Samstag, 2. Februar 2013

Wie in Saulgau so in Schopfheim ?


Am 5. Januar 2013 war im Südkurier zu lesen:


Schopfheim: 526 gegen Gemeinschaftsschule

"Elterninitiative übergibt Unterschriftenliste. ...Eine Liste mit 526 Unterschriften von Einwohnern des Gemeindeverwaltungsverbandes Schönau „gegen die Einführung der Gemeinschaftsschule Schönau-Todtnau... übergab die Elterninitiative ... im Dienstzimmer....

Zum Unterschreiben wurde folgender Satz vorgelegt: „Ich wurde nicht befragt und wünsche keine Einführung der Gemeinschaftsschule mit verpflichtender Nachmittagsbetreuung.“ ... Am liebsten wäre den Müttern, wenn der Antrag in Stuttgart abgelehnt würde oder wenn ihn die Gemeinderäte zurückziehen, um dann in Ruhe nächstes Jahr „eine ganz tolle Schule mit allen gemeinsam zu entwickeln“....
Dem Begleitschreiben zur Unterschriftensammlung ist eine Information über den Schweizer Privatschulbetreiber Peter Fratton beigefügt, der bei einer Anhörung der Grünen-Landtagsfraktion schon 1988 zum Thema „Schule der Zukunft“ als „pädagogische Urbitten“ genannt habe: „Bringe mir nichts bei, erkläre mir nicht, erziehe mich nicht, motiviere mich nicht.“ ...


Das war wohl so zu verstehen, dass die Eltern-Initiative von diesen Ur-Bitten nicht sehr begeistert war. Ob zu Recht oder Unrecht lasse ich an dieser Stelle mal offen.


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Gut im Geschäft

Familie Fratton ist auf jeden Fall nicht nur in der Schweiz, sondern auch bei uns im Ländle gut im pädagogischen und architektonischen Geschäft:

"Die Alemannenschule Wutöschingen, die jetzt Gemeinschaftsschule geworden ist, ist dabei, neue Raumkonzepte zu entwickeln, um das individuelle Lernen für die Schüler zu gewährleisten. In diesem Zusammenhang kam das Schweizer Schulgründerehepaar Doris und Peter Fratton nach Wutöschingen, um sich vor Ort ein Bild von den räumlichen Verhältnissen zu machen und den Grundstein für eine mögliche Zusammenarbeit zu legen. Doris Fratton, Innenarchitektin von internationalem Ruf, die für vorbildliche Raumkonzepte bekannt ist, hat auch an der Gestaltung der Freien Schule Anne-Sophie in Künzelsau federführend mitgewirkt."

In Horn am Bodensee steht ein Schlösschen zu verkaufen:

2012 wurde das Schloss zum Verkauf ausgeschrieben – als «Liebhaberobjekt am Bodensee» zum Verkaufspreis von 5,875 Millionen Franken. Die Amriswiler Immobilienfirma Thoma pries es auf Internet-Plattformen ihrer Branche als «eines der schönsten Châteaux der Ostschweiz» an, und erst noch am Seeufer im «steuergünstigen Horn». Zuletzt kannte die Öffentlichkeit das dreistöckige Schlösschen als Schulgebäude der Privatschule «Primaria» von Schulunternehmer Peter Fratton; seine Frau Doris hatte dort auch ihr Büro als Innenarchitektin und war federführend bei der Renovation vieler Räume. (Quelle


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Teures Glück

Die Thurgauer Zeitung berichtete am 22.9.2012 online, dass im SBW Euregio Gymnasiums in Romanshorn 7 SchülerInnen, (6 Jungen und 1 Mädchen), das Bestehen der Maturaprüfung feierten. Die restlichen 40% der Klasse, alles Jungen, waren durchs Abitur gefallen. - Das SBW Euregio-Gymnasiums ­Romanshorn ist von Peter Fratton gegründet worden. -

Der derzeitige Schulleiter sagte zur Erklärung: Die Matura sei auch ein Reifeprozess, und die männlichen Abiturienten hätten sich im Schutz der Bubengruppe damit teilweise etwas länger Zeit gelassen. So sei es gekommen, dass nicht die ganze Klasse die Prüfungen bestanden habe. Vier werden sie wiederholen, einer tritt nicht nochmals an. Der Schulleiter betonte, die Jugendlichen hätten enge Freundschaft gepflegt, gemeinsam das Leben genossen. Dies sei eine Form von Glück, die nicht unterschätzt werden dürfe, auch wenn dabei manchmal der Blick auf die Realitäten etwas zu kurz komme.

