Es gibt 2 Sorten von Wirtschafts-Wissenschaftlern (soll der jüngst verstorbene Wirtschaftswissenschaftler José Luis Sampedro gesagt haben):
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- "Jene, die dafür arbeiten, dass die Reichen reicher werden,
- und jene, die dafür arbeiten, dass die Armen weniger arm sind".
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In Anlehnung daran könnte man sagen: Es gibt 2 Sorten von LehrerInnen:
Ganz einfach kann man derzeit in Deutschland diese zwei Sorten LehrerInnen daran unterscheiden, dass die erste Sorte - nach ihrem Beruf gefragt - vielleicht antworten wird: "Ich bin LehrerIn" oder "Ich unterrichte Geschichte" oder "Ich bin GeschichtslehrerIn". - Letztere werden sagen: "Ich bin HistorikerIn". ...
- Jene, die dafür arbeiten, dass möglichst viele junge Menschen die best-mögliche Bildung bekommen, und jene,
- die dafür arbeiten, dass nur eine mehr oder wenige große Elite eine höhere Bildung erhält.
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So war es, sagt man, auch einmal in Finnland.
Auch in Finnland ist nicht alles gut. Zum Beispiel ist es dort im Winter lange dunkel, von 100.000 Finninnen und Finnen bringen sich 20 jedes Jahr um (das ist Platz 15 von gut gut 100 Ländern. - Auf den ersten 3 Plätzen liegen Litauen, Südkorea und Russland. Warum eigentlich?) - Und NOKIA, dem finnischen Telekommunikationskonzern und Mobiltelefon-Hersteller, geht es auch nicht mehr so gut, weil es die Entwicklung der von Smartphones verschlafen hat.
Ab 1966 regierte in Finnland eine Mitte-Links-Regierung unter dem berühmten ebenso autokratischen wie populären russland-freundlichen Präsidenten und unter sozialdemokratischen Ministerpräsidenten . 1968 gab es in Finnland dann eine Schulreform. -1968 wurden dann (fast) alle Privatschulen "enteignet", d.h. sie gingen in Gemeindeeigentum über, alle Regelschulen wurden unter staatliche Obhut gestellt, ab 1972 wurde schrittweise die 9-jährige Gemeinschaftsschule für alle SchülerInnen verbindlich gemacht - unter dem Protest zahlreicher LehrerInnen der Sekundarstufe I. Seit 1999 wird diese Einheitsschule nicht mehr in 6 Unter- und 3 Oberstufenklassen eingeteilt. Stattdessen wird in den ersten sechs Jahren der Unterricht von Klassenlehrern geleitet (etwa 3000 Schulen), in den letzten drei Jahren von Fachlehrern (etwa 600 Schulen). Nach der 9-jährigen Gemeinschaftsschule gehen die Kinder dann entweder (nach einer Aufnahmeprüfung) auf das Gymnasium (allgemeinbildende Sekundarstufe II) oder an die berufsbildende Sekundarstufe II, an der sie ebenfalls Abitur machen können. Über 90 Prozent aller Jugendlichen in Finnland (in Deutschland 43,1 %) erhalten das Abiturzeugnis (Ylioppilastutkinto) wobei der Anteil der Mädchen bei 60 Prozent liegt.
Bis dahin hatte Finnland ein 2-gliedriges Schulsystem: Die Kinder der Arbeiter & Bauern gingen zur Volksschule, die Kinder der Elite ging auf die privaten Oberschulen. - Die Mehrheit der Oberschulen war damals noch privat. (Schulpflicht besteht in Finnland vom 7. bis zum 16. Lebensjahr.)
Als in den 1990er Jahren die konservative Zentrumspartei auf dem Vormarsch war, sollten wieder Privatschulen eingeführt werden und die Reform von 1968 rückgängig gemacht werden. Da kam dann PISA dazwischen:
"In den PISA-Studien haben die Schüler Finnlands mit ihren Platzierungen in der Spitzengruppe für Aufsehen gesorgt. Zu den Erklärungsversuchen für das gute Abschneiden des finnischen Schulsystems gehören unter anderem staatliche Bildungsinitiativen wie das seit 1996 bestehende sogenannte LUMA-Programm zur Förderung des naturwissenschaftlichen und mathematischen Unterrichts. Weiter wird auf die einheitliche Schulausbildung für alle Schüler unabhängig von ihrem sozioökonomischen Hintergrund und das damit bessere Abschneiden der schwächeren Schüler verwiesen. Die oft ins Gespräch gebrachte finnische Ganztagsschule gibt es jedoch im Regelfall nicht. Nur etwa ein Viertel der finnischen Schüler nimmt an schulischen Nachmittagsaktivitäten teil.Weder sind die Gemeinden zur Einrichtung von Ganztagsschulen, noch die Schüler zur Teilnahme am Nachmittagsangebot verpflichtet."
[Quelle: wikipedia u.a. ]
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Link zum Thema:
Le Monde diplomatique April 2013
Gute Schule: Finnlands Erfolge beruhen auf einem Bildungssystem, das allen die gleichen Chancen gibt. Philippe Descamps entdeckt hinter dem erfolgreichen Modell Finnlands einen starken politischen Willen
Wie alles anfing: Jukka Sarjala, einer der Architekten der Schulreform von 1968, erinnert sich noch gut daran, wie umstritten die Einführung der Gemeinschaftsschu-le war
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