Sonntag, 27. Juli 2025

Wenn der Russe kommt. Pazifismus?


 Heute las ich in der Zeitung: 

"Was sorgt für Frieden? Pazifismus im Kreuzfeuer"

"Abrüstungsbefürworter sind innerlich zerrissen. Einige zweifeln, ob ihre Ideen noch zeitgemäß sind, andere protestieren gegen die Wehrpflicht." [...]

Dazu ein Foto [Screenshot]:

 "Rund 50 Jugendliche von der „Jugendkommune Berlin“ protestieren 2024 in Kreuzberg gegen die Wiedereinführung des Wehrdienstes"

Weiter heißt es im Text: [Quelle

"Es ist eine innere Zerrissenheit, die viele Menschen umtreibt, die über Jahrzehnte für Abrüstung und Antimilitarismus eingetreten sind und sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine fragen, ob ihre pazifistischen Ideale noch zeitgemäß sind. Doch es melden sich auch verstärkt Menschen zu Wort, die in Zeiten, in denen massive Aufrüstung und gar die Wiedereinführung der Wehrpflicht gefordert wird, zivile Alternativen einfordern."

 Dabei fiel mir meine Begegnung mit George Mizo (vor vielen Jahren) ein. Mit 17 Jahren trat George Mizo begeistert in die US- Armee ein, um in Vietnam zu kämpfen. 

Warum?  

«Frag nicht, was dein Land für dich tun kann, frag was du für dein Land tun kannst.» –

Der Satz blieb damals bei George Mizo  hängen, wirkte geradezu magisch auf den jungen George Mizo. 
John F. Kennedy spricht die legendären Worte 1961 bei seiner Amtseinführung als Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika.
George und Millionen andere US-Bürger glauben den damit verbundenen Botschaften des Weissen Hauses. Etwa dass man den Menschen im westlich geprägten Südvietnam beistehen müsse gegen kommunistische Angriffe aus dem Norden. 
Später erinnert sich George Mizo daran, wie führende Politiker suggerierten: Wenn die USA nicht einschreiten, werden die Kommunisten übermorgen vor der Haustür stehen

.George Mizo, beeinflusst vom charismatischen J.F. Kennedy, tritt  freiwillig in die US-Armee ein. Es braucht dazu die Unterschrift der Eltern, weil er erst 17 ist.

«Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, meinem Land in Kriegszeiten nicht zu dienen», erzählt George Mizo später in einem Interview. «Ich wollte mitten ins Kriegsgebiet. Ich wollte unbedingt kämpfen.» 

Mizo wird Sergeant, befehligt in der schweren mobilen Artillerie an vorderster Kriegsfront eine Gruppe von Kämpfern und wird nach einem Jahr zum dritten Mal verletzt. Diesmal so schwer, dass seine Rückführung in die USA nötig wird.  --- 

Er erhielt im Einsatz die Auszeichnungen Purple Heart und Silver Star

  [Wikipedia] 

Während er zur Genesung in einem Militärkrankenhaus in Seattle war, erfuhr er, dass alle Kameraden seines Zuges in der Tet-Offensive gefallen waren. Als er das erfuhr, brach er mit der Armee. Er entschied sich, nicht in den Krieg zurückzukehren, wurde vor ein Kriegsgericht gestellt und verbüßte zweieinhalb Jahre im Gefängnis, bevor er schließlich unehrenhaft entlassen wurde.Ein Schock, der sein Leben verändert.

George Mizo wird zum Friedensaktivisten, der auf den Treppen des Kapitols in Washington gegen den Vietnamkrieg protestiert. Er reist auch nach Deutschland. Dort lernt er auf einem Friedensmarsch seine spätere Frau Rosemarie Höhn kennen, die sich gegen die Stationierung amerikanischer Atomwaffen in Süddeutschland engagiert. 

Quelle wikipedia u,a, 

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 Das hören wir  auch heute:

Millionen Menschen in Deutschland und anderswo glauben den Botschaften einiger PolitikerInnen, dass man den Menschen im westlich geprägten XYZ beistehen müsse gegen kommunistische Angriffe. --- 
Später erinnert sich George Mizo daran, wie führende Politiker suggerierten: Wenn die USA nicht einschreiten, werden die Kommunisten übermorgen vor der Haustür stehen. 
«
Ich konnte es nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, meinem Land in Kriegszeiten nicht zu dienen», erzählt George Mizo später in einem Interview. «Ich wollte mitten ins Kriegsgebiet. Ich wollte unbedingt kämpfen.» 

