Freitag, 28. Oktober 2022

Arbeitskreis Lesbenpolitik der GEW Baden-Württemberg feiert 2022 sein 30-jähriges Jubiläum.

"Der Arbeitskreis Lesbenpolitik [= AKL] der GEW [=Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft] Baden-Württemberg  feierte dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum.

Beim Festakt im Stuttgarter Hotel Silber präsentierten AKL & GEW-BW eine Studie zur Geschichte des Arbeitskreises – und diskutierten mit der Kultusministerin Schopper.

 
Am Mittwoch, 26. Oktober 2022, von 17:30 bis 20:30 Uhr feierte die GEW Baden-Württemberg im Museum/ in der Gedenkstätte  Hotel Silber in Stuttgart das 30-jährige Bestehen des Arbeitskreises (AK) Lesbenpolitik.
In den vergangenen 30 Jahren hat sich viel getan und der AK hat schon viel erreicht, besonders die gewachsene Sensibilität für die Bedeutung von sexueller und geschlechtlicher Identität in der GEW und in Bildungsberufen.
Im Rahmen der Feier warfen AKL und GEW einen Blick zurück – und wagten den Blick nach vorn: Der Berliner Historiker Andreas Pretzel stellte seine Studie zur Erforschung der Geschichte des Arbeitskreises vor. Anschließend diskutierten unter anderem Kultusministerin Theresa Schopper und LesbenpolitikerInnen der GEW über die Möglichkeiten zur Teilhabe und Persönlichkeitsentwicklung an den Schulen im Land.
Die musikalische Begleitung des Abends übernimmt der Stuttgarter Frauenchor Fortissimas.


  • Auch nach der Veranstaltung ist es möglich, selbige im Netz abzurufen und anzuschauen:  --- ca. 2,5 Stunden. 


Der Chor singt zu Beginn und Ende der Veranstaltung. Und in der Mitte.
Unter dem Motto: "That`s where we will be free"

Anmerkung:
Nachdem Martin Luther King die "Hymn to Freedom" von Oscar Peterson gehört hatte, hat er das Stück zum thematischen Titelsong seiner Bürgerrechtsbewegung gemacht.
Für die Vokalversion schrieb Harriette Hamilton den Text.
Am 20. Januar 2009 war Oscar Petersons "Hymn to Freedom" eines der sechs Stücke, die während der Feierlichkeiten zur Amtseinführung Barrack Obamas aufgeführt wurden.
Oscar Peterson (verstorben am 23. Dezember 2007) war zeitlebens ein überzeugter Kämpfer gegen Rassismus und "Apartheid".


Manuela im Chat: Was für ein schöner Abschluss!



Kultusministerin Theresa Schopper

* 9. April 1961 in Füssen,  war von 1994 bis 2003 und von 2008 bis 2013 Abgeordnete des Bayerischen Landtags.
Von 2003 bis 2013 war sie Landesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen Bayern.
Ab Mai 2016 war sie zunächst als Staatssekretärin und ab dem 9. Oktober 2018 als Staatsministerin für die politische Koordination im Staatsministerium Baden-Württemberg verantwortlich. Seit Mai 2021 ist sie Ministerin für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg im Kabinett Kretschmann III.

In dem Video kann man Frau Schopper  ab Minute 29 etwa 20 Minuten lang zuhören und zusehen. Wer sie noch nie gesehen hat, bekommt hier einen Eindruck... . ---
Sie ist keine mitreißende Rednerin, plaudert eher aus dem Nähkästchen ... -
Wohltuend ist, dass sie frei spricht, ihre Rede nicht abliest, wohl "von Herzen" spricht und nicht eine Rede vorträgt, die ihr ein Referent oder eine Referentin aus Anlass des Tages geschrieben hat. --- So der Eindruck.


Manuela im Chat:  Die Klarheit ist da - es wäre schön, wenn wir noch Konkretes zur Situation an Schulen hören. Spätestens wohl auf dem Podium. [siehe unten]

Frau Schopper lobt die Arbeit des ZSL und die Broschüre "Alle Farben im Blick"
[geschrieben nur (!) für Schulpsychologie und  für Beratungslehrkräfte, nicht für die gemeine Lehrperson],
die bundesweit abgefragt werde. -
  • Allerdings hatte das KuMi die Broschüre lange Zeit und immer noch in seinen Schubladen versteckt,
  • in gedruckter Form wird sie kaum herausgerückt,
  • und auch der Download ist weiterhin in den Tiefen des Internets so vergraben, dass auch manche Suchmaschinen sie nicht finden wird... ( siehe 
  • Aber hier gibt es sie:   

Manuela im Chat: Die GEW bietet im kommenden Halbjahr ein Seminar zum Empowerment für LSBTTIQ-Lehrkräfte an.



