Sonntag, 8. Dezember 2013

Ist PISA dumm? 3 Bildungsforscher = 4 Meinungen


Man kann sich so viele Diskussionen um PISA anhören und so viele Artikel lesen wie man will. - Am Ende geht es meistens aus wie beim Hornberger Schießen:
"Die Wendung wird gebraucht, wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und sie ohne Ergebnis endet." [wikipedia]

Zum Beispiel:


Mittendrin - in der Rolle des PISA-Spielverderbers - 

ist fast immer jemand von der Gesellschaft für Wissen und Bildung e.V. bzw. von der privaten Alanus-Hochschule (Matthias Burchardt, Jochen Krautz, Silja Graupe u.a.), und die FAZ gibt ihnen gerne Raum für ihre Beiträge. - Das muss an sich nichts Schlimmes sein.

Interessant ist vielleicht, dass diese Bildungsforscher sich vehement gegen die Ökonomisierung der Bildung wenden und gegen die zunehmende Bedeutung von Siftungs-Geldern und Stiftungs-Einfluss in der Bildung, die Alanus-Hochschule (S. Graupe, J. Krautz arbeiten dort) selber aber zahlreiche FörderpartnerInnen hat,  u.a. Alnatura-Handelkette, dm-Drogerie-Markt, GLS-Treuhand Bochum, Weleda und  (etwas auffällig aus dieser Reihe tanzend) die Allianz-Generalvertretung (aus Duisburg). Nun ja. Man sollte nicht Wasser predigen und Wein trinken.

Globalisierte Banane: Man weiß, was man hat.
Siehe auch:
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Was von den Diskussionen bleibt:

  • Hier finden Sie detaillierte PISA-Ergebnisse
    für Deutschland und Österreich sowie PISA-Ranglisten, Beispielaufgaben, einen PISA-Test und mehr.
  • Es hat sich tatsächlich etwas bewegt in Deutschland in den letzten zwölf Jahren. Nicht nur - aber auch - wegen der PISA-Studien, der Sinus-Studien u.a. .
  • Die 15-jährigen SchülerInnen
    in Deutschland haben sich beim weltweiten Pisa-Schultest 2013 mit ihren Leistungen im oberen Mittelfeld behauptet.
    In Mathematik, Naturwissenschaften sowie im Lesen und Textverständnis erreichten sie Werte oberhalb des Durchschnitts der anderen Industrienationen. Auch die Zahl der leistungsschwachen Schüler ging in Deutschland leicht zurück.
    Eindeutige Pisa-Sieger sind allerdings erneut die Schüler aus den asiatischen Regionen Shanghai, Singapur, Hongkong und Taipeh. 15-Jährige aus diesen Ländern sind Gleichaltrigen aus Deutschland allein in Mathematik um zwei bis drei Schuljahre voraus. Aber auch die Schüler aus der Schweiz und den Niederlanden finden sich in der weltweiten Leistungstabelle unter den zehn Erstplatzierten.
    (dpa)
  •  Zwischen einem guten Ergebnis und dem Schulsystem lässt sich nicht unbedingt ein Zusammenhang herstellen; gute Ergebnisse gibt es in liberalen Systemen( z.B. Finnland) und in autoritären (z.B. China). -  Der gute Erfolg sowohl in der eigenen Sprache (finnisch) als auch in der Fremdsprache (englisch) liegt vielleicht nicht am Schulsystem in Finnland, sondern daran, dass die finnischen SchülerInnen zuhause nicht-synchronisierte Filme im TV anschauen, so dass sie oft sowohl den (englischen) Originalton anhören können als auch flink die (finnischen) Untertitel lesen müssen, wenn sie ihrem Spielfilm folgen wollen.  - Auch in eher autoritären Schulsystemen (Japan) zeigen Video-Mitschnitte des Mathe-Unterrichts, dass es deutlich flexiblere Aufgabenstellungen gibt als z.B. im durschschnittlichen deutschen Mathe-Unterricht.
  • PISA misst nicht Bildung,
    sondern Kompetenzen in eingeschränkten Bereichen (Rechnen, Lesen, Naturwissenschaften) und auch dort nur die Unter-Kompetenzen, die man mit Hilfe eines Tests abfragen kann.
  • Eingeleuchtet hat mir der Vergleich mit dem Apfel:
    Wenn ich plötzlich anfange, jedes Jahr mit einem Lineal in ausgewählten Obts-Plantagen die Dicke deutscher Äpfel zu messen - was ich vorher nie getan habe -
    und feststelle, dass der Durchmesser deutschen Äpfel in internationalen Vergleichen über Jahre hinweg stets im unteren Mittelfeld liegt - was ich vorher nie verglichen und realisiert habe ...

     ... dann mache ich mir vielleicht Gedanken: 
     
  1. Ich bin vielleicht erstaunt, weil ich bis dahin immer dachte, WIR hätten die dicksten Äpfel.
  2. Ich fange vielleicht nun an, auch dickere Äpfel zu züchten, weil ich im internationalen Vergleich besser dastehen will. 
  3. Ich denke möglicherweise statt dessen, dass der Durchmesser der Äpfel nicht wirklich von Bedeutung ist: Wichtiger sind den Menschen, die das Obst essen, eventuell Duft, Aroma, Geschmack, Süße, Säure... . Aber das Alles wurde nicht verglichen. - Und ich bleibe dann letzten Endes vielleicht der Ansicht: Diese "Kompetenzen" meiner Äpfel sind mir wichtiger als der gemessene Durchmesser. Und ich glaube weiterhin: Darin sind meine Äpfel Spitze. Ob es dazu wohl auch eine internationale Vergleichsstudie gibt? Und ob ich mit mittelgroßen leckeren Äpfel wohl auch Geld verdienen könnte?
  4. Ich fange an zu grübeln, was für einen Apfel eigentlich wichtig ist. Und für wen ein Apfel eigentlich wichtig ist. Und wer das zu entscheiden hat. Und ob die Äpfel aller Länder der Welt nicht einen Mindest-Durchmesser haben sollten.
    Cardava
  5.  Als Kind habe ich auf Reisen mit meinen Eltern nach Mittelamerika und Spanien gesehen, dass Bananen eigentlich ganz anders aussehen können, als die von den Chiquita-Plantagen, die wir immer im Supermarkt kauften. - Ich frage mich nun: Sollten nicht die Äpfel in allen Supermärkten der Welt auch die gleiche Form, die gleiche Farbe, den gleichen Geschmack, den gleichen Durchmesser haben? - Dann weiß man doch, was man hat und was einen erwartet, wenn man nach Shanghai oder Taipeh umzieht oder umziehen muss. 
    Murado
  6. Ich gründe einen internationalen Apfelhandelskonzern, kaufe Grundstücke in allen Kontinenten der Welt, dort lasse ich die Einheimischen für kleinen Lohn meine neue Apfelsorte Pisaqita anbauen und werde reich. ...
  7. Ich überlege, ob man diese Idee nicht auch auf Schule und Bildung anwenden könnte. 
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    Siehe auch:

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