Montag, 7. März 2022

Alles verstehen heißt nicht: Alles verzeihen - Putin verstehen heißt nicht: Putin verzeihen --- Putin misszuverstehen wäre wohl das Problem?

 Alles verstehen heißt nicht: Alles verzeihen. ---
Ganz im Gegenteil.

Wie der Historiker Golo Mann Anfang der 1930er Jahre schon sagte: Es gehe darum den Hauptgegner (damals den Nationalsozialismus) zu verstehen, um ihn wirkungsvoll bekämpfen zu können.
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Putin-Missversteher Gysi: Mit Putin nun restlos fertig
"Ich bin zutiefst entsetzt und mit Putin restlos fertig." Während Millionen Menschen – wie er selbst auch – „tief bewegt“ seien und Hunderttausende demonstrierten, würden sie nur weiter alte Feindbilder kultivieren. „Die Nato ist böse, die USA sind böse, die Bundesregierung ist böse und damit Schluss für euch“, hält der linke Altvordere ihnen vor. Und er fragt: „Müssen nicht auch wir über uns nachdenken, eine gewisse Zäsur begreifen?“
 
Mit "sie" meint Gysi, (der außenpolitischer Sprecher der Linksfraktion im Bundestag ist) Sahra Wagenknecht nebst Sevim Dağdelen, Andrej Hunko, Klaus Ernst, Żaklin Nastić, Christian Leye und Sören Pellmann.
Im Anschluss an die Bundestagsdebatte vom Sonntag (27.2.2022) hatten dies eine gemeinsame Erklärung verfasst. "In dieser Erklärung verurteilen sie zwar pflichtschuldig den Überfall Russlands auf die Ukraine als völkerrechtswidrigen Krieg, der durch nichts zu rechtfertigen sei. Ansonsten vermeiden sie jedoch kritischere Töne gegenüber Wladimir Putin." (Quelle)
Gysi: „Was mich wirklich entsetzt an eurer Erklärung, ist die völlige Emotionslosigkeit hinsichtlich des Angriffskrieges, der Toten, der Verletzten und dem Leid.“
Sahra Wagenknecht und die anderen UnterzeichnerInnen widersprachen.
 
Putin-Versteher Waleri Solovej: Putin ist außer sich vor Wut.
"Putins Pläne sind [in Bezug auf die Eroberung der ganzen Ukraine innerhalb von 2 Tagen, von der er schon 2014 als Möglichkeit gesprochen hatte] zusammengebrochen.
Daher fuhr er aus Verzweiflung zuletzt die Nuklear­drohung auf. Die Sanktionen werden immer schärfer und härter. Putin ist außer sich vor Wut. Alle fürchten ihn. Sie haben keine Angst, den Job zu verlieren, sondern umgelegt zu werden. Die Einschüchterung des Auslandsgeheimdienstchefs Sergei Naryschkin letzte Woche auf der Sitzung des Sicherheitsrats gibt davon einen Eindruck."  Quelle     
(Waleri Solovej 61, war bis 2020 Professor für Politik und Geschichte an der diplomatischen Kaderschmiede, MGIMO in Moskau. Aus politischen Gründen musste er die Hochschule verlassen.) 
 
Siehe dazu auch:
Talkshow Maybrit Illner 04.09.2014
u.a. mit dem Philosophen Richard David Precht, NATO-General a.D. Kujat u.a. .
(12,5 Minuten-Ausschnitt)
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Müssen "wir" - bezüglich des Überfalls auf die Ukraine - nun alle das Gleiche denken, meinen und fühlen?

"Krieg hat eine kollektivierende Wirkung, im Guten wie im Schlechten.
Wunderbar das Ausmaß an Anteilnahme; so kann Solidarität aussehen, wenn sie nicht beeinträchtigt wird durch Spaltungen und rassistische Vorbehalte, wenn sie europäischen Menschen gilt, Unsrigen – vielleicht gestern noch nicht ganz unsrig, aber doch heute.

Und ja, gewiss, auch ich habe demonstriert, gespendet, Empathie gezeigt. Aber da ist eine neue Art von Pandemie, sie ist geistig-politischer Art, ein mentales Strammstehen, das sich über Nacht unter jenen verbreitet hat, die öffentlich Stimme haben. Das Große Sprechen, nennen wir es so.
Es erklärt aus dem Heute des Kriegs rückwirkend die letzten 30 Jahre, als hätte es nie Alternativen zu der Situation gegeben, in der sich Europa heute befindet, und als wäre Putin schon in der Wiege ein Kriegsverbrecher gewesen.
Nein, ich relativiere seine Schuld nicht; dies ist ein durch nichts zu rechtfertigender Angriffskrieg."

Über die Sendung von Anne Will am 25.2.22 :
"Die Sendung war geprägt von einer kriegerischen Sprache und Furcht einflößenden Zukunftsaussichten, wie sie noch vor einer Woche unvorstellbar schienen." 
(t-online.de, "tagesanbruch")
 
SPD-Bundeskanzler Scholz versprach 100 Milliarden Euro "Kriegskredite"
zur Aufrüstung der Bundeswehr - und erhiel dafür stehende Ovationen und Bravo-Rufe aus dem Plenum des Bundestages. 2022 = 2014 ???

