I. Bildung und Schule
Eins ist offensichtlich:
Der Trend zu Intoleranz und Verrohung nahm zu.
Zum Beispiel:
Zwischen Fußballspielern und Schiedsrichtern;
zwischen Demonstrierenden und der Polizei;
im Umgangston zwischen bestimmten Fraktionen - bzw. besonders in einer bestimmten Fraktion - des Bundestages;
in der Diskussion um das Impfen in der Bevölkerung;
...
Vielleicht auch in manchen Schulen? -
Apropos Schule
Ich las heute in einer Autobiografie eines Mannes, der als Kind/Schüler zwischen Kalifornien und Schweiz mehrmals wechseln musste:
Prügeleien gab es in dem
amerikanischen Klima von Akzeptanz und Toleranz nur selten.
Hier aber [in der Schweiz] werden
innerhalb der Schulklasse und bisweilen auch zwischen den verschiedenen Klassen
regelrechte Kampffronten aufgebaut, oder es vollziehen sich spontane, kleinere
Zusammenrottungen. In diesen wird fast täglich in Geheimaktionen beschlossen,
wem heute wo aufgelauert werden soll, um ihm eine Abreibung zu verpassen, das
sogenannte «Abschlagen». Ich selbst werde nur gelegentlich das Opfer solcher
Übergriffe oder Zeuge davon.
Um nicht zu sehr ins Abseits zu
geraten und etwaige Angriffe auf mich zu ziehen, gebe ich manchmal vor, bei der
einen oder anderen dieser unrühmlichen Aktionen dabei gewesen zu sein.
Zeitweise entsteht aus dem Ganzen regelrechte Hysterie und Angst.
Ob das heute immer noch gilt? Weiß ich nicht ...
Apropos Akzeptanz und Toleranz in der Schule
Im Vorwort heißt es u.a.:
In der modernen Gesellschaft begegnen sich Menschen unterschiedlicher Staatsangehörigkeit, Nationalität, Ethnie, Religion oder Weltanschauung, unterschiedlichen Alters, psychischer, geistiger und physischer Disposition sowie geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung. Kennzeichnend sind Individualisierung und Pluralisierung von Lebensentwürfen.[…]Die Leitperspektive zielt auch auf die Fähigkeit der Gesellschaft zum interkulturellen und interreligiösen Dialog und zum dialogorientierten, friedlichen Umgang mit unterschiedlichen Positionen bzw. Konflikten in internationalen Zusammenhängen. Erziehung zum Umgang mit Vielfalt und zur Toleranz ist damit auch ein Beitrag zur Menschenrechts- und Friedensbildung und zur Verwirklichung einer inklusiven Gesellschaft.[...]
Krieg und Intervention
- Ukraine-Krise : Johnson warnt vor „größtem Krieg in Europa seit 1945“
FAZ, Aktualisiert am 20.02.2022 - Ukraine-Krise: Russland plant laut Nato „vollständigen Angriff“
FR, 20.02.2022, 11:35 - „Nie dagewesene“ Sanktionen: US-Vizepräsidentin warnt Russland auf Münchner Sicherheitskonferenz
- "Tübinger Neurophysiologin rät zu klarer Kante gegen Putin"
Schwäbsiches Tagblatt 19.02.2022 - Und schon Freitag, August 30, 2013! »Sicher ist: Der Trend der "internationalen Gemeinschaft" geht nach dem Zusammenbruch des Ostblocks und dem Ende des Kalten Krieges wieder zum Gewalt-Einsatz.« Quelle
Putin in seiner Rede vom 21.2.2022:
"Seit ältesten Zeiten nennen sich die Bewohner der südwestlichen historischen Gebiete des alten Russlands Russen und orthodoxe Christen. So war es auch im 17. Jahrhundert, als ein Teil dieser Gebiete mit dem russischen Staat wiedervereinigt wurde, und auch danach war das so."
3 Jahre Krimkrieg 1853:
Der "Krimkrieg" oder "Türkisch-Russischer Krieg" war ein von 1853 bis 1856 dauernder militärischer Konflikt zwischen Russland einerseits und dem Osmanischen Reich sowie dessen Verbündeten (Frankreich, Großbritannien ...) andererseits,
in den die westeuropäischen Mächte eingriffen, um eine Gebietserweiterung Russlands auf Kosten des geschwächten Osmanischen Reichs zu verhindern. Die Folge: Russland geschwächt, die anderen Staaten auch. Der Krieg endet mit einem Friedensvertrag.
Friedensvertrag. Art. 11 bestimmt:
das Schwarze Meer ist neutralisiert, seine Gewässer u. Häfen stehen den [621] Handelsschiffen aller Nationen offen, sind aber allen Kriegsschiffen untersagt.
Art. 12 setzt fest, daß der Handel auf dem Schwarzen Meere frei von jeder Beschränkung sein solle, welche nicht durch die Reglements über Gesundheits-, Zoll- u. Polizeidienst geboten ist; ….