 Andreas Pretzel
*1961,  studierte Kulturwissenschaft und Germanistik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist dort seit 1992 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Forschungsstelle Archiv für Sexualwissenschaft. Außerdem ist er auch als Dozent an der Akademie Waldschlösschen tätig. Pretzel sprach unter anderem 2014 bei der Fachkonferenz „Gedenken neu gedacht“ in Wien. Pretzel ist Mitherausgeber der Schriftenreihe Berliner Schriften zur Sexualwissenschaft und Sexualpolitik.   [Wikipedia]


Die Festrede im Video ab Minute 51 bis 1:15 , also ca. 25 Minuten.

Manuela im Chat:  Ich kann Andreas Pretzel gut zuhören. Ich hoffe, es geht anderen auch so.
  • Anschließend ein Podium,  im Video ab Minute 1:30 bis 2:11 (= ca. 40 Minuten).


WEB GEW-BW
WEB GEW bundesweit
Postkarte dazu
TIN:  - "Trans*, inter*, nichtbinär"
GEW: Gleichstellung
GEW: Bildung und Geschlecht


Montag, 25. April 2022

»Die Russen sind auf die Weltherrschaft aus«. Von Putin, Helmut Schmidt, Sozialdemokraten und Margret Thatcher

Zum Buch
Philipp Sarasin,
geboren 1956, ist Professor für Neue Allgemeine Geschichte am Historischen Seminar der Universität Zürich. Er war Mitbegründer des Zentrums Geschichte des Wissens von Universität und ETH Zürich (man sagt ja, das sei die beste Universität auf dem europäischen Kontinent) und ist Mitherausgeber des Online-Magazins Geschichte der Gegenwart.

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Weiter unten, einige Auszüge aus dem Buch. 

Warum? Es ist verblüffend, wie viele Parallelen man zur heutigen Situation in Europa entdecken kann (Putin, Russland, Kalter Krieg, Bedrohung der Individuellen Freiheiten, Es ist, als würde die Geschichte sich wiederholen. Als hätten wir keine Zeiten-Wende, sondern eine Rück-Kehr der Zeiten. Als würden die gleichen Kämpfe von Mitte der 1970er Jahre nun, 50 Jahre später, noch einmal geführt. - Mit welchem Ausgang dieses Mal? Mit welchem Unterschied?

In der Mitte der Siebzigerjahre blickten viele Zeitgenossen mit einer Mischung von Schrecken und Erleichterung auf den Kalten Krieg zurück: als eine Zeit, in der die Gefahr eines atomaren Armageddon unmittelbar bevorzustehen schien, in Berlin die Mauer gebaut wurde und in Prag sowjetische Panzer Dubceks Reformkommunismus niedermachten. Die Rede vom »Atomkrieg« beziehungsweise vom »nuclear war« war jetzt vergleichsweise selten geworden, die beiden Supermächte bemühten sich um »Entspannung« und die Bundesrepublik strebte unter der Regierung Brandt im Verhältnis zur DDR und den osteuropäischen Staaten nach einem »Wandel durch Annäherung«.

Die Schlussakte der »Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (KSZE) 1975 in Helsinki schließlich weckte konkrete Hoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben und einen ebensolchen Austausch zwischen den Blöcken.

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Einige weitere Stichworte:

