Dienstag, 13. Mai 2014

Widerstand gegen PISA


Prof. Krautz von der Bergischen Universität Wuppertal schreibt:

"Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

manche von Ihnen haben vielleicht schon davon gehört, aber ich möchte nicht verpassen, Sie auf diese wichtige Initiative hinzuweisen:
Endlich vernetzt sich der Widerstand gegen das Bildungsdiktat, das die OECD mit PISA ausübt, auch international. Der Kollege Heinz-Dieter Meyer, der in New York lehrt, hat einen offenen Brief an PISA-Chef Andreas Schleicher formuliert, der die verheerenden Folgen benennt, die notwendigen kritischen Fragen stellt und Vorschläge zur Besserung macht. Als Erstunterzeichner haben über hundert Wissenschaftler, Pädagogen und Elternvertreter aus diversen Ländern unterschrieben."
Seit Anfang Mai 2014 kursiert dieser Brief im Internet. Verfasst wurde er vom New Yorker Bildungsforscher an der UNIVERSITY AT ALBANY - State University of New York mit dem schönen deutschen Namen Heinz-Dieter Meyer sowie von Dr. Katie Zahedi, Schulleiterin der Linden Avenue Middle School in Redhook, NY. 

Unterzeichnet wurde der Brief in den USA u.a. auch vom legendären Noam Chomsky (Jg. 1928), in Deutschland u.a. von Heinz-Peter - auch ein schöner deutscher Name - Meidinger, dem Vorsitzenden des Philologenverbandes, und von Jürgen Böhm, dem Chef des Verbandes Deutscher Realschullehrer - die sich sonst gerne mal gegen Gemeinschaftsschulen und Gesamtschulen äußern. Aber auch vom Soziologen Richard Münch (Jg. 1945), der andernorts den Akademischen Kapitalismus beklagt. Nicht unterschrieben hat die GEW, die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, die sich aber an anderer Stelle zum PISA-Hype geäußert hat.

Die autorisierte deutsche Fassung des Meyer-Zahedi-Briefes beginnt so: 
Heinz-Dieter Meyer
» Sehr geehrter Herr Dr. Schleicher,
wir wenden uns an Sie in Ihrer Funktion als verantwortlicher Direktor der OECD für das „ Programme of International Student Assessment“ (PISA). Im dreizehnten Jahr nach seiner Einführung ist PISA heute weltweit als Instrument bekannt, um Ranglisten von OECD-Mitgliedsländern und Nicht-OECDStaaten (mehr als 60 in der letzten Zählung) zu erstellen und zwar aufgrund der Bewertung von Testleistungen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in Mathematik, Naturwissenschaften und Lesen. ... 
Katie Zahedi
PISA hat die Bildungspraxis in vielen Ländern inzwischen tiefgreifend beeinflusst. Als Folge der PISA-Tests reformieren Staaten ihre Bildungssysteme in der Hoffnung, ihr Abschneiden im PISA-Ranking zu verbessern. In vielen Ländern führte der mangelnde Fortschritt bei den PISA-Tests dazu, eine „Bildungskatastrophe“ oder einen „PISA-Schock“ auszurufen, gefolgt von Rücktrittsforde rungen und weitreichenden Reformen gemäß PISA-Maßstäben. 
Wir sind offen gestanden tief besorgt über die negativen Folgen der PISA-Rankings. Nachfolgend einige unserer Bedenken: ... «

  • Den englischen Original-Text können Sie > hier nachlesen oder auch > hier
  • Eine Antwort  der OECD finden Sie > hier.
  • Ein Interview in deutscher Sprache dazu mit PISA-Koordinator Andreas Schleicher > hier.

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Siehe auch: 
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Andreas Schleicher (Jg. 1964):
"Schüler, die die bei Pisa geforderten Kompetenzen nicht beherrschen, haben im Sozial- und Arbeitsleben wenig Chancen". (Quelle)
Über Jón Gnarr, Jg. 1967, Bürgermeister von Reykjavik, der Hauptstadt Islands, seit 2010:
Jón Gnarr (Quelle: wikipedia)
"In der Schule fiel Gnarr von Anfang an durch. Die Ärzte deklarierten ihn als zurückgeblieben: Er war klein, schmal, hatte ADHS und Migräneanfälle. Schreiben lernte er erst mit 14. Und bis er die Monate fehlerfrei aufsagen konnte, war er 16. In dem Alter hatte er bereits zwei Selbstmordversuche und eine Laufbahn durch mehrere Schwererziehbarenheime hinter sich. Alle, er selbst inbegriffen, hielten ihn für dumm. So traf er mit 13 drei Entscheidungen: Er wurde Punk. Er wurde Klassenclown. («Lieber der Clown als nur dumm.») Und er stellte das offizielle Lernen in der Schule ein." (Quelle) 
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