Samstag, 14. Juni 2014

Wenn die Schnösel von McKinsey in die Schulen kommen ... - Lehrer haben keine Eier.

kann eigentlich nichts Gutes dabei rauskommen.

Aber fangen wir mal vorne an.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb in diesen Tagen:
An diesem Mittwoch (28.5.2014) stellt der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft seinen Hochschulreport vor, mit Schwerpunkt Lehramt. Kernstück ist eine repräsentative Umfrage unter Abiturienten, sie liegt der Süddeutschen Zeitung vor. 
"Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft"! Das hört sich seriös an, wissenschaftlich und solide.
Was die Süddeutsche nicht erwähnt, aber z.B. bei Spiegel-Online nachzulesen ist: An der Befragung, die der Stifterverband durchgeführt hat, war auch die Unternehmensberatung McKinsey beteiligt.

Der Stifterverband
"ist einer der wichtigsten Geldgeber der Wissenschaft: Er sammelt bei Konzernen, Firmen und Einzelspendern Millionen ein und finanziert damit zum Beispiel Stiftungsprofessuren, schreibt Preise aus, fördert Institute und Forschungsprojekte.  [...] Schon der erste Bericht im vergangenen Jahr war ein bildungspolitischer Rundumschlag mit den Mitteln der Unternehmensberatung."
(Spiegel-Online)


Die jährlich erscheinenden "Hochschulbildungsberichte" des Stifterverbandes sind Studien, die feststellen, was aus Sicht der Unternehmen (!) schiefläuft im Bildungssystem.

Und McKinsey? 
Schlagen wir mal einfach im Volks-Lexikon nach:
McKinsey wird oft als Prototyp der am Shareholder Value orientierten Unternehmensberatungen gesehen. Um den Marktwert eines Unternehmens zu erhöhen, werden oft umfangreiche Umstrukturierungen durchgeführt, wobei Entlassungen die Regel seien. ... Beispielsweise warf der Betriebsrat der Berliner Klinikgesellschaft Vivantes McKinsey 2006 vor, abstruse Vorschläge gemacht zu haben. So seien die Abschaffung des Pförtners, die Ausdünnung der Rettungsstelle und die Reduzierung der Reinigung vorgeschlagen worden. ... In einer drastischen Form kritisierte der Dramatiker Rolf Hochhuth 2004 McKinsey in seinem Theaterstück „McKinsey kommt“. [wikipedia]

Egal wo McKinsey erscheint, 
sein Ziel und seine Methoden sind stets die gleichen. Das Ziel: Die Profite des Auftraggebers zu maximieren. Das Mittel: Sozialabbau, Personal einsparen, Löhne senken, sparen bei den Angestellten...

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Nun sind Schulen, zumindest die meisten, (noch) keine profitorientierten Unternehmen, auch wenn es natürlich Schulen gibt, die profitorientiert und als Aktiengesellschaften arbeiten, (z.B. die Lernhäuser von Peter Fratton, der auch in Baden Württemberg kurze Zeit sehr gefragt war).
Was kam nun bei der gemeinsamen Befragung heraus?
  • Für die besten Schüler erscheint der Lehrer-Beruf kaum erstrebenswert.
  • Vor allem gute Schüler zieht es ganz woanders hin.
  • Der Beruf kommt bei jungen Leuten nicht so gut weg, vor allem nicht bei den besten.
  • Nicht die Abiturienten mit Top-Noten, sondern die eher mittelmäßigen wollen Lehrer werden.
  • 38 Prozent der Abiturienten mit Einser-Schnitt oder glatter Zwei können sich theoretisch vorstellen, Lehrer zu werden. -
    Bei denjenigen mit mäßigeren Noten - 2,1 bis 4,0 - ist der Beruf für fast die Hälfte denkbar. - Nur ein Viertel des Jahrgangs glaubt, dass der Lehrerberuf etwas für sehr gute Schüler sei.
  • 94 Prozent aller Befragten erwarten, dass ihr Beruf Spaß macht; lediglich 59 Prozent denken, dass das für Lehrer zutrifft. 
  • Ähnliches gilt bei der Gehaltsfrage. Für 83 Prozent muss ihr Traumjob Aufstiegschancen bieten, aber nur 28 Prozent denken dabei an Lehrer.
    Unter den Besten bezweifeln noch mehr, dass der Beruf Geld und Aufstieg bietet.
    30 Prozent von denen, die am Lehrerberuf interessiert sind, halten sich für zielstrebig, noch weniger für selbstbewusst. Bei Klassenkameraden ohne Lust aufs Lehramt sind die Werte höher. 
  • Immerhin erkennen potenzielle Pädagogen bei sich Freude am Umgang mit Kindern und Einfühlungsvermögen. 
  • Fitte und leistungsstarke Abiturienten können sich kaum vorstellen, Lehrer zu werden. 
  • Attraktiv scheint der Beruf für Schüler mit wenig Selbstvertrauen und Durchsetzungskraft.
  • Meist ahnt man ja die Pädagogenkarriere nicht unbedingt für die beliebtesten Mitschüler voraus.
 (Zitate: Südeutsche Zeitung, Focus-Online, Spiegel-Online)

Also:
LehrerIn werden die, die schon als SchülerIn wenig beliebt waren, die wenig Selbstvertrauen und Durchsetzungskraft haben, die an Geld und Aufstieg nicht so interessiert sind (weil sie dafür wahrscheinlich sowieso zu dumm sind), die wenig zielstrebig sind und nicht wissen, was sie wollen, die also deshalb einen Beruf wählen müssen, der wenig Spaß verspricht, nicht übermäßig viel Geld bringt, kaum Aufstieg ermöglicht, aber - wohl unverdienter Maßen - einen sicheren Job, während die guten SchülerInnen, die durchsetzungsfähig und leistungsstark sind ....

Immerhin, die Lehrernnen in spe haben Freude am Umgang mit Kindern und Einfühlungsvermögen,
  • sie sind also wohl doch eher Mädchen und nicht so richtige richtige Kerle -
    (wie die bei McKinsey).
Ex-Bundeskanzler Schröder würde noch ergänzen: Und faule Säcke sind sie auch.


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Und was wollen uns Sifterverband und McKinsey damit sagen?


"Die Autoren sammeln Daten anderer Berichte und Statistiken und werten sie aus, um auf mehreren "Handlungsfeldern" zu Ergebnissen zu kommen - und die sind durchwachsen." (Spiegel-Online)
Schauen Sie doch selber mal nach:
Muss ja nicht alles falsch sein... 


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Sicher ist:
  • Der Reallohn der LehrerInnen sinkt seit 20 Jahren: In den letzten 20 Jahren haben Lehrer/innen beim Reallohn mehr als 20% eingebüßt.
  • Der Pensionsverlust bei LehrerInnen in den letzten 10 Jahren liegt bei etwa 10% ( z.B. durch Änderung des Ruhegehaltsatzes und Streichung von Sonderzuwendungen, "Weihnachtsgeld").
  • Immer weniger Männer wollen Lehrer werden, denn Lehrer in Deutschland verdienen nicht schlecht, aber wer eine Familie ernähren will und Physik oder Chemie studiert hat, wird  - vielleicht - in der privaten Wirtschaft ein besseres Plätzchen finden.
  •  ...

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