  • Das strategische Gleichgewicht in Europa werde/wurde gefährlich destabilisiert
  • Die »individuelle Freiheit« in Amerika sei durch die militärische Überlegenheit der Sowjetunion bedroht
  • »There is no substitute for victory« — »es gibt keine andere Option als den Sieg« über die Sowjetunion
  • Die in Margret Thatchers Augen unmittelbare Bedrohung der Freiheit des Westens durch die sowjetische militärische Aufrüstung: 
  • »Die Russen sind auf die Weltherrschaft aus, und sie eignen sich rasch die Mittel an, um die mächtigste imperiale Nation zu werden, die die Welt je gesehen hat«
  • Die Sowjetunion nütze die Entspannungspolitik schamlos aus, die Abrüstungsgespräche, internationale Verträge; ... schamlos zu ihrem eigenen militärischen Vorteil
  • Für Thatcher bedeutete dieses »Vorrücken der Macht des Kommunismus«, dass der westliche »Lebensstil« insgesamt bedroht sei. Daher gäbe es »Momente in unserer Geschichte, in denen wir eine grundsätzliche Wahl zu treffen haben«.
  • Der Unterschied zwischen der Sowjetunion und Labour, der Sozialdemokratie, war für sie nicht grundsätzlicher, sondern bloß gradueller Natur, was sie gleich zu Beginn der »Britain Awake«-Rede mit der mehr als spitzen Bemerkung unterstrich, 
  • Sozialisten würden sich nicht vor russischen U-Booten und Raketen fürchten, weil »vielleicht einige Leute in der Labour Party denken, wir stünden auf derselben Seite wie die Russen«. 
  • Am 19. Januar 1976 richtete Thatcher in einer Rede in der Londoner Kensington Town Hall unter dem Titel »Britain Awake« das Visier ihrer von einem Team von Redenschreibern scharf geschliffenen Rhetorik auf den sowjetischen Feind. In sehr unverblümten Worten, die wie eine aus der Zeit gefallene Kampfansage an den Kreml wirken mussten, geißelte sie die in ihren Augen unmittelbare Bedrohung der Freiheit des Westens durch die sowjetische militärische Aufrüstung..

In Deutschland warten "wir"(?) nun ungeduldig auf die "Germany-awake"-Rede von Bundeskanzler Olaf Scholz, in der er mit scharf geschliffener Rhetorik und in sehr unverblümten Worten sein Visier auf den russischnen Feind richtet, seine Kampfansage an den Kreml: "Deutschland erwache!" (?) 

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SS-20 Mittelstreckenrakete. Quelle
Die RSD-10 Pioner war eine sowjetische mobile ballistische Mittelstreckenrakete zum Transport von nuklearen Sprengköpfen. Die Bezeichnung der US-amerikanischen Defense Intelligence Agency lautet SS-20 (dabei steht das Akronym für surface-to-surface „Boden-Boden“) und die NATO-Bezeichnung ist Saber. Diese Raketen waren Gegenstand großer politischer Auseinandersetzungen zwischen der NATO und der Sowjetunion; ihre Stationierung hatte den NATO-Doppelbeschluss zur Folge. Die Raketensysteme wurden unter dem 1987 geschlossenen INF-Vertrag bis zum Jahr 1989 ausgemustert und bis 1991 zerstört. [Wikipedia] 

 

Auszug aus dem Buch. 

Die Schlussakte der »Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa« (KSZE) 1975 in Helsinki schließlich weckte konkrete Hoffnungen auf ein friedliches Zusammenleben und einen ebensolchen Austausch zwischen den Blöcken. Diese optimistischen Einschätzungen teilten nicht alle. Brandts Nachfolger Helmut Schmidt hatte am 28. Oktober 1977 in einer Rede im Londoner Institute for Strategic Studies amerikanische Geheimdiensterkenntnisse bekanntgemacht, dass die Sowjetunion begonnen habe, die neue atomar bestückte Mittelstreckenrakete RSD-10 »Pioner« (im NATO-Code die SS-20 »Saber«) in Gefechtsbereitschaft zu stellen.

Diese mobile Trägerrakete mit ihren drei atomaren Sprengköpfen bedrohe erstmals nicht das Territorium der USA, sondern China und den Nahen Osten, vor allem aber Westeuropa; sie würde daher, so Schmidt, trotz der in den SALT-II-Gesprächen angestrebten atomaren Parität der Supermächte das strategische Gleichgewicht in Europa gefährlich destabilisieren." Schmidt sprach weitgehend verklausuliert zu — vermutlich ausschließlich männlichen — Experten und Diplomaten, seine Londoner Rede fand daher in der Öffentlichkeit kaum Resonanz. Aber auch die Regierung Carter schenkte ihr wenig Gehör. Carters nationaler Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski wehrte sich dagegen, die SS-20 in die SALT-II-Verhandlungen aufzunehmen, um diese nicht zu verkomplizieren, und auch andere außenpolitische Experten warnten davor, übertriebene Bilder von der sowjetischen militärischen Bedrohung zu zeichnen."

