»Die SPD-Kultusministerin wurde von der eigenen Landtagsfraktion kalt abserviert.
Ihr Nachfolger im Amt, Andreas Stoch,
legt sich übermotiviert mit der Lehrerschaft an, vergrätzt die Lehrerschaft mit einem Ruf nach verpflichtenden Betriebspraktika außerhalb der Arbeitzeit in einer an Gerhard Mayer-Vorfelders Glanzzeiten erinnernden Rambo-Manier.
Selbst Genossen ärgert aber vor allem, dass Stoch den Stammtisch samt der dort noch immer zementierten Faulenzer-Vorurteile gegen eine ganze Berufsgruppe bedient wie keine seiner vier Vorgängerinnen. Denn die schlugen – parteiunabhängig – einen Ton an, der das Ansehen der Pädagogen in der Gesellschaft heben sollte, statt es fahrlässig zu unterminieren.
Gäbe es für Minister die guten alten Kopfnoten, hätte der Kultusminister in Betragen beste Aussichten auf mangelhaft. Auch ihn will sich Kretschmann jetzt zur Brust nehmen. Denn dem Grünen ist nur zu bewusst, dass "Gegenwind in der Bildungspolitik die Macht kosten kann".
Und der Pädagoge und grüne Ministerpräsident ist erfolglos mit seinen Disziplinierungsversuchen. Trotz mehrerer Klassenbucheinträge tanzen Winfried Kretschmann die sozialdemokratischen Bildungspolitiker auf der Nase herum. [...]
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Der Ministerpräsident spricht von zwei Säulen:
hie die Gemeinschaftsschule, da das Gymnasium. Sogar auf Peter Hauk sprang der Funke über.
Als die wenig später geschasste Kultusministerin Gabriele Warminski-Leutheußer den CDU-Fraktionschef im Spätherbst 2012 zum Besuch einiger Gemeinschaftsschulen anstiftete, da musste der unermüdliche Agitator gegen die "sozialistische Einheitsschule" sichtlich beeindruckt Engagement und Zustimmung von Eltern, Kindern und Lehrkräften anerkennen. Geholfen hat es nichts. [...]
Überhaupt die SPD.
Ihre Bildungspolitiker, die mit dem Aufbruch in eine neue Schulära die Grünen bei der nächsten Landtagswahl übertrumpfen wollen, finden keinen Draht zu den Lehrervertretern. Vereinzelte Gespräche, immer wieder Missverständnisse, kein stabiler Austausch, keine Verlässlichkeit. Es fehlt das Interesse der Handelnden am Diskurs mit Experten.
Die Strategie hat etwas Masochistisches,
denn naturgemäß trifft der anschwellende Ärger in der Lehrerschaft, in den Verbänden und vor allem in der GEW besonders die SPD. Speziell Fraktionschef Claus Schmiedel, früher selber Lehrer, macht sich unbeliebt. Als "Heulsusen" tituliert er Ende Mai Lehrerverbandsvertreter [...] . Zugleich verabschiedet sich Schmiedel gern im Alleingang von alten Vorhaben oder bringt neue ins Spiel. Sogar der Vorsitzende der erst kürzlich gegründeten parteiinternen SPD-Arbeitsgemeinschaft für Bildung, der Landtagsabgeordnete Gerhard Kleinböck, erfährt so manches erst aus der Zeitung und befindet sich damit in bester Gesellschaft:
Der Koalitionspartner und nicht zuletzt der Regierungschef bleiben ebenfalls uninformiert, wenn Schmiedel zum U-Turn ansetzt, so etwa zum unvermittelten Schulterschluss mit den "Heulsusen" vom Philologenverband. Die sind gegen die Radikalreform der Lehrerbildung, wie sie eine von der Landesregierung eingesetzte Kommission empfohlen hat.
Weil aber die Grünen dafür sind, ist Schmiedel reflexartig dagegen und an der Seite der Beamten.
Der Ministerpräsident gerät in Rage,
droht mit Nachsitzen und einem permanent tagenden Koalitionsausschuss, in dem alles, was das Licht der Öffentlichkeit erblicken soll, vorher auf den Tisch muss. Und wieder findet Kretschmann so recht kein Mittel für ein konstruktives Miteinander, gegen die Sabotagestrategie der Genossen: Wenn ein Erfolg auch den Grünen – in diesem Fall Wissenschaftsministerin Theresia Bauer – zugerechnet werden könnte, dann lieber gar kein Erfolg.«
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