Im Dezember 2013 stellte der Leiter des Referats für Bildung, Erziehung, Schulpolitik des Realschullehrer-Verbandes RLV - als Privatmann (?) - eine Petition an den Landtag BW auf der Plattform openPetition ins Netz. Der Verband ist nicht groß, denn alle RealschullehrerInnen-Verbände Deutschlands zusammen haben wohl nur 20.000 Mitglieder. Zum Vergleich: Die GEW (= Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft) hat alleine in Baden-Württemberg 48.000 Mitglieder. - Angesprochen werden durch die Petition (wenn man sich die darauf verlinkenden Webseiten anschaut) wohl vor allen Dingen evangelikale ChristInnen.
Siehe dazu auch:
- "Evangelische" Nachrichtengentur idea
(Leider sind die Namen "evangelisch" und "christlich" nicht geschützt - so dass man den Namen missbrauchen kann.)
Der Inhalt:
- Der Autor der Petition glaubt, "eine eklatante Schieflage soll Bildungsprogramm werden"
- und er befürchtet "pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung"
- oder ganz kurz gesagt: Den Untergang des christlichen Abendlandes.
Und wer würde angesichts solch schändlicher Absichten der Regierung nicht gerne gleich zum Stift bzw. zur Maus greifen wollen und eine Petition dagegen unterzeichnen!?
Der Autor (nebst idea) befindet sich in bester Gesellschaft:
»Am 20. Jahrestag der russischen Verfassung präsentiert Präsident Putin das Riesenreich als Verteidiger traditioneller Werte.
Er nutzte die Ansprache, um ausgiebig über Toleranz Homosexuellen gegenüber zu wettern.
Würde die Petition
gerne unterzeichnen.
Bildquelle
Kremlchef Wladimir Putin hat dem Westen vorgeworfen, mit seiner Abkehr von traditionellen Werten Stabilität und Frieden in der Gesellschaft zu gefährden. In vielen Ländern werde von den Menschen heute praktisch verlangt, "Gut und Böse" als gleichberechtigt anzuerkennen, kritisierte Putin bei seiner Rede an die Nation. Mit Blick auf die Homosexualität sagte der Kreml-Chef, sein Land sei "für die traditionellen Werte" und gegen die in vielen Ländern praktizierte "unproduktive Toleranz". Russland lehne die "unproduktive Toleranz ab, die nicht zwischen den Geschlechtern unterscheidet", sagte Putin am Donnerstag bei seiner jährlichen Rede an die Nation. Russlands Position sei die "Verteidigung der traditionellen Werte, die seit Jahrtausenden die moralische und spirituelle Grundlage der Zivilisation" bildeten. Putin hatte in diesem Jahr unter anderem per Gesetz verbieten lassen, in Gegenwart von Minderjährigen positiv über Homosexualität zu sprechen.« (Quelle)
Nach ca. 2000 Unterschriften war jedoch - erst einmal - Schluss mit der Petition:
Die Petition wurde wegen Nichtbeachtung der Nutzungsbedingungen gesperrt. Der ursprüngliche Petitionstext entsprach nicht den Nutzungsbedingungen, weil er nicht sachlich genug formuliert war, Formulierungen enthielt, die diskrimierend gewirkt haben und Aussagen nicht durch Quellen belegt waren. Petitionen, die gegen die Nutzungsbedingungen von openPetition verstoßen, werden beendet und gelöscht. - Und so geschah es.
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Es dauerte nicht lange, so klopfte jemand an die Haustür und rief: "Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht!" Aber die Geißlein hörten an der rauen Stimme, dass es der Wolf war. "Wir machen nicht auf", riefen sie, "du bist unsere Mutter nicht, die hat eine feine und liebliche Stimme; aber deine Stimme ist rau, du bist der Wolf!"
Da ging der Wolf fort zu einem Krämer und kaufte ein großes Stück Kreide, die aß er, machte damit seine Stimme fein und schrieb eine neue Version der Petition mit den gleichen Zielen wie zuvor. Dann kam er zurück, klopfte an die Haustür und rief: "Macht auf, ihr lieben Kinder, eure Mutter ist da und hat jedem von euch etwas mitgebracht."...