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 Weiter im anfangs zitierten Text: 

"Was sorgt für Frieden? Pazifismus im Kreuzfeuer"

 Die älteste Friedensorganisation Deutschlands stellte ihren Bundeskongress im Juni 2025 in Kassel unter das Motto „Verweigert“. „Auf unserem Kriegsdienstverweigerungs-Kongress haben wir den neuen Wehrdienst als Teil der Gesamtaufrüstung eingeordnet und diskutiert, wie wir dem politisch aber auch direkt in Form von Verweigerungsarbeit begegnen“, sagt der politische Geschäftsführer der DFG-VK, Michael Schulze von Glaßer. Er betont, dass die Rechte der Ver­wei­ge­r*in­nen global unterstützt werden müssten. 

 

„Wir setzen uns dafür ein, dass niemand die Waffe gegen einen anderen Menschen erhebt – ganz nach dem Motto ‚Stell dir vor es ist Krieg und keiner geht hin‘. Die DFG-VK unterstützt bereits jetzt Menschen in Deutschland, die den Kriegsdienst verweigern, setzen sich aber auch für Ver­wei­ge­r*in­nen und De­ser­teu­r*in­nen aus Russland, der Ukraine und vielen anderen Ländern ein“ , beschreibt von Glaßer die Aktivitäten seiner Organisation. [...] Er verweist darauf, dass mit der Interventionistischen Linken eine der größeren Bündnisorganisationen in der außerparlamentarischen Linken den Antimilitarismus zu ihrem neuen Hauptthema gemacht habe. „Zudem gründen sich gerade viele kleine, lokale Gruppen gegen die Reaktivierung der Wehrpflicht – vor allem junge Menschen sind dort organisiert“, so Schulze von Glaßer. [...] Das Argument, dass man mit der Aufrüstung das Putin-Regime von weiteren Angriffen abhalten wolle, überzeugt den Antimilitaristen nicht. „Wir befinden uns in einer Rüstungsspirale, die uns im besten Fall in die Armut treibt, im schlechtesten Fall in einen Weltkrieg“, so seine Befürchtung.

 

Gewaltfreier Widerstand in der Ukraine

Schulze von Glaßer verweist darauf, dass selbst zur Hochzeit des Kalten Krieges internationale Abrüstungsverhandlungen geführt wurden und in den 1980er Jahren der INF-Vertrag beschlossen wurde, der atomare Kurz- und Mittelstreckenwaffen aus Europa verbannte.

 Es melden sich auch verstärkt Menschen zu Wort, die in Zeiten, in denen massive Aufrüstung und gar die Wiedereinführung der Wehrpflicht gefordert wird, zivile Alternativen einfordern. Dazu gehört Wolfram Beyer von der Internationale der Kriegs­dienst­geg­ne­r*in­nen (IDK).

 



Auch Lou Marin betont, dass die Rolle des zivilen Widerstands gegen den russischen Einmarsch in der Ukraine weitgehend unterschätzt werde. 

„Der große Panzerkonvoi nach Kyjiw zu Beginn des russischen Einmarsches kam auch aufgrund von Sabotageaktionen russischer Soldaten in den Panzern und Transportern und wegen des unbewaffneten Widerstands der ukrainischen Bevölkerung zum Stehen“, betont Marin. Erst nach dem Scheitern des Marsches auf Kyjiw sei der russische Angriff auf die Ostukraine erfolgt.

Marin gibt im Verlag Graswurzelrevolution Schriften zur Theorie und Geschichte der zivilen gewaltfreien Verteidigung heraus. Im letzten Jahr hat er unter dem Titel „Menschen retten“ zusammen mit Barbara Pfeiffer ein Buch veröffentlicht, in dem Beispiele von zivilem Widerstand während des Nationalsozialismus dokumentiert sind. 
[
Die Zeitung Graswurzelrevolution fördert und verbreitet seit 1972, Theorie und Praxis der gewaltfreien Revolution.] 

Lou Marin/Barbara Pfeifer (Hg.): „Menschen retten! Wie ziviler Widerstand jüdische NS-Verfolgte vor der Deportation bewahrte“ Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2024, 87 Seiten, 12,90 Euro, ISBN 978-3-939045-53-3  

Damit wurde in Bulgarien, Dänemark und Frankreich die Deportation jüdischer Menschen in die NS-Vernichtungslager verhindert. Marin sieht die Propagierung und die Umsetzung von Konzepten des zivilen Widerstands als Alternative zu immer mehr Waffenlieferungen in die Ukraine. Er ist überzeugt, dass damit auf beiden Seiten Menschenleben gerettet würden.

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 Siehe auch:

https://bildungsblog72.blogspot.com/2023/07/putins-rache.html

https://bildungsblog72.blogspot.com/search?updated-max=2022-10-28T09:56:00%2B02:00&max-results=7

 https://udopia-04.blogspot.com/2022/04/manch-deutscher-mann-mochte-heute.html

 https://bildungsblog72.blogspot.com/2022/04/wie-irre-ist-putin.html