4 Jahre älter als Mao.
Die Hochzeit wurde 1908 gefeiert, als Mao 14 Jahre alt war und seine Braut 18. - Die Braut starb 2010. Mao war mit 16 Jahren Witwer. Seine frühe Heirat machte Mao zum erbitterten Gegner von arrangierten Ehen.
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2016:
Kinderbräute in Deutschland 

Seit Beginn der Flüchtlingskrise kommen immer mehr minderjährige Mädchen mit ihren oft volljährigen Ehemännern ins Land. Laut einem Zeitungsbericht aus der "Welt" sind mehr als 350 Fälle allein aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg bekannt. Die Gesamtzahl dürfte laut Experten deutlich höher sein.
Quelle

Bisher ist das Heiraten in Deutschland erst ab 18 Jahren erlaubt, mit Sondergenehmigung ab 16. Geprüft wird nun, ob die Ehemündigkeit in Deutschland generell auf 18 Jahre angehoben werden soll. Geklärt werden soll zudem, ob nach ausländischem Recht geschlossene Ehen die Anerkennung in Deutschland versagt werden soll, wenn in Deutschland keine Ehemündigkeit bestehe. Muslimverbände, aber auch Flüchtlingsaktivisten, fordern, man müsse die fremde Kultur respektieren.

Rohe:
Im traditionellen Islam und im islamischen Recht gibt es Vorschriften; 9 ist das Mindestalter für Mädchen, 12 für die Jungs.

"Was passiert, wenn wir Minderjährige haben, die mit einem volljährigen Ehemann oder umgekehrt auftauchen?  Der Staat trennt minderjähige Mädchen von ihren Ehemännern. Das beschäftigt zunehmend auch Gerichte.

Zum Beispiel in Aschaffenburg.
Sie: 14. - Er: 21. 
Beide aus Syrien. 
 "Er habe auf dem ganzen Weg auf sie aufgepasst. Weil sie ein besseres Leben haben wollte, sei sie nach Deutschland gekommen. Wenn sie gewusst hätte, dass es in Deutschland nur Streit mit dem Jugendamt gäbe, wäre sie nicht nach Deutschland gekommen."

Das syrische Personenstandgesetz:



Die Bamberger Gerichte entschieden:
Die 14-Jährige darf zurück zu ihrem Ehemann. Hinweise zu einer Zwangsehe gebe es nicht.

Der Bundesgerichtshof wird weiter entscheiden...
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 "Der Prophet Mohammed hat Aisha - seine dritte und jüngste Ehefrau - geheiratet, als sie sechs oder sieben Jahre alt war, und die Ehe mit ihr vollzogen, als sie neun Jahre alt war." 
"Denise Spellberg verweist auf die Bedeutung ihres frühen Heiratsalters und ihrer somit unumstrittenen Jungfräulichkeit als eine von mehreren Attributen, die sie in der (sunnitisch-)islamischen Historiographie in ihrer Position als Gattin des Propheten gegenüber seinen restlichen Ehefrauen hervorhebt und dadurch auch die Stellung ihres Vaters als erster Kalif befestigt." [über Denise Spellberg wikipedia] 
Ihr Vater Aishas, Abu Bakr, war etwa gleich alt wie Mohammed und einer seiner ersten Anhänger in Mekka. Nach dessen Tod wurde er der erste Kalif [Stellvertreter/Nachfolger Mohammeds, so wie in der katholischen Tradition die Päpste  als Nachfolger des Jüngers Petrus und Stellvertreter Christi auf Erden gelten] in der islamischen Tradition.

Mohammeds erste Frau, Chadidscha,  war seine Arbeitgeberin und etwa 15 Jahre älter als Mohammed. Sie gilt als Mohammeds erste Anhängerin. Als Mohammed ca. 25 Jahre alt war, hatte sie ihm die Ehe angeboten. Die gemeinsame Tochter Fatima - die jüngste von vier Töchtern aus dieser Ehe -  war die einzige von Mohammeds (acht) Kindern, die selber Nachkommen hatte.  

Mohammed hatte im Laufe seines Lebens zehn Ehefrauen. Er starb in den Armen Aishas als er etwa 62 Jahre alt war.

Wer mehr über Aischa und Mohammed wissen möchte, kann z.B. dieses Buch lesen: 
 

»Farbenprächtiger historischer Roman über die Anfänge des Islams. Im 7. Jahrhundert n. Chr. macht ein neuer Prophet in Arabien auf sich aufmerksam. Seine Botschaft der Erleuchtung fegt durch das Land wie ein Wüstensturm und einigt die zerstrittenen Stämme auf der arabischen Halbinsel.Seine junge Frau Aisha begleitet ihn auf diesem Weg: vom Propheten zum Krieger zum Staatsmann. Aber in der Stunde des größten Triumphes, der Rückeroberung von Mekka, wird Mohammed plötzlich krank und stirbt in den Armen seiner Lieblingsfrau. Von nun an wird sie ihren eigenen Weg gehen: Sie wird das Andenken ihres Mannes bewahren und Lehrerin, politische Führerin und Kriegerin werden.
"Gut erzählt und genau recherchiert - eine wunderbare Geschichte!" « (Fischer Taschenbuch 2011, ca. 11 Euro)
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