Dienstag, 4. Juni 2013

Lerncoaching, ein wirklich gutes Buch dazu und die nichtwissende Haltung

Ganz neu ist die Idee vom Lerncoaching in der Pädagogik nicht, schlappe 100 Jahre. 
Damals verlangte die PEA, die US-amerikanische Progressive Education Accosiation von ihren Mitgliedern:

"THE TEACHER A GUIDE NOT A TALKMASTER"



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Lerncoaching: Was ist das?
"Lerncoaching ist weder Nachhilfe noch Psychotherapie"

Frau Hanna Hardeland erklärt in ihrem wirklich prima neuen Buch (Schneider-Verlag 2013, 18,00 Euro):

Der Begriff Lerncoaching wurde seit etwa 1997 von den Professoren Uwe Hameyer und Waldemar Pallasch im Rahmen von Advanced Studies der Universität Kiel ge­prägt. Lerncoaching wird (auch von den genannten Professoren) als eine spezielle Form der Beratung betrachtet und im Bereich der pädagogisch-psychologischen Bera­tung angesiedelt. -
Mittlerweile wird der Lerncoaching-Begriff unterschiedlich definiert. Es existieren verschiedene Konzepte für Lerncoaching, die u. a. auf den verschiedenen Beratungsansätzen fußen.
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  • Wenn Sie erst mal nur 1 Buch zum Thema Lerncoaching kaufen wollen, dann nehmen Sie am Besten dieses.
  • Das Buch selber ist gut zu lesen, spannend und lehrreich, ich denke, es gibt derzeit kein besseres zum Thema. 
  • Ein paar Rezensionen findet man: Hier.  
  • Einen Blick ins Buch werfen kann man: Hier.
  • Im Literaturverzeichnis gibt es die "richtigen"  ;-) Titel und AutorInnen für den Fall,  dass man sich in die pädagogisch-psychologische Thematik vertiefen möchte (z.B. Rogers, Fischer-Epe, Grawe, Prior, Radatz, Gunther Schmidt, Weinberger ...)
  • Das Vorwort von Martin Wehrle ist allerdings dort eher peinlich, wo er schreibt: "Von diesem Buch werden zwei Gruppen profitieren: die Lehrer [...] und die Schüler [...]." -  so weit passt das wohl, doch dann geht es weiter- : "Dann schläft niemand mehr im Unterricht. Sondern alle sind hellwach." - Schön wäre es. -
  • Endlich greift mal jemand in einem Lerncoaching-Buch die Kritik an den "Lerntypen" auf, die in vielen Ausbildungen noch gelehrt werden (z.B. haptisch/ visuell/ auditiv/ abstrakt-verbal) und weist darauf hin, dass das Typenkonzept
    a) wenig hilfreich ist und b) "sämtliche bisherigen Untersuchungen nicht wissenschaftlich fundiert" seien bzw. sind (S. 126f).
  • Viele hilfreiche Methoden für das LernCoaching werden vorgestellt. Auch einige Methoden aus dem NLP (Pacing/ Rapport/ Leading) werden beschrieben, ohne dabei die Kritik am NLP zu verschweigen (S. 72).
  • Der eklektische/integrative Beratungsansatz bietet dem Lerncoach die Möglichkeit, im Einzelfall am besten erscheinende Vorgehensweise (z. B. lösungsorientiert, personenzentriert, systemisch...) auszuwählen.
  • Immer wieder wird betont, das die SchülerInnen die ExpertInnen für sich selber sind;  dass die Lehrkraft, sobald sie die Rolle der Fach-LehrerIn verlässt und sich in die Rolle des Lerncoaches begibt, auch zwingend eine andere HALTUNG einnehmen muss: 
  • Im Unterricht bin ich als LehrerIn die ExpertIn für mein Fach. - Im Lerncoaching sind die SchülerInnen selber die ExpertInnen für ihre Person; sie erhalten keine Ratschläge, keine Belehrungen. Lerncoaching ist "Beratung ohne Ratschlag" (Sonja Radatz). 
  • Die große und schwierigste Umstellung für die meisten LehrerInnen ist diese: Während des Lerncoachings meine Unterrichts-Rolle des all-wissenden ;-) Fach-Experten zu verlassen und in die Haltung des nicht-wissenden Lerncoaches zu wechseln, der nicht die Antworten gibt,  sondern als Prozess-BegleiterIn den SchülerInnen "auf Augenhöhe" hilft, ihre eigenen Lösungen, Antworten und Wege des Lernens zu finden. 
  • Der Coach ist die Quelle der Reflexion und Ermutigung.  Die Coaching-Zeit ist "die heilige Zeit des Kunden" (Gunther Schmidt), die heilige Zeit der Lernenden.

 






Nichtwisssende Haltung

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 Beratungskompetenz des Lerncoaches
 

Die HALTUNG des Lerncoaches  ist mehr als eine Technik
Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Lernendem und Lerncoach ist die Grundla­ge eines erfolgreichen Lerncoachings. Der Lerncoach begegnet dem Lernenden wert­schätzend, sodass sich dieser mit seiner Person und seinem Anliegen angenommen 

Wesentliche Erfolgsfaktoren für die Lerncoaching-Arbeit sind die Haltung und die Glaubwürdigkeit des Lerncoaches. [...] 

Neben dem theoretischen (Buch-)Wissen bedarf es vor allem der Praxiserfahrung und der systematischen Reflexion von Lerncoaching-Gesprächen, um Coachingkompetenz aufzubauen. 


Lerncoaching-Arbeit beinhaltet folgende drei wesentliche Aspekte: 
  1. Haltung des Lerncoaches 
  2. Lerncoaching-Prozess: Struktur des Lerncoaching-Gespräches 
  3. Gesprächsführung/-technik
Daher ist es ratsam, dass Lerncoaches bei ihrer Lerncoaching-Arbeit längerfristig von erfahrenen Lerncoaches und Supervisoren be­gleitet werden. 

Schließlich kann die Fülle an Kompetenzen nicht in einem eintägigen Seminar oder durch das Lesen eines Buches erworben werden.



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Siehe auch:

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