Ok, eigentlich heißt das Buch von Prof. Oelkers etwas anders:
Aber immerhin hat es wenigstens mit Sex and Crime zu tun, und es erinnert mich an die "Kriminalgeschichte des Christentums" von Karlheinz Deschner. Denn so wie Deschner das Christentum am liebsten ungeschehen machen möchte, so möchte es Oelkers gerne mit der Reformpädagogik handhaben.
So wenig wie Deschners Bücher den Anspruch erheben können, die Geschichte der Kirche und des Christentums kritisch-angemessen und umfassend zu würdigen, so wenig ist Oelkers Buch eine Geschichte der Pädagogik dieser Zeit (Blütezeit ca. 1900-1950).
Das Buch beschäftigt sich, wie im Titel angezeigt, auf seinen gut 300 Seiten (nur) mit den DUNKLEN SEITEN DER REFORMPÄDAGOGIK und kommt zu dem Schluss:
Das wahre Gesicht der ursprünglichen Reformpädagogik ist gekennzeichnet von getarnten sexuellen Übergriffen, der Demütigung zahlreicher Schüler, von Führerkult und Intrigen.Und weil DIES das wahre Gesicht der Reformpädagogik ist (und die anderen 99% nur Tarnung und Täuschung), deshalb schüttet Oelkers dann auch das Kind Reformpädagogik mit dem Bade aus und stampft die gesamte Reformpädagogik in Grund und Boden.
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Ich muss sagen: Es lohnt sich, das Buch zu lesen, was Oelkers ausgegraben hat an dunklen Seiten ist wirklich spannend zu lesen und vielleicht auch anderswo nirgends so komprimiert zu finden.
Ich muss auch sagen: Ich habe mich schon im Studium mit der Reformpädagogik des 20. Jahrhunderts befasst, habe später zahlreiche Reformschulen von England (Summerhill) über Dänemark (Tvind) bis Deutschland besucht (die Laborschule in Bielefeld, die anthroposophische Hibernia-Schule in Wanne-Eickel, die Odenwaldschule in Oberhambach u.a.), doch hätte ich mir nicht träumen lassen, was dann über Gerold Ummo Becker, der von 1972-1985 Leiter der Odenwaldschule war, über die sexuelle Ausbeutung von Schülern ans Tageslicht kam.
Auch was Oelkers über das private Internat Abbotsholme und seinen Gründer Cecil Reddie (1858–1932) schreibt so wie über Gustav Wyneken (1875-1964) habe ich so nicht gewusst und geahnt. Nur Paul Geheeb, der Gründer der Odenwaldschule, kommt als Frauenheld in dem Buch noch relativ gut weg.
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Trotzdem habe ich mich manchmal gefragt, was Oelkers antreibt, mit solchem Furor und solcher Vehemenz "die" Reforpädagogik in Bausch und Bogen verdammen zu wollen.
Wer sich einen angemesseneren Überblick über die Geschichte der Reformpädagogik verschaffen will und die Zeit dazu hat, der oder die möge sich doch erst mal das Buch von Oelkers ausleihen und gleich danach dieses Buch (erschienen 2012) lesen:
Dann hat man den Eindruck:
Was vor über 100 Jahren im In- und Ausland als "Befreiung des Lernens" in einer "neuen Schule" begonnen wurde, hat auch heute für Schul- und Unterrichtsentwicklung noch ungeschmälerte Innovationskraft.
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