Wohl wahr: 

Es kann ein Ziel von Schule sein, sich die SchülerInnen sich im Reifeprozess Zeit lassen können, enge Freundschaften pflegen und gemeinsam das Leben genießen. - Die Eltern-Initiative aus Schopfheim (siehe oben) scheint jedoch andere Ziele für ihre Kinder zu haben.


Der "BEOBACHTER" aus der Schweiz berichtete im Jahr 2007:

Am Ende ein Fiasko

Bei der letztjährigen KV-Abschlussprüfung fiel die Hälfte der Absolventen der Privatschule Academia Euregio Bodensee in Romanshorn TG durch. Kein Wunder: Bund und Kantone lassen private Anbieter an der langen Leine.

Die 24 Absolventen des Touristik-Colleges der Academia Euregio Bodensee (AEB) in Romanshorn erlebten an der letztjährigen Thurgauer KV-Lehrabschlussprüfung ein Fiasko: Die Hälfte fiel durch. … Es war eine miserable Quote - im Kantonsdurchschnitt erhielten 95 Prozent der Prüflinge ihr Diplom als Kauffrau/Kaufmann.
Die verzweigte Privatschulgruppe, aufgebaut vom Ex-Reallehrer Peter Fratton, hatte bisher einen guten Ruf genossen. Allerdings gab es auch Warnsignale. … Warum nehmen die Eltern die AEB nicht in die Verantwortung? Die Ausbildung ist mit Kosten von 3'900 bis 4'100 Franken pro Quartal nicht billig. Hauptgrund fürs Stillhalten dürfte sein, was der Co-Leiter so mitteilte: «Wir haben allen Eltern, die dies wünschten, einen Ärgerbonus rückerstattet.
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Natürlich werden solche Meldungen von Gegnern der neuen Gemeinschaftsschulen gerne zitiert. Zum Beispiel vom Bündnis pro Bildung Baden-Württemberg, auf deren Web-Seite man Argumente gegen die Gemeinschaftsschule sammeln kann.

Staatliche deutsche Gesamt-Schulen können jedoch manchmal offensichtlich mehr leisten als teure Schweizer Privatschulen:


Ein Beispiel:

Statistisch gesehen hatten in den Schuljahren 2002/03 bis 2007/08 über die Hälfte AbiturientInnen an der Gesamtschule Mannheim keine Grundschul-Empfehlung für das Gymnasium als sie in Klasse 5 in diese Gesamtschule kamen: 
  • 12 Prozent der AbiturientInnen (des in BW zentralen Abiturs) hatten nach Klasse 4 eine Empfehlung für die Hauptschule und
  • 43 Prozent der AbiturientInnen nach Klasse 4 eine Empfehlung für die Realschule.
  • Und bei den Schüler/innen, die am Ende den Realschul-Abschluss machten, hatten 53 Prozent eine Hauptschul-Empfehlung.
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 Schon in Klasse 8

zeigt sich die positive Wirkung des gemeinsamen Lernens in den drei Eingangsjahren Klasse 5-7:

  • Jede/r zweite Schüler/in in den Gymnasialklassen der Stufe 8 hatte keine Gymnasialempfehlung.
  • Ähnlich in den Realschulklassen: Etwa 45 Prozent der Schüler/innen hatte eine Grundschul-Empfehlung für die Hauptschule.
Dass der Weg der Schüler/innen in der Integrierten Gesamtschule Mannheim-Herzogenried insgesamt deutlich nach oben weist, zeigt auch die Statistik der Auf- und Absteiger:

  • 37 % der Schüler/innen verbessern sich gegenüber der Grundschul-Empfehlung,
  • nur 8 % verschlechtern sich,
  • etwa 50 % machen Abschlüsse der Grundschul-Empfehlung entsprechend.

In der 3-gliedrigen Regelschule in BW steigen für jeden Schüler/innen, der aufsteigt, fast vier ab. Die viel gepriesene Durchlässigkeit funktioniert dort also nur nach unten gut. ... 



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