III.: 20./21. Jahrhundert
Ab 1917 hatte auf der Krim und in einem nördlich angrenzenden Gebiete bereits die unabhängige Volksrepublik Krim bestanden, ein kurzlebiger säkular-muslimischer Staat, der seine Unabhängigkeit nur von Dezember 1917 bis Januar 1918 wahren konnte, bevor er durch Sowjetrussland zerschlagen wurde.
Im Mai 1954, war es so weit. Der inzwischen zum Parteichef der gesamtsowjetischen KPdSU aufgestiegene Chruschtschow hatte dafür gesorgt, dass die Krim, zuvor seit 170 Jahren Teil Russlands, ab sofort zur ukrainischen Sowjetrepublik gehörte. Ohne großes Aufsehen, vollzogen im Rahmen der Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag des Vertrags von Perejaslaw, mit dem 1654 – nach russischer Lesart – die engen Bande zwischen Russland und der Ukraine vereinbart worden waren.
Die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik (RSFSR;war die älteste, größte und bevölkerungsreichste Unionsrepublik der Sowjetunion (UdSSR).Sie wurde kurz nach der Oktoberrevolution
am 7. November 1917 gegründet und gehörte zu den Gründungsmitgliedern
der Ende 1922 konstituierten Sowjetunion, welche durch die RSFSR stark
dominiert wurde.
Nach Auflösung der UdSSR im Dezember 1991 wurde sie dann unter Wahrnehmung all ihrer Rechte und Pflichten von dieser unabhängig und nannte sich 1992 in Russische Föderation bzw. Russländische Föderation um.
"Dann, vor und nach dem Großen Vaterländischen Krieg [2. Weltkrieg] ,
annektierte bereits Stalin einige Gebiete, die zuvor zu Polen, Rumänien und
Ungarn gehörten, an die UdSSR und übertrug sie der Ukraine.
Als eine Art
Entschädigung gab Stalin Polen einige der angestammten deutschen Gebiete, und
1954 nahm Chruschtschow Russland aus irgendeinem Grund die Krim weg und gab sie
der Ukraine. Auf diese Weise entstand das Gebiet der sowjetischen Ukraine.
Aufgeweicht (aber nicht rechtlich aufgehoben)
wurde das Interventions-Verbot im Jahr 2005 durch einen einstimmigen(!) Beschluss der UN-General-Versammlung(!), der in seinen Paragraphen 138 und 139 von der "Schutz-Verantwortung" spricht, der "Responsibility to protect". Dieser Beschluss ist - im Unterschied zum o.g. Arikel 2(7) der UN-Charta kein zwingende Völker-Recht, sondern nur eine wegweisende Norm, die de facto das Völker-Recht aufweicht bzw. durchbricht. -
geschrieben einige Jahre vor dem heutigen Russland-Ukraine-Konflikt.
Michael Brumlik, (* 1947 als Kind jüdischer Flüchtlinge in der Schweiz, bis zu seiner Emeritierung im Frühjahr 2013 Professor am Fachbereich Erziehungswissenschaften an der Uni Frankfur/Main) meint zu dieser Tendenz:
"Gleichwohl mache man sich nichts vor: Auch diese Rechtsentwicklung folgt materiellen Interessen. Auch der grauenhafte Giftgastod syrischer Kinder findet mediale Aufmerksamkeit vor allem deshalb, weil der „failed state“ Syrien inmitten der für die USA noch interessanten Ölgebiete des Mittleren Ostens und in nächster Nähe einer für die EU ob ihrer Bindungen an die Türkei und Israel wichtigen Region liegt.Kleine Anmerkung am Rande: Den größten Giftgas-Angriff seit dem ersten Weltkrieg gab es ab 1983 im 1. Golfkrieg. Damals war Saddam Hussein noch der Good Boy der USA und setzte mit dessen Billigung und Unterstützung Senfgas, Sarin und Tabun gegen den Iran ein, der auch damals schon der Schurkenstaat war. Die Grundstoffe für das Giftgas, die Produktionsanlagen und das Know-How kamen aus Deutschland.
Im Fall von weiter abgelegenen „Hinterhöfen“ der Weltgesellschaft hat massenhaftes Morden und Sterben niemanden interessiert und wird auch weiterhin niemanden interessieren. Gewiss: Jede(r) der inzwischen mehr als 100.000 Toten in Syrien ist eine, einer zu viel. - Der vor allem im Osten des Kongo seit 2002 geführte „Bürgerkrieg“ und seine Folgen haben vermutlich – fernab aller Öffentlichkeit – seither etwa 4 Millionen Opfer gekostet: Alte, Kinder, Frauen – ein Gemetzel, das allemal mit dem Dressieren von Kindern zu Kampfmaschinen und mit der regelhaften, massenhaften Vergewaltigung von Frauen einhergeht."
für eine Deeskalation im Konflikt mit der Ukraine und der NATO geworben.
Wieso sind Kriege in der Generation Putin/Scholz in Europa undenbar? Wo doch in ihrer Generation die Jugoslawienkriege stattgefunden haben, auch Balkankriege, postjugoslawische Kriege oder jugoslawische Nachfolgekriege genannt. Eine Serie von Kriegen auf dem Gebiet des ehemaligen Jugoslawien, die von 1991 bis 2001 geführt wurden und mit dem Zerfall des Staates verbunden waren.