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Die Erstellung des Aktionsplans für Akzeptanz & gleiche Rechte Baden-Württemberg wird von Anfang an begleitet durch einen Beirat, bestehend
- aus Vertretungen der Ministerien,
- aller vier im Landtag vertretenen Fraktionen
- Vertretungen des landesweiten Netzwerks LSBTTIQ, das sich aus mehr als 60 verschiedenen Gruppen des Landes gebildet hat,
- den Kommunalen Landesverbänden,
- der Liga der freien Wohlfahrtspflege Baden-Württemberg,
- der Aidshilfe Baden-Württemberg
- und dem Landesgesundheitsamt Baden-Württemberg.
- eine "pädagogische, moralische und ideologische Umerziehung" beabsichtigen
- und "neue sexuelle Orientierungen pädagogisch propagieren" wollen
- oder im neuen Bildungsplan "eine übermäßige Fokussierung auf sexuelle Orientierung" beabsichtigen.
Im Grunde geht es im im Aktionsplan für Toleranz und gleiche Rechte schlicht und einfach darum,
den Geist der Allgemeinen Menschenrechte der Vereinten Nationen und die aktuelle europäische und deutsche Rechtsprechung dazu (u.a. auch) in den Bildungsplänen zur Sprache kommen zu lassen und entsprechend zu aktualisieren und zu ergänzen.
Siehe auch:
- UN-Menschrechtsrat: "Diskriminierende Gesetze... aufrund ihrer sexuellen Orientierung und geschlechtlicher Identität."
- Europarat-Studie "zur Diskriminierung aufgrund von sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität."
- Expertise des Deutschen Jugendinstituts (2011) "Zur Lebenssituation schwuler und lesbischer Jugendlicher in Deutschland" (Prof. Sielert/ Dr. Timmermanns, Universität Kiel)
- Dokumentation "Die Lebenssituation schwuler Jugendlicher" im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales (Ludwig-Maximilians-Universität München)
- Studie der Humboldt-Universität Berlin im Auftrag der Senatsverwaltung für Jugend, Bildung und Wissenschaft zur "Akzeptanz sexueller Vielfalt an Berliner Schulen" (Dr. Ulrich Klocke u.a.)
- Übersicht über weitere Studien (Hessisches Sozialministerium)
- Dokumente der Antidikriminierungsstelle des Bundes
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Dazu ein Beispiel: »Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) –
umgangssprachlich auch Antidiskriminierungsgesetz genannt – ist ein deutsches Bundesgesetz, das „Benachteiligungen aus Gründen
- der Rasse
- oder wegen der ethnischen Herkunft,
- des Geschlechts,
- der Religion
- oder Weltanschauung,
- einer Behinderung,
- des Alters
- oder der sexuellen Identität
Wenn das Landesnetzwerk nun auf Punkt 8, die sexuelle und geschlechtliche Identität "übermäßig fokussiert" - wie die Petition ihm vorwirft - dann nicht deshalb, weil es Punkt 1-7 des deutschen Antidiskriminierungs-Gesetzes vergessen hat, sondern allein deshalb, weil Punkt 8 bisher in den Bildungsplänen (und anderswo) vergessen wurde. Damit diese Art der Diskrimierung nicht wieder vergessen wird (in den Bildungsplänen, im Gesundheitswesen, in der Altenpflege, in der Ausbildung der PolizistInnen und anderswo), genau deshalb hat sich das Landesnetzwerk gegründet - und das war notwendig und auch gut so und hat sehr viel mit Ethik, Menschenwürde und Menschenrecht zu tun. - (Auch wenn das manchen Menschen aus ideologischen oder anderen Gründen nicht passt oder noch befremdlich und verwirrend erscheint.)
