Freitag, 27. September 2013

Von dummen Schülern, PISA und dem Gorilla Koko

Lange Zeit galten Orang Utans als die dümmsten Menschen-Affen. 
Warum?

Zum Beispiel: Anders als Schimpansen konnte man Orang Untans nicht dazu dressieren, im Zirkus auf dem Stühlchen am Tischchen zu sitzen und zur Belustigung der ZuschauerInnen mit dem Löffel zu essen. - Und: Sie sehen uns Menschen auch nicht so wirklich ganz ähnlich.

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft

Das Bild hat sich geändert.
Heute weiß man, dass Orang-Utans die schlauesten aller Menschen-Affen sind.  Und man meint auch den Grund dafür zu kennen, auf den ich jetzt hier aber nicht näher eingehe.

Es gibt diesen Witz, in dem viel Wahrheit steckt:
Man gibt einem Schimpansen, einem Gorilla und einem Orang-Utan einen Schraubenzieher. 
Was passiert?
  • Der Schimpanse schaut den Schraubenzieher kurz an, denkt nach, wirft ihn dann auf den Wärter - verfehlt diesen aber.
  • Der Gorilla schaut den Schraubenzieher auch kurz an, überlegt und kratzt sich dann damit den Rücken.
  • Der Orang-Utan ignoriert den Schraubenzieher. - Als sich der Wärter jedoch entfernt hat, verbiegt der Orang-Utan den Schraubenzieher, macht daraus einen Nachschlüssel, öffnet den Käfig und verschwindet auf Nimmerwiesersehen in die Freