Freitag, 3. August 2012

Es gibt viele Alternativen zu G8. - Neuerdings.


Es gibt keine rationales Argument gegen G8 sagt Prof. Weishaupt.

Doch es gibt viele Alternativen zu G8. 
 ______________________  

Horst Weishaupt, 64, ist Professor am Deutschen Institut für Internationale Pädagogische Forschung, DIPF,  in Wuppertal.

In einem Interview sagt er auf die Frage, ob G8 gescheitert sei:
Nein. ... Es spricht nichts dafür. Wir haben beobachtet, dass die Schüler durch G8 in den letzten Schuljahren weniger jobben und sich mehr auf ihr Abitur konzentrieren. Ich weiß nicht, ob das ein Grund zur Klage ist.

... Die Kultusminister haben die zusätzlichen Stunden [die im 8-jährigen im Vergleich zum 9-jährigen Gymnasium weggefallen sind] vor allem in die Mittelstufe gepackt und nicht in die Oberstufe. Andererseits: In unserer Untersuchung in Thüringen konnten wir nicht feststellen, dass die Freizeitaktivitäten der Mittelstufenschüler unter der höheren Stundenzahl gelitten hätten.

Es ist gut belegt, dass das 13. Schuljahr den Gymnasiasten bisher nicht wirklich viel gebracht hat. Die Leistungen in Mathematik und den Fremdsprachen haben sich im letzten Schuljahr nicht mehr bedeutsam gesteigert. Rational gibt es keine Argumente gegen G8.

Es gibt einen Punkt, den ich psychologisch für außerordentlich wichtig halte: Durch G8 schließen Gymnasiasten in der Regel mit ihrer Volljährigkeit die Schule ab, beides passt zusammen. Ein junger Erwachsener hat im Konfliktfall kurz vor dem Abitur Schwierigkeiten, seine Interessen gegenüber der Schule zu vertreten. Keine schöne Situation für jemanden, der doch längst mündig ist.

Wer seinem Kind neben der Schule mehr Zeit für Hobbys lassen möchte, soll die Möglichkeit dazu haben [sein Kind auf das 9-jährige Gymnasium zu schicken]. . So gibt es für jeden Lebensstil einen passenden Weg.

Es kann gut sein, dass [auch] leistungsfähige Schüler das neunjährige Abitur leisten, um zum Beispiel Zeit für ein Auslandsjahr zu haben.
________________________________________

Das Abitur kann in BW
  • auf einem Gymnasium erworben werden (in 8 oder in 9 Jahren, also in G8 oder G9). 
  • Oder auf einer "Oberschule". Letzteres heißt in der Terminologie bei uns in Baden-Württemberg  "Gemeinschaftsschule mit Anschluss an eine gymnasiale Oberstufe" (in 9 Jahren).
  • Oder durch Wechsel  nach Klasse 7 der Realschule oder des Gymnasiums oder der Gemeinschaftsschule in die Klasse 8 eines beruflichen Gymnasiums (in 9 Jahren).
  • Oder auf einer Gesamtschule (i.d.R. in 9 Jahren) - dort, wo es noch eine gibt (Mannheim, Freiburg..).
________________________________________

  
Aus Berlin berichtet "Pisa-Versteher" Christian Füller:

"Nicht die Gymnasien sind Berlins Publikumslieblinge, sondern die neuen Sekundarschulen [sie entsprechen in BW den Gemeinschaftsschulen] – und das obwohl das Elternwahlrecht für die höhere Schule praktisch frei gegeben ist.
Das heißt, jeder könnte ans Gymnasium.
Auf den Plätzen 1 bis 10 der beliebtesten weiterführenden Schulen aber rangieren integrierte Schulen. Was heißt das? Die Eltern wählen lieber den fröhlichen Spatz Gesamtschule in der Hand als die schnelle Taube Gymnasium auf dem Dach – sofern auch der Spatz zum Abi flattern darf. ...
Die Eltern vor Ort entscheiden sich in lokalen Schulvolksabstimmungen regelmäßig für diese einst so verdammte Schulart aus den 70er-Jahren. Der entscheidende Schub kam in Niedersachsen – durch das Schnellabi in acht Jahren. Viele Eltern nahmen das zum Anlass, ihre Kinder an die Gesamtschule zu retten, wo sie neun Jahre aufs Abitur lernen können.  ...
Jetzt, mit G8 und G9, ist plötzlich eine andere Situation da: Beide Formen sind heute attraktiv – auch für Bildungsbürger; beide sind gleichwertig – wenn auch verschieden. Bringt ausgerechnet das verzwickte G8/G9 Frieden in einen Schulkrieg, der in Deutschland geführt wird – im Grunde seit sich 1869 das humanistische und das Realgymnasium um das Abiturprivileg zu streiten begannen?" ...

Siehe auch:

Realschule > Gemeinschaftsschule , Mittelschule, Oberschule.



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen