In Saulgau in Oberschwaben gab es einen Bürgerentscheid zur Gemeinschaftsschule:
Schule im Abriss |
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Die
Fragestellung lautete:
„Wollen Sie, dass sich
die Stadt Bad Saulgau um die Einrichtung einer Gemeinschaftsschule bemüht?“
Bürgerentscheid zur Gemeinschaftsschule 20.1.2013 | |
Abstimmungsberechtigte: | 13.167 Bürger |
Abstimmende gesamt: | 4.110 |
Ungültige Stimmzettel: | 19 (entspricht 0,1%) |
Gültige Stimmen gesamt: | 4.091 |
Ja-Stimmen: | 1.396 (entspricht 10,6%) |
Nein-Stimmen: | 2.695 (entspricht 20,5%) |
Wahlbeteiligung: | 31,2 % |
Das erforderliche Quorum wurde damit verfehlt. Somit ist kein bindender Bürgerentscheid zustande gekommen. |
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Nun entscheidet der Gemeinderat.
Dort hat die
CDU-Fraktion 13 Mitglieder,
die Freien WählerInnen 8,
die SPD 6
und die Grünen 3.
Prof. Frank Brettschneider von der Uni Hohenheim und dort Inhaber des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaft glaubt, dass es nicht so sehr um Pädagogik ging, sondern um eine ideologische Auseinandersetzung zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb.
Da ist sicher etwas dran. Aber es ist nicht der einzige Grund.
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Worum ging es vor Ort?
FörderschülerInnen (früher "Sonderschüler" genannt) sollten mit HauptschülerInnen ("WerkrealschülerInnen") gemeinsam unterrichtet werden. - Das gefiel manchen Eltern nicht.
In einer Gemeinschaftsschule würde dann in einem nächsten Schritt die Hauptschule/Werkrealschule wieder mit der Realschule fusionieren, also die FörderschülerInnen dann zusammen mit Haupt- und RealschülerInnen lernen.
Warum wollen das viele Kommunen so haben?
Weil sie sonst ihre Förder- und/oder Hauptschule schließen müssten, denn sie haben nicht mehr genug SchülerInnen für diese Schulformen. - Und wohin dann mit den verbliebenen SchülerInnen? In die neue Gemeinschaftsschule, die vorher eine Realschule war.
Das wollen viele Eltern nicht. Und auch viele Lehrkräfte der "höheren" Schulen nicht.
Warum nicht?
"Die Realität ist eine doppelte: Hier die harten ideologischen Auseinandersetzungen, mit denen die dreigliedrige Schule gerettet werden soll.
Dort enttäuschte Eltern, die keine Lust mehr haben, den Druck auf Grundschüler ab der zweiten Klasse mitzumachen - und die nach jedem Strohhalm eines anderen Lernens greifen.
Dass Gemeinschaftsschulen oder fusionierte Haupt- und Realschulen keine Selbstläufer sind, zeigt sich indes auch. Weder die Lehrer noch die konservativen Eltern sind im konkreten Schulalltag darauf vorbereitet, wie man heterogene Schülergruppen unterrichtet. Und dort entsteht aus Unperfektion nicht immer nur Begeisterung."
Sind diese Eltern unsozial? -
Nicht unbedingt. Manche vielleicht schon: "Spiel nicht mit den Schmuddelkindern...." -
Viele Eltern haben aber auch einfach verständliche Angst, ebenso wie manche Lehrkräfte, dass das Niveau beim gemeinsamen Lernen absinkt, dass die Noten ihrer Kinder schlechter werden und dass die Kinder dann im Konkurrenzkampf um Lehrstellen oder Plätze an den beruflichen Gymnasien nach dem Abschluss von Klasse 10 nicht so gut mithalten können wie die SchülerInnen von einer "reinen" Schulform.
Was kann man tun?
Die Gemeinschaftsschulen brauchen Unterstützung und Anleitung und Zeit. Sie müssen zeigen, dass ihre Schul-AbgängerInnen (mindestens) genau so gut auf das Leben nach der Schule vorbereitet sind wie die Kinder an den Regelschulen.
In Baden-Württemberg ist die Gemeinschaftsschule noch neu, doch in anderen Bundesländern und Ländern haben Schulen schon lange bewiesen, dass das möglich ist.
Siehe auch:
- In-der-Gemeinschaftsschule-lernen-alle
- Aufstieg-durch-Bildung
- Bielefelder Bildungsforscher im Gespräch
- Der deutsche Schulpreis
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