 Deutlich weniger diplomatisch und auch viel pauschaler als Schmidt

— und noch vor dessen Warnungen vor der SS-20 — hatte sich im Jahr zuvor [1976] in den USA im Vorwahlkampf der Republikanischen Partei Ronald Reagan, der parteiinterne Herausforderer des noch amtierenden Präsidenten Gerald Ford, über die sowjetische Bedrohung geäußert. Der ehemalige Gouverneur von Kalifornien und erklärte Konservative vom rechten Flügel seiner Partei griff Ford vor allem wegen dessen angeblich zu nachgiebigen Haltung gegenüber der Sowjetunion an. Ford und sein Außenminister Henry Kissinger hätten unter dem Zeichen der détente [Die Verbesserung zwischenstaatlicher Beziehungen, Entspannungspolitik] den Niedergang der amerikanischen Militärmacht zu verantworten, die USA seien strategisch hinter die Sowjets weit zurückgefallen und in »Angola, Kambodscha und Vietnam« sei der Friede, von dem Ford spreche, »der Friede des Grabes«.

Ganz ähnliche Töne waren gleichzeitig in Großbritannien zu vernehmen.  

Sie kamen von der konservativen Oppositionspolitikerin Margaret Thatcher, die 1975 den in zwei nationalen Wahlen als Premierminister knapp geschlagenen und politisch geschwächten Tory-Parteichef Edward Heath vom Vorsitz der Konservativen verdrängt hatte und zum ersten weiblichen »leader« einer großen politischen Partei eines westlichen Staates aufgestiegen war."

Thatcher zitierte gar Solschenizyns Behauptung, der Westen befände sich im »Dritten Weltkrieg« gegen die Sowjetunion und verliere dabei immer mehr an Boden; es sei dies ein Krieg, zu dem sie nicht nur die »kommunistische Aggression« in Indochina und die sowjetische Unterstützung der MPLA in Angola zählte, sondern zum Beispiel auch die Nelkenrevolution in Portugal.
Doch ganz unabhängig davon, ob Thatchers alarmistische Beschreibung des militärischen Potentials der Sowjetunion die Sachlage richtig wiedergab — es existierten dazu auch ganz andere Einschätzungen —, war schon an der Rede selbst erkennbar, dass es allein darum gar nicht ging.

Es seien vielmehr grundsätzlich die »Exzesse des Sozialismus«, die nicht nur wegen gefährlich niedriger Verteidigungsausgaben der Labour-Regierung, sondern ebenso in Gestalt ihrer »sozialistischen« Wirtschaftspolitik »das Überleben unseres way of life« bedrohe.

Diese polemische Verbindungslinie zwischen einer wiederentflammten Rhetorik des Kalten Krieges und der innenpolitischen Denunziation des wohlfahrtsstaatlichen Kompromisses der Nachkriegszeit als »Sozialismus« war typisch für Thatchers offensiven Konservatismus, der kurz nach ihrer Wahl zur Parteichefin auf den Neologismus »Thatcherism« gemünzt wurde, weil er für die konservative Presse anfänglich verwirrend neu und schwer zu fassen war.
Aber dieser neue Konservatismus war nicht einfach Thatchers Erfindung. Er prägte auch, um damit zu beginnen, das Programm des 1976 knapp gescheiterten Präsidentschaftskandidaten Reagan.

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Alarmismus ist ein politisches Schlagwort, mit dem eine unnötige oder übertriebene Warnung vor Problemen bezeichnet oder behauptet wird. Wer den Begriff verwendet, drückt damit in der Regel wertend aus, dass er die Warnungen und Ängste nicht teilt oder für stark überzogen hält. Der Begriff fand auch Eingang in die Medienkritik. [Wikipedia]

 Die Movimento Popular de Libertação de Angola (MPLA; deutsch Volksbewegung zur Befreiung Angolas) war eine der drei wichtigsten angolanischen Befreiungsbewegungen gegen die Kolonialmacht Portugal und ist seit der Unabhängigkeit des Landes (1975) die beherrschende Partei Angolas. Sie konnte ihre politische Machtposition auch nach der Einführung des Mehrparteiensystems im Jahr 1990 behaupten und regiert das Land bis in die Gegenwart mit einer relativ stabil erscheinenden absoluten Mehrheit. Die Partei mit Sitz in Luanda wurde ursprünglich als marxistische bzw. kommunistische Bewegung gegründet, jedoch hat sich die MPLA im Lauf der Jahre in ihrer Ausrichtung zusehends sozialdemokratischen Positionen angenähert. [Wikipedia] 

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Siehe auch:

Zeitenwende. Von Männlichkeit, Helden, Antihelden, Pophelden, Schwarz-Weiß-Dichotomie, Putin, Selenski, Satan, Königreichen des Bösen und des Guten 

 



Samstag, 9. April 2022

Wie irre ist Putin?