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Die Petition ist auch in der neuen Fassung immer noch diskriminierend,
indem sie die Dinge - Ursache und Wirkung - auf den Kopf stellt. Zitat:
»In „Verankerung der Leitprinzipien“ fehlt komplett die ethische Reflexion der negativen Begleiterscheinungen eines LSBTTIQ-Lebensstils, wie die höhere Suizidgefährdung unter homosexuellen Jugendlichen, die erhöhte Anfälligkeit für Alkohol und Drogen, die auffällige hohe HIV-Infektionsrate bei homosexuellen Männern, wie sie jüngst das Robert-Koch-Institut veröffentlichte, die deutlich geringere Lebenserwartung homo- und bisexueller Männer, das ausgeprägte Risiko psychischer Erkrankungen bei homosexuell lebenden Frauen und Männern.«Die Logik der Petition: Die "homosexuellen Männer" sind schlechte Menschen, denn sie begehen Selbstmord (was Sünde ist), sie sind Trinker und nehmen Drogen (was unmoralisch ist), haben HIV (was vielleicht die verdiente Strafe für ihre Sündhaftigkeit ist), leben kürzer (auch un-ethisch?) und haben ein ausgeprägtes Risko psychisch zu erkranken, weil ...
Statt zu fragen,
warum bei gleichgeschlechtlich orientierten Jugendlichen die Suizidrate 3 oder 4 mal so hoch ist wie bei anderen Jugendlichen (Die Petition: "Wir sind für eine wissenschaftlich orientierte Pädagogik in Schule, Unterricht und Lehrerbildung und gegen ideologische Theoriekonstrukte"), warum immer noch gleichgeschlechtlich orientierte Menschen mehr trinken als andere usw. und warum gerade deshalb die Antidiskrimierung so wichtig ist - wird statt dessen "ethische Reflexion" eingefordert, womit aber in diesem Falle schlicht und einfach "moralische Verurteilung" gemeint ist, man könnte auch sagen: Diskriminierung.
Das hatten die Betreiber der Internet-Plattform sehr wohl bemerkt
und deshalb die erste Version wegen diskriminierender Äußerungen - und damit Verstoß gegen die Nutzungsbedingungen - gelöscht.
Bei der zweiten Version - die "Kreide gefressen" hat - fällt es halt nicht so auf.
Siehe auch:
- Stellungsnahme des Netzwerkes __________________________________
Wer unterschreibt sicher NICHT:
Menschenrechtorganisationen, der größte Bildungsverband Deutschlands (GEW), die Aids-Hilfen,
>diese Gruppen und:
Christina, Königin von Schweden, lesbisch |
Karl I., König von Württemberg, schwul |
Thomans Mann, Schriftsteller, in den Schulen gerne gelesen, schwul |
Bradley Manning, Whistle-Blower, trans-ident |
Ludwig II, König von Bayern, schwul |
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Zur Frage der Sprache:
Vielen Menschen, die sich nicht "von amtswegen" oder aufgrund ihres Berufes oder ihrer Berufung mit "LSBTTIQ" beschäftigen, kommen Worte wie "sexuelle Identität", "Transsexualität" schwer über die Lippen, weil diese Worte für sie gefühlmäßig in den Intimbereich gehören und nicht in den Alltag.
In den großen internationalen Unternehmen und in den Behörden zahlreicher Länder werden deshalb andere Begriffe verwendet wie Diversity, Gender, Vielfalt. So gibt es z.B. in den USA und Irland Behörden für "Gender and Diversity", die sich dann um die Gleichstellung der Rechte von Frauen ebenso kümmern wie um MigrantInnen, religiöse Minderheiten und Gender-Fragen.
Vielen Menschen, die sich nicht "von amtswegen" oder aufgrund ihres Berufes oder ihrer Berufung mit "LSBTTIQ" beschäftigen, kommen Worte wie "sexuelle Identität", "Transsexualität" schwer über die Lippen, weil diese Worte für sie gefühlmäßig in den Intimbereich gehören und nicht in den Alltag.
In den großen internationalen Unternehmen und in den Behörden zahlreicher Länder werden deshalb andere Begriffe verwendet wie Diversity, Gender, Vielfalt. So gibt es z.B. in den USA und Irland Behörden für "Gender and Diversity", die sich dann um die Gleichstellung der Rechte von Frauen ebenso kümmern wie um MigrantInnen, religiöse Minderheiten und Gender-Fragen.
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Siehe auch:
- Post zum Thema vom 30.9.2013 (Inzwischen hat sich einiges getan.)
Und wie ging nochmal das Märchen aus?
Das kann man hier nachlesen, wenn man es vergessen hat.
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