Der Historiker Golo Mann schrieb übrigens in seiner Deutschen Geschichte von 1958 über die deutsche Sozialdemokratie: Sie sei  »ein roter Faden der Vernunft, der sich durch die moderne Geschichte zieht«. Sie - und sie allein - stand lange Zeit für die » Tradition einer vernünftigen, völkerversöhnenden Außenpolitik«. Diese Politik sei »durch alle Umschwünge und Katastrophen hindurch von den deutschen Sozialdemokraten nie verraten worden, sie lebt auch heute noch«, heißt es in der "Vorrede" des Buches.

1914: "Hipp, Hipp, Hurra" - Postkarte gegen
Die Zustimmung der SPD zu den Kriegskrediten


Montag, 28. Februar 2022 taz
 
Florian Harms, Chefredakteur der Redaktion von t-online.de  meint und kommentierte:

"So stand er [Bundeskanzler Olaf Scholz] auch gestern am späten Abend in einem Airbus der deutschen Luftwaffe: nachdenklich, besorgt, aber entschlossen. [...] Seine Genossen in der SPD-Bundestagsfraktion hat er mit der massiven Aufrüstung der Bundeswehr überrumpelt, wohl noch nicht einmal die SPD-Spitzen waren vorab in alle Details eingeweiht. [...]
Derweil bereiten sich Kiews Einwohner mit Straßenblockaden aus Autoreifen und Schrott sowie selbstgebastelten Molotowcocktails auf die Invasion vor. Es ist ein Kampf wie David gegen Goliath, nur dass diesmal wohl nicht David gewinnt. [...]
Der Kanzler schaut sehr ernst, wenn er über die Tragödie spricht, die Zigtausende Ukrainer in den nächsten Tagen und Wochen erwartet.
Im Empörungssturm über den Krieg werden kritische Fragen kaum gehört.
Es herrscht der Herdentrieb. Das ist verständlich, auch hier im Tagesanbruch kommentieren wir ja scharf. Aber es ist auch riskant. Und es zeigt sich einmal mehr: Deutschlands politische Strukturen sind für die Bewältigung der Großkrisen unserer Zeit nicht gemacht."

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 EKD-Friedensbeauftragter gegen Waffenlieferungen an Ukraine

Der neue Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof  Friedrich Kramer, unterstützt nachdrücklich die Position der Bundesregierung, keine Waffen an die Ukraine zu liefern und im Streit mit Russland diplomatische Lösungen zu suchen. „Waffen können kein Teil der Lösung sein, sie würden eher zu einer Eskalation des Konfliktes führen“. Kramer rief in dem Interview dazu auf, nicht auf die Kriegsrhetorik zu hören. Es müssten alle Aspekte des Konfliktes beachtet werden: „Dazu gehört es auch, die Sicherheitsinteressen Russlands nüchtern in den Blick zu nehmen.“
Als einen Schwerpunkt seiner Arbeit als EKD-Friedensbeauftragter nannte Kramer, „dafür zu ringen, dass Deutschland dem seit einem Jahr in Kraft getretenen Atomwaffenverbotsvertrag beitritt“.
Der Bischof verwies auf die lange Tradition der Friedensarbeit evangelischer Christen in der DDR. Vor mehr als 30 Jahren hätten sie mit Friedensgebeten in überfüllten Kirchen gewaltfrei eine friedliche Revolution erreicht. „Die Mauer fiel, ohne Gewalt, der Kalte Krieg endete, die europäische Teilung konnte überwunden werden, Abrüstung wurde möglich. Die evangelischen Kirchen im damaligen DDR-Kirchenbund haben durch ihre friedensethische Arbeit viel dazu beigetragen“, erklärte der 
Bischof.

(VERÖFFENTLICHT AM 03.02.2022)

Friedrich Kramer, der seit September 2019 Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland ist, ist auch Friedensbeauftragter des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der Friedensbeauftragte der EKD soll den Angaben nach die kirchliche Friedensarbeit stärken und diese nach außen repräsentieren. Das Amt wurde 2008 geschaffen. Zudem bildet das Amt auch ein friedensethisches Pendant innerhalb der EKD zum Bischof für die evangelische Seelsorge in der Bundeswehr. Die Berufung gilt für die sechsjährige Ratsperiode.
In einer gemeinsamen Stellungnahme zum Krieg in der Ukraine äußern sich der Friedensbeauftragte des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Friedrich Kramer, und der Bischof für die Evangelische Seelsorge in der Bundeswehr, Bischof Bernhard Felmberg, wie folgt.
 
  • Für Kramer, der in der DDR aufgewachsen ist und sich in der dortigen Friedensbewegung engagiert hat, ist diese russische Sichtweise erstmal nachvollziehbar. Aus russischer Perspektive gehe die Aggressivität vonseiten der sich immer weiter ausbreitenden NATO aus.
Als Friedensbeauftragter hat Kramer auch die Situation der orthodoxen Christen in der Ukraine im Blick. Vor drei Jahren hat sich die orthodoxe Kirche in der Ukraine gespalten. Deswegen gibt es heute die "alte " orthodoxe Kirche, die nach wie vor zum Moskauer Patriarchat gehört, dem Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche. Und es gibt eine "eue ukrainisch-orthodoxe Kirche. 
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Ginge es auch anders?

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