Samstag, 13. Juli 2013

Blanker Hass in BWs Lehrerzimmern? - Hysterie oder repräsentativ?

Ein Gymnasial-Lehrer, Mitglied der SPD - und nicht in der GEW -, schrieb jüngst:
Heute war in unserem Lehrerzimmer blanker Hass zu spüren.
Ich glaube, in jedem Lehrerzimmer in Baden-Württemberg heute. In Gymnasien, Realschulen und Hauptschulen.
So schlimm wie jetzt war es noch nie.
Grün-Rot, sie können es nicht! - ABWÄHLEN!!!
Ich weiß nicht, ob diese Aussage repräsentativ ist. Doch: "In der Mitte wächst der Hass".
Siehe dazu jedoch auch:
Lehrerdemos, Egoismus und Aufstand
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Hass und Psychologie:
  • Der Hass ist die Liebe, an der man gescheitert ist. (Kierkegaard)
"Hass ist ein Gefühl extremer Abneigung und Ablehnung gegenüber einem anderen Menschen oder einer Institution. Er entsteht meist aufgrund einer tiefen seelischen Verletzung, wie etwa einer Trennung oder Verlusterfahrung, der man glaubt ausgeliefert zu sein und gegen die man glaubt, sich nicht wehren zu können. Man fühlt sich also total hilflos und ohnmächtig und gleichzeitig tief verletzt oder angegriffen." [Lebenshilfe Psychologie-Lexikon] 
  • Wo Liebe wächst, gedeiht Leben - wo Hass aufkommt droht Untergang. (Mahatma Gandhi)
  • Wer aber seinen Bruder hasst, ist in der Finsternis und wandelt in der Finsternis und weiß nicht, wohin er geht, weil die Finsternis seine Augen verblendet hat. (1. Joh. 2,11)

Hass und Soziologie
In der Mitte wächst der Hass. 


Das deutsche Bürgertum verroht und kündigt zunehmend seine Solidarität mit denen auf, die es als schwächer und ökonomisch nutzlos versteht. Das besagt u.a. eine Studie der Bielefelder Soziologen um Wilhelm Heitmeyer.
"Die moderne Chancengesellschaft, die den Kontext von Solidaritätsnormen verlässt, konnte auf diese Weise zu einer ziemlich kalten und rohen Angelegenheit werden."

• Bezeichnend ist sicher, dass sich die soziale Mitte bildungs- und schulpolitisch keineswegs für das Modell erweiterter Chancen auch für Kinder des „sozialen Unten“ ins Zeug legt. Dabei zählten viele Mittezugehörige selbst zu Gewinnern der ersten Bildungsreform in den 1960er/70er Jahren.

Doch gerade weil sie den Aufstieg von unten in die Mitte geschafft haben, besitzen sie nun – ganz wie schon in früheren Jahrzehnten die etablierten Mittel- und Oberschichten – kein Interesse an weiteren Emanzipationsschüben von unten, da das für sie zusätzliche Konkurrenz und damit auch die Entwertung der eigenen, mühselig erworbenen Bildungsabschlüsse und Statuspositionen bedeutet.

• Generell gilt: In der gegenwärtigen Druck- wie Konkurrenzsituation grenzen sich die verschiedenen Elternmilieus schroff voneinander ab, verhindern, dass ihre Kinder mit dem Nachwuchs der jeweils unter ihnen verorteten Schichten in Kontakt geraten. Das klassische Bildungsbürgertum achtet seit einigen Jahren darauf, dass ihre Sprösslinge die Freizeit nicht mit den „Parvenüs“ aus dem Mittelstand verbringen.
Und die kleinbürgerliche Mitte unterbindet entschlossen Begegnungen mit Familien aus der „Underclass“, da sie dort kulturelle Verwahrlosung, haltlosen Konsumismus, unheilstiftende Disziplinlosigkeiten wittern. Man mag das eine Abwertungsspirale nach unten nennen ... 

