Freitag, 14. September 2012

Wer macht Abitur - und wenn ja wie viele ?



Im September 2012 erschienen 2 neues Bildungsberichte:

  • Die Studie von der Vodafone-Siftung: Sie untersucht, wie sich die Bildungschancen von den 70er-Jahren bis heute entwickelt haben und ist die bisher größte Studie über den Zusammenhang von Hochschulzugang und sozialer Herkunft. 
  • Die Studie der OECD, "Bildung auf einen Blick", sie vergleicht jedes Jahr die Bildungstrends der 34 Mitgliedsstaaten. 
  • Einig sind sich beide Studien darin, dass in Deutschland heute "fast die Hälfte" eines Jahrgangs das Abitur macht, in dieser Grafik sind es etwas über 42%. (In Universitätsstädten wie Tübingen sind es 70%, denn: Bildung wird quasi "vererbt", Akademiker zeugen Akademiker-Kinder.) 

42% ist keine schlechte Zahl, 
denn als die sog. "Alt-Achtundsechziger" wie Joschka Fischer und andere in den 1960er Jahren auf die deutschen Schulen gingen, machten nur knapp 10% aus ihrer Grundschulklasse das Abitur. Vielleicht hat der Sohn eines Metzgers damals deshalb kein Abitur gemacht, mit 17 das Gymnasium in Stuttgart abgebrochen, eine Lehre als Fotograf angefangen, mit 18 abgebrochen... 
Heute wären seine Chancen Abitur zu machen rein statistisch größer - aber er wäre vielleicht nie Vizekanzler geworden ?

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Schaut man sich die Grafik genauer an, so bezeichnet der untere hellgraue Bereich die SchülerInnen, die auf einem allgemeinbildenden Gymnasium die Allgemeine Hochschulreife erreicht haben: Ziemlich genau 25%. Dazu kommen noch einmal gut 20%, die auf anderen Wegen (zweiter Bildungsweg, Aufbauschulen, beruflichen Gymnasien, Gesamtschulen) das Abitur oder das Fachabitur gemacht haben. Insgesamt haben ein gutes Drittel eines Jahrgangs die Allgemeine Hochschulreife, der Rest von den insgesamt 42% mit Abitur hat das Fach-Abitur.

Das Abitur: 

Mit ihm wird die uneingeschränkte Studienbefähigung an einer europäischen Universität oder Hochschule nachgewiesen, es wird daher auch als „Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife“ bezeichnet. Im Unterschied dazu beschränkt das so genannte fachgebundene Abitur, ein „Zeugnis der fachgebundenen Hochschulreife”, den Hochschulzugang auf bestimmte – meist fachgebundene – Studiengänge an Universitäten. Mit einem Zeugnis der Fachhochschulreife, umgangssprachlich auch Fachabitur genannt, wird die Befähigung für ein Fachhochschulstudium nachgewiesen. (wikipedia)


Immer mehr Kinder aus bildungsfernen Familien machen ein Abitur. (Unter "bildungsfernen Familien" versteht man solche, in denen die Eltern maximal einen Hauptschulabschluss haben.) - Heute verfügen  insgesamt 35 Prozent der SchulabgängerInnen aus bildungsfernen Familien über die Berechtigung, an einer Hochschule zu studieren. (Mitte der 70er-Jahre waren das nur 15 Prozent.)


Aber:
  • Auch heute noch haben Kinder aus "hochgebildeten" Familien (damit sind Familien gemeint, in denen beide Eltern ein Studium abgeschlossen haben) eine 7 mal so große Chance auf das allgemeine Abitur wie Kinder bildungsferner Eltern.
    Und:
    Von denen, die ihr Abitur gemacht haben, geht anschließend nur die Hälfte auf eine Hochschule, die andere Hälfte macht eine Ausbildung.  (In den 70er Jahren waren es noch 80%; die Studienfreude der Bildungsbürger-Kinder ist seit damals kaum zurück gegangen).  

Die schlechtere Chancengleichheit der "Arbeiterkinder" insgesamt, so die Bildungsforscher, habe sich also nicht verändert, sie hat sich nur um eine Stufe verlagert: Von "nach der Grundschule" auf "nach dem Abitur." - Weil viele Berufe heute ein Abitur als Zugangs-Voraussetzung verlangen, machen die Arbeiterkinder erst mal das Abitur, um danach dann doch eine berufliche Ausbildung zu machen.

Gerade an Berufsschulen und Fachgymnasien würden viele Schülerinnen und Schüler gar nicht erst auf die Idee kommen, dass sie mit ihrem Abschluss mehr machen können als eine Berufsausbildung meint Frau Urbatsch von "Arbeiterkind.de" dazu. 





Warum das so ist, wird an anderer Stelle erörtert... 



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