34 Gemeinschaftsschulen hat die neue grün-rote Regierung in BW genehmigt. Kein Gymnasium will sich in eine Gemeinschaftsschule umwandeln. Und 33 der 34 Schulen, die sich in eine Gemeinschaftsschule umwandeln wollen, sind Hauptschulen oder "Werkrealschulen" - (ein beschönigender "Deck-Name" der vorhergehenden schwarz-gelben Landesregierung für Hauptschulen, die ein zehntes Schuljahr anbieten).
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Warum wollen diese 33 Schulen Gemeinschaftsschulen werden? Bei einigen Schulen war es pädagogische Triebkraft, die sie angetrieben hatte, einen Antrag zu stellen, so z.B. bei Hans-Joachim Bürner, dem 63-jährigen Rektor der Bickebergschule im Schwarzwald:
Hans -Joachim Bürner, 63, ist ein Macher. "Ich bin gegen das Fallenlassen und Aussortieren von Kindern", meint er. Längeres gemeinsames Lernen sei der richtige Weg. Jahrelang versuchte er, seine unorthodoxen Ideen von einer besseren Schule umzusetzen. Ohne Erfolg. - Dann kam eine neue Landesregierung und jetzt hängt an der Tür seiner Schule in Villingen-Schwenningen das Schild "Bald Gemeinschaftsschule".Die Bickebergschule ist zum Vorzeigeprojekt geworden, die Kritik an der Gemeinschaftsschule ficht Bürner nicht an. Er sagt: "Jahrelang mussten wir mit angezogener Handbremse fahren, jetzt können wir endlich so richtig Gas geben." Den Bildungsaufbruch möchte er jetzt unbedingt noch mitgestalten: er hat seine anstehende Pensionierung um ein Jahr verschoben.
Warum wollten gerade so viele Hauptschulen Gemeinschaftsschule werden? Die meisten stellten den Antrag aus purer Not: Den Hauptschulen laufen immer mehr SchülerInnen weg, die Eltern möchten ihre Kinder mindestens auf die Realschule schicken. Die Hauptschulen wurden zu Rest-Schulen.
Es gibt auch Ausnahmen in Gemeinden, in denen es keine Realschulen in der Nähe gibt und genug gute Lehrstellen, so dass die SchülerInnen auch nach dem Hauptschulabschluss einen Ausbildungsplatz finden können, um dann ggf. nach der Lehre noch die Mittlere Reife oder das Abitur nachzuholen. Das war übrigens in BW schon immer besser möglich als in den meisten anderen Bundesländern; selbst PISA-Koordinator Schleicher lobte in diesem Punkt Baden-Württemberg.
Manche Hauptschule bekam pro Jahrgang noch nicht mal mehr eine einzige Klasse zusammen. Die Hauptschule wäre geschlossen worden, die LehrrerInnen und die Schulleitung hätten sich einen neuen Job an einem neuen Ort suchen müssen, der Bürgermeister hätte evtl. seine einzige Schule am Ort verloren und die "Hauptschüler" hätten mit dem Bus in eine andere Stadt fahren müssen. - Da war dann der Zusammenschluss mit einer Realschule - wenn es in der Nähe eine gab - die beste Möglichkeit. Manchmal stellten die Gemeinden auch den Antrag auf die Zusammenlegung ihrer Haupt- und Realschule, ohne ihre Realschule groß gefragt zu haben. Denn viele Realschullehrer, RealschülerInnen und deren Eltern finden das gar nicht gut, wenn plötzlich die "Rest-SchülerInnen" mit den RealschülerInnen gemeinsam lernen sollen. Ob das gut geht? Ob das Leistungs-Niveau nicht sinkt? Ob die RealschülerInnen nicht sittlich verdorben werden?
Das ist das kein guter Ausgangspunkt dafür, eine Gemeinschaftsschule zu starten. Keine Realschule wird den Zusammenschluss mit einer Hauptschule als attraktiv empfinden, weder Eltern noch LehrerInnen noch SchülerInnen, wenn nicht ein attraktives pädagogisches Konzept dahinter steckt.
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