V.: "Vor 23 Jahren trieb die rot-grüne Regierung Deutschland in den Kosovokrieg. -
Ein Präzedenzfall, der die Welt veränderte."
Die Luftangriffe der Nato auf die Bundesrepublik Jugoslawien (Serbien und Montenegro) ohne UN-Mandat waren ein Präzedenzfall, der die Nachkriegsordnung veränderte.
Andrej Ivanji: »Der 24. März 1999 [Putin war 46 Jahre alt, Olaf Scholz 40] war in Belgrad sonnig und warm. Ich saß am Nachmittag in einem Café mit Blick auf die Donau. Ein Freund rief mich auf meinem Handy an, teilte mir mit, dass er mit Zigaretten, Wasser und Sprit vorgesorgt habe, und fragte mich, was ich denn so tue. „Ich warte auf die Bomben der Nato“, antwortete ich und legte auf. Ich musste grinsen, so surreal klang das. Wir wussten, dass es in wenigen Stunden losgehen würde – der Krieg gegen die Nato. Besser gesagt, der Nato gegen Serbien. [...]
Am Abend hörte ich zum ersten Mal das Heulen des Fliegeralarms. [...] Wir lernten Begriffe wie: „Grafitbomben“, „Lenkwaffen“, „Tarnkappenflugzeuge“, „Uranmunition“, „Streubomben“. Als ob wir auf einem Testgelände für die Präsentation des Nato-Waffenarsenals gewesen wären.
Ich befand mich in einem Zustand erwartungsvoller Ungläubigkeit. Wie soll das aussehen, wenn die Nato, wenn wieder einmal Deutschland, Serbien bombardiert? Wenn Briten, Franzosen, Italiener, Amerikaner, die Deutschen mich bombardieren? Irgendwie nahm ich das persönlich. Und nicht nur ich.
Und „Kollateralschaden“. Das war mein Lieblingsbegriff. Er wurde verwendet, wenn die Nato eine Kolonne albanischer Flüchtlinge im Kosovo, einen zivilen Zug, den Bauernmarkt in Niš, die neurologische Klinik oder die chinesische Botschaft in Belgrad getroffen hatte. [...]
Nach 78 Tagen, 2.300 Luftschlägen und rund 50.000 abgefeuerten Projektilen lenkte Serbiens Herrscher Slobodan Milošević ein, aber erst als ihn Moskau unter Druck setzte. Die Zahl der Opfer schwankt zwischen 1.200 und 2.500, darunter 79 Kinder. Jedes Jahr gedenkt man in Serbien der Menschen, die die Nato umgebracht hat.
Am 9. Juni 1999 wurde in der mazedonischen Stadt Kumanovo ein Abkommen unterzeichnet, das die Operation Allied Force beendete. Serbische Streitkräfte zogen sich aus dem Kosovo zurück, internationale Friedenskräfte marschierten in das Kosovo ein, die südliche serbische Provinz wurde unter UN-Obhut gestellt.
Es folgte der Irakkrieg der „Koalition der Willigen“ im März 2003, da war Deutschland jedoch nicht willig mitzumachen; die Argumentation für den Kriegseinsatz (angebliche chemische Waffen von Saddam Husein) war ebenso unglaubwürdig und das ganze Vorhaben völkerrechtswidrig wie im Falle der Bundesrepublik Jugoslawien.« Quelle
Andrej Ivanji ist [war?] Redakteur des serbischen Magazins „Vreme“, taz- und MDR-Korrespondent. Er lebt in Belgrad100 Meter entfernt von den Ruinen des zerbombten Staatsrundfunks.
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"Neue Friedensbewegung. Mit der Entwicklung neuer Waffenarten, besonders aber seit der Vereisung der Beziehungen zwischen den Supermächten infolge des NATO-Doppelbeschlusses am 12. Dezember 1979 und des Einmarsches der Sowjetunion in Afghanistan am 25. Dezember 1979 entstand eine neue, breitere und vielschichtigere Friedensbewegung in Westeuropa und Nordamerika, die auch in den Ostblock ausstrahlte."
Die Antwort auf die Frage, wo DIE Friedensbewegung ist, lautet: In Rente, in Pension oder schon eines natürlichen Todes gestorben - wie alles Vergängliche.
Eine berechtigte und interessante Frage ist/wäre allerdings: Gibt es eigentlich eine aktuelle "ganz neue" Friedensbewegung, eine "Friedensbewegung 2.0" oder 3.0, eine neue Variante Delta oder 2020... ?
Und wenn ja, wie sieht sie aus? Oder wie müsste sie aussehen? Vielleicht gibt es auch ganz unterschiedliche neue Friedensbewegungen, gute und böse zum Beispiel, mit oder ohne Sekundenkleber. Und wer entscheidet darüber, welche als gute und welche als böse oder wenigstens als DIE Friedensbewegung in die Geschichte eingehen wird oder würde?