Sonntag, 30. Dezember 2012

Lerntagebücher ändern sich - Newspeak und neue Arbeitsformen


Lerntagebücher sind an sich nicht neu, 
anno 1938 sahen sie z.B. für 17-Jährige so aus:



Ich vermute, der Inhalt wurde damals vom Lehrer oder von der Lehrerin diktiert oder von den SchülerInnen von der Tafel abgeschrieben auf jeden Fall dann später eingesammelt und mit Rotstift korrigiert.

Die erste Seite des Tagebuchs sah dann z.B. so aus (es geht um "Mann und Frau" und "Die Aufgaben der Frau"


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"Lerntagebücher" heißen heute in einigen Schulen auch "Wochenplaner". In anderen Schulen heißen sie deshalb nicht mehr "Wochenplaner", weil die "SchülerInnen" (die heute auch gerne "Lernende" genannt werden - so als seien LehrerInnen keine "Lernenden" mehr - oder auch "LernpartnerInnen" - was vielleicht die Hierarchie etwas arg beschönigt) ...

...also:  In manchen Schulen wurden die "Wochenplaner" in "Lernplaner" oder "Lerntagebuch" umbenannt, um der Individualisierung des Lerntempos der SchülerInnen gerechter zu werden: Manche brauchen eine Woche für ihren Plan, manchmal geht es aber auch schneller als geplant - oder dauert länger als eine Woche.

Heute sehen die ersten Seiten des Lerntagebuchs dann vielleicht so aus, (und heute wie vor 75 Jahren findet man am Anfang den Stundenplan): 




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Besonders beliebt sind die Lerntagebücher bei den SchülerInnen  meistens nicht: Einige führen sie sehr sauber und gestalten sie, so wie man auch sein "normales" Schulheft schön gestaltet - oder auch nicht.  "Guten" SchülerInnen fällt die Planung leichter als "schwachen", das ist nach wie vor eine Frage der Einstellung, der Tagesform, der Begabung, der Herkunft, der Handschrift, der Mühe, der Feinmotorik, der Rollenzuweisung ... - und der "Kontrolle" (?) durch die "LernbegleiterInnen".
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Das Neue ist nicht immer neu,
manchmal eher die Wiederentdeckung von Altem
bzw. Altbewährtem,
gelegentlich „alter Wein in neuen Schläuchen“,
vielleicht auch nur der „aktuell gültige Irrtum“.

Und hoffentlich nicht nur Newspeak:
»Der Ausdruck Neusprech (englisch: Newspeak, in älteren Versionen als Neusprache übersetzt) stammt aus dem Roman 1984 von George Orwell und bezeichnet eine Sprache, die aus politischen Gründen künstlich modifiziert wurde. „Neusprech“ bezeichnet die vom herrschenden Regime vorgeschriebene, künstlich veränderte Sprache. Das Ziel dieser Sprachpolitik ist es, die Anzahl und das Bedeutungsspektrum der Wörter zu verringern, um die Kommunikation der Bevölkerung in enge, kontrollierte Bahnen zu lenken. Damit sollen sogenannte Gedankenverbrechen unmöglich werden. Durch die neue Sprache bzw. Sprachregelung soll die Bevölkerung so manipuliert werden, dass sie nicht einmal an Aufstand denken kann, weil ihr die Worte dazu fehlen.«



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