Gerne
neigt man/frau dazu, andere Menschen als irre zu bezeichnen, "reif für die Klapse" ... .

Zum Beipsiel Hitler; aktuell gerne Putin;
oder den bösen Nachbarn, wegen dem ich,  also der Frömmste 😇,  nicht in Frieden leben kann.

Wie krank war Hitler? 

Die Frage nach dem Gesundheitszustand des Mannes, der einen verbrecherischen Krieg vom Zaun brach und sechs Millionen Juden ermorden ließ, beschäftigt Mediziner, Psychiater und Historiker seit Jahren.

  • Videolänge:14 min
  • Datum:14.08.2020
  • Verfügbarkeit: Video verfügbar bis 14.08.2030
  • Eine 50 Jahre alte psychologische Theorie erklärt Putins Krieg. (?)

    • Der Sozialpsychologe Irving Janis untersuchte Anfang der Siebzigerjahre authentische Fälle, in denen politische Fehlentscheidungen von enormer Tragweite getroffen worden waren. Szenarien wie Wladimir Putins Einmarsch in die Ukraine also.

      Es ging in den damals analysierten historischen Ereignissen aber nicht um Russland: Janis‘ zum Klassiker der Sozialpsychologie avanciertes Buch "Victims of Groupthink" (1972 erschienen) handelt von der gescheiterten Invasion in der kubanischen Schweinebucht unter US-Präsident John F. Kennedy, und von den Vorgängen, die dafür sorgten, dass die US-Regierung vom japanischen Angriff auf Pearl Harbour im zweiten Weltkrieg völlig überrascht wurde.



    Psychopathographie Adolf Hitlers

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    Quelle
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    Kann sein, Putin ist nicht mehr der,
    der er am 25.9.2001einmal war. (?)

    • als er im Bundestag seine Rede auf deutsch hielt und die Abgeodneten ihm danach stehend applaudierten... Ursache für die Wandlung sei die Ingnoranz der westlichen DiplomatInnen, die ihn letzlich zur Weißglut getrieben habe. 


    • Manche meinen, isoliert in einem Bunker - wie "der Führer" anno dazumals in seinem Führerbunker in Berlin - habe er letzlich den Kontakt zur Realität verloren und renne nun sehenden Auges in seinen eigenen (politischen) Untergang.

    • Anfang 2000 traf Madeleine Albright (1937-2022) in den USA den damals weitgehend unbekannten neuen Präsidenten Russlands Wladimir ­Putin zum ersten Mal. Hinterher notierte sie: „Putin ist klein und blass, so kalt, dass er fast wie ein Reptil erscheint.“ Er sei beschämt und entschlossen, die auseinandergebrochene Sow­jet­union zu alter Größe zurückzuführen. - In ihrem letzten Beitrag für die New York Times, der einen Tag vor dem russischen Angriff auf die Ukraine erschien, urteilte sie, Putin sei dabei, einen historischen Irrtum zu begehen. 


     ?? 

    Das Kind, die Ukraine, ist in den Brunnen gefallen. - Putin "in die Speichen fallen, das Steuerrad entreißen" statt nur "die Opfer des Wahnsinnigen zu beerdigen und deren Angehörige zu trösten".

    Fantasie von übermorgen
    (bzw. vom Weltfrauentag 8. März 2022)

    Bertha von Suttner: Die Waffen nieder!,
    Vorsatzblatt der Ausgabe von 1896

    Das Vorsatzblatt dieser Ausgabe
    von "Die Waffen nieder"
    zeigt einen Friedensengel,
    der dem Kriegsgott Mars
    auf dem Schlachtfeld Einhalt gebieten will.
    Quelle
     und als der nächste Krieg begann
    da sagten die Frauen: Nein
    und schlossen Bruder, Sohn und Mann
    fest in der Wohnung ein.

    Dann zogen sie in jedem Land
    wohl vor des Hauptmanns Haus
    und hielten Stöcke in der Hand
    und holten die Kerls heraus

    Sie legten jeden über's Knie
    der diesen Krieg befahl:
    die Herren der Bank und Industrie,
    den Minister und General.