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Presse-Schlagzeilen dieser Tage (um den 10. Juli 2013)
  •  Kultusminister ermahnt Lehrer. Lehrer sollten sich außerunterrichtliche Aufgaben aus Sicht von Kultusminister Andreas Stoch (SPD) nicht unnötig anrechnen lassen.
  • Die Landeschefin der Gewerkschaft GEW, Doro Moritz, empfindet es als «frech», dass Stoch unterstelle, .... Die Behauptung sei ehrenrührig und ignoriere, dass zu guter Schule mehr als nur Unterricht gehöre. 
Demo am 10. Juli 2013 in Stuttgart
  • Die Lehrergewerkschaft GEW hat mit Sarkasmus auf den Vorschlag von Kultusminister Andreas Stoch reagiert, Lehrer sollten in den Sommerferien Betriebspraktika machen.
  • Finanzminister Schmid schließt den Abbau weiterer Lehrerstellen aus. Sparen soll das Kultusressort dennoch: etwa bei der Altersermäßigung.
  • Knapp ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt hat Kultusminister Andreas Stoch (SPD) am Dienstag seine Amtschefin Margret Ruep in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Dieser Schritt ist nur mit dem Verweis auf ein nicht mehr bestehendes Vertrauensverhältnis möglich. Ruep war mit Antritt der grün-roten Regierung im Mai 2011 unter der damaligen Kultusministerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) ins Amt gekommen. Stoch hatte die parteilose Beamtin von seiner geschassten Vorgängerin Gabriele Warminski-Leitheußer (SPD) zunächst übernommen, obwohl die frühere Rektorin der Pädagogischen Hochschule in Weingarten da bereits in der Kritik stand.
  • Die Mitarbeit des Schweizer Bildungsunternehmer Peter Fratton beim Erarbeiten der Schulreform sorgte auch beim Regierungschef für Kopfschütteln. Frattons Verpflichtung sorgt bei Kretschmann gestern zu nacheilendem Entsetzen: „Ich habe einige seiner antipädagogischen Thesen gelesen, da haben sich mir die Haare gesträubt“, erklärte der grüne Regierungschef. 
  • Zuvor hatte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ unter anderem der Ludwigsburger Erziehungswissenschaftler Matthias Burchardt die Thesen des eidgenössischen Unternehmers auseinandergenommen. Fassungslos stellte dieser dann die Frage, warum eine ganze Schulreform auf solchen Lehren aufbaue. "Neue Pädagogik völlig verfehlt".
  • Er ist fast schon so eine Art Popstar in gymnasialen Kreisen - Matthias Burchardt lockte am Montagabend rund 300 Eltern und Lehrer zu seinem Vortrag in der Rommelsbacher Wittumhalle.
  • Ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) hatte ihn mit einem Schlag berühmt gemacht: Dr. Matthias Burchardt griff in diesem Bericht heftig die baden-
    württembergische Bildungspolitik unter Grün-Rot an. 
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Andere sehen es etwas gelassener:
 

Südwestumschau

„Mutlose Politik“


Rebellen von einst sehen den Erfolg der Gemeinschaftsschule gefährdet.  

Stuttgart. „Grün-Rot macht eine mutlose Schulpolitik“, sagte Bernd Dieng, Vorsitzender des Vereins „Länger gemeinsam lernen“, der SÜDWEST PRESSE. Es sind die Rebellen von einst, die jetzt abermals grollen: Sechs Jahre ist es her, dass sich mehr als 100 Hauptschulrektoren und Lehrerausbilder aus Oberschwaben in einem Brief öffentlich gegen die schwarz-gelbe Schulpolitik wandten. Sie verlangten ein Ende des dreigliedrigen Schulsystems, in dem der Bildungserfolg vor allem von der sozialen Herkunft abhängig sei, und forderten längeres gemeinsames Lernen – allen disziplinarrechtlichen Drohungen des damals erbosten CDU-Fraktionsvorsitzenden Stefan Mappus zum Trotz.[...]

Zwei Jahre nach dem Machtwechsel in Baden-Württemberg sehen die Verfechter der Gemeinschaftsschule den Erfolg dieser so lange herbeigesehnten Schulart gefährdet. „Statt die Gemeinschaftsschule durch ein Zwei-Säulen-Modell zu stärken, wird nun noch mehr sortiert als zuvor“, sagt Dieng. [...]
Die Gemeinschaftsschule werde jedoch nur erfolgreich sein, „wenn sie einen ganzen Jahrgang abbildet, also mindestens ein Drittel der Kinder auch Gymnasialniveau hat.“ Das sei auch das Ergebnis einer aktuellen, von Wissenschaftlern und Schulfachleuten verfassten „Expertise Gemeinschaftsschule“. [...]


Gelinge das nicht, „droht die Gefahr, dass die neue Schulform wie die Hauptschule von den Eltern abgewählt wird“, fürchtet Dieng, Fachleiter am Staatlichen Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Meckenbeuren. Die Folge sei erfahrungsgemäß „die Entstehung pro
Dieng und Reinhoffer sind nach wie vor der Überzeugung, dass nur integrative Schulsysteme Chancenungleichheit in der Bildung beseitigen können. „Weltweit gibt es kein frühsortierendes System“, sagt Dieng, „das in den beiden entscheidenden Bereichen Leistung und Bildungsgerechtigkeit Spitzenergebnisse liefert. Das schaffen nur Staaten, die auf längeres gemeinsames Lernen setzen, meist bis zur 9. oder 10. Klasse.“


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Sicher scheint zu sein:

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Schulfrieden in NRW und Berlin. 
NRW und Berlin machen es offenbar besser. 
  • In NRW hat rot-grün mit der CDU einen Schulfrieden für 12 Jahre geschlossen. Nach jahrzehntelangem Streit gibt es einen Schulkonsens in Nordrhein-Westfalen. Die rot-grüne Minderheitsregierung einigte sich 2011 mit der CDU-Opposition auf die Einführung einer neuen Sekundarschule.

  • Berlin, Juni 2013:  Eltern und Schulleiter sind mit Berlins neuem Schulsystem überwiegend zufrieden. Dieses Ergebnis präsentierte der Bildungsforscher Jürgen Baumert vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung. Auftraggeber der Studie war die Bildungsverwaltung des Senats. 

    • Vor zwei Jahren hatte die rot-rote Koalition alle Hauptschulen, Realschulen und Gesamtschulen zu „Integrierten Sekundarschulen“ gemacht. Die Plätze an den Schulen werden jetzt nicht mehr nach Nähe zum Wohnort vergeben, stattdessen entscheidet bei rund zwei Dritteln der Plätze an einer Schule die Leistung der Bewerber und beim restlichen Drittel das Los. 
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