    Da brach so mancher Stock entzwei
    und manches Großmaul schwieg.
    In allen Ländern gab's Geschrei,
    doch nirgends gab es Krieg.

    Die Frauen gingen dann wieder nach Haus
    zu Bruder und Sohn und Mann
    und sagten ihnen: der Krieg sei aus.

    Die Männer starrten zum Fenster hinaus
    und sahen die Frauen nicht an...

    (Erich Kästner 1929)

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    Kriegs-Erlebnisse

    Die Brücke ist ein deutscher Antikriegsfilm von Bernhard Wicki aus dem Jahre 1959. Er basiert auf dem im Jahr zuvor erschienenen gleichnamigen autobiografischen Roman von Gregor Dorfmeister, der nach eigener Aussage mit diesem Roman seine persönlichen Kriegserlebnisse verarbeitete und veröffentlichte. Die Uraufführung erfolgte am 22. Oktober 1959 in den Alster-Lichtspielen in Mannheim. [Wikipedia]
    Es leben auch heute deutsche SoldatInnen und andere Menschen, die in jüngerer oder jüngster Zeit Kriege erlebt und/oder daran beteiligt waren. 

    Zum Beispiel:

    1999 hat die Bundeswehr mit der Luftwaffe im Rahmen der Operation Allied Force mit etwa 500 Einsätzen zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik an einem (verfassungsmäßig und völkerrechtlich umstrittenen Krieg) – dem Kosovo-Krieg – teilgenommen.

    Als am 29. Juni 2021 die letzten deutschen Kräfte der NATO-Mission Resolute Support Afghanistan verließen, endete eine Ära: Rund 20 Jahre lang hatten deutsche Soldatinnen und Soldaten dort "gedient". Man könnte auch sagen "gekämpft". Am 11. September 2001 entsandte der Bundestag die ersten deutschen Soldaten und Soldatinnen nach Afghanistan. „Bis zum letzten Tag unserer Präsenz in Afghanistan haben wir gezeigt, dass wir alle an uns gestellten Aufgaben erfüllen können“, erklärte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, in seinem Tagesbefehl anlässlich des Einsatzendes im Sommer dieses Jahres.---- Nun ja, "alle gestellten Aufgaben erfüllt"? ...

    Insgesamt haben rund 160.000 Soldatinnen und Soldaten am Hindukusch ihren Dienst geleistet. 59 kamen ums Leben – so viele wie bei keinem anderen Bundeswehr-Auslandseinsatz. Nach Angaben des Auswärtigen Amts hat der Einsatz allein bis 2020 über 12 Milliarden Euro gekostet. [Quelle]
    Mit den nun von Kanzler Olaf Schalz angekündigten Kriegs- und Aufrüstungsgeldern von 100 Mrd Euro könnte man also ganz schön weit kommen. 8 x so viel wie der Krieg in Afganistan Deutschland gekostet hat. 

    Seit fast neun Jahren (seit 2013) sind Bundeswehrsoldaten in Mali im Einsatz. Der könnte jedoch bald enden.  Rund 1400 deutsche Soldaten und Soldatinnen sind derzeit (Februar 2022) im Einsatz in Mali.

    Das Wort "Krieg" war lange Zeit verpönt und ein "böses Wort". Für den Krieg in Afghanistan (2001-2021) wurde es von der deutschen Bundesregierung 9 Jahre lang vermieden, die Hälfte der Einsatzzeit in Afghansitan. -
    Erst nach dem Tod von drei deutschen Soldaten bei Gefechten mit radikal-islamischen Taliban in Afghanistan im Frühjahr 2010 hatte Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) erstmals das Wort "Krieg" in den Mund genommen: Bei der Realität in der Region "kann man umgangssprachlich von Krieg reden", sagte Guttenberg damals.

    Quelle

    Noch im Februar 2010 hatte die Bundesregierung den Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan "neu bewertet" und völkerrechtlich als "bewaffneten Konflikt" bezeichnet. Und davor war von einem "
    Stabilisierungseinsatz" der Bundeswehr die Rede.
    Putin spricht von einem "militärischen Sondereinsatz" in der Ukraine.

    Gibt es (auch) gute und gerechte Kriege /bewaffnete Konflikte/ Stabilisierungseinsätze/ militärische Sondereinsätze?
    Ja, sagen die/manche EthikerInnen.
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    Die Lehre vom gerechten Krieg (lateinisch bellum iustum)...
    • ... ist eine in der abendländischen Rechtsgeschichte entwickelte Auffassung, der zufolge ein Krieg oder bewaffneter Konflikt zwischen Kollektiven – meist Staaten – dann und nur dann ethisch und rechtlich legitim ist, wenn er bestimmten Anforderungen genügt. 
    • Nach modernem Völkerrecht ist der Angriffskrieg grundsätzlich geächtet und damit das Recht zum Krieg außer Kraft gesetzt; legitim sind allein von den Vereinten Nationen mandatierte „militärische Sanktionen“ zum Zweck der Friedenssicherung. 
    • Seit 1990 kam es jedoch im Zusammenhang mit humanitären Interventionen zu einer neuen Diskussion um die Möglichkeit von „gerechten Kriegen“.

    Tyrannenmord.

    Der evangelische Theologe Bonhoeffer 
    gehört wohl zu den bekanntesten deutschen Widerstandskämpfern gegen Hitler und das NS-Regime, er wird –sogar im ökomenischen Heiligenlexikon aufgeführt, als Märtyrer angesehen. -
    Ab 1940 arbeitete er heimlich für eine der Widerstandsgruppen, dem Kreis um den bekannten Graf Staufenberg, gegen Reichs-Kanzler Adolf Hitler, den "Führer". Allerdings war er bereits 1938 im Widerstand unter Admiral Wilhelm Franz Canaris an und erhielt daraufhin Arbeits- und Redeverbot...
    1943 wird er im April verhaftet. Das Attentat vom 22. Juli 1944 auf Hitler war gescheitert, nach Aktenfunden ist Bonhoeffers Beteiligung nicht länger zu leugnen,
    er wird in den Gestapo-Keller des Hauptquartiers verlegt.
    1945 sah es kurzzeitig so aus, als würde er doch überleben, aber wenige Tage vor Kriegsende wird er in Flossenburg auf Befehl des Führers liquidiert.

    Nachdem die NS-Führung für den 1. April 1933 zu einem Boykott der jüdischen Geschäfte in Deutschland aufgerufen hatte und am 7. April mit dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ jüdische Beamte aus dem Staatsdienst zwangsentlassen wurden, arbeitete der 27jährige Dietrich Bonhoeffer seinen Aufsatz „Die Kirche und die Judenfrage“ aus und hielt ihn als Vortrag unter Pfarrerskollegen. Bonhoeffers Text ist einer der ersten kirchhliche Auseinandersetzungen mit der NS-Rassenideologie, die zudem
    die Frage an einem kirchlichen Widerstandsrecht gegen ein staatliches Unrechtsregime stellt.
    Das bedeutet eine dreifache Möglichkeit kirchlichen Handelns dem Staat gegenüber:
    1. Erstens (wie gesagt) die an den Staat gerichtete Frage nach dem legitim staatlichen Charakter seines Handelns, d. h. die Verantwortlichmachung des Staates.
    2.  Zweitens der Dienst an den Opfern des Staatshandelns. Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Wei­se verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde zugehören. „Tut Gutes an jedermann.“ [...]  
    3. Die dritte Möglichkeit besteht darin, nicht nur die Opfer unter dem Rad zu verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen zu fallen. Solches Handeln wäre unmit­tel­bar politisches Handeln der Kirche und ist nur dann möglich und gefordert, wenn die Kir­che den Staat in seiner Recht und Ordnung schaffenden Funktion versagen sieht, d. h. wenn sie den Staat hemmungslos ein Zuviel oder ein Zuwenig an Ordnung und Recht verwirklichen sieht. [...] Die Notwen­digkeit des unmittelbar politischen Handelns der Kirche hingegen ist jeweils von einem „evangelischen Konzil“ zu entscheiden und kann mithin nie vorher kasuistisch konstruiert werden.

    Was meint er mit diesem Satz?
    "Wenn ein betrunkener Autofahrer mit hoher Geschwindigkeit den Kurfürstendamm hinunter rast, kann es nicht die einzige und wichtigste Aufgabe eines Pfarrers sein, die Opfer des Wahnsinnigen zu beerdigen und deren Angehörige zu trösten. Viel wichtiger ist es, denn Betrunkenen das Steuerrad zu entreißen."   

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    Können Kriege gerecht sein?:
    Glaube, Zweifel, Gewissen -
    wie ich als Militärbischof nach Antworten suchte /
    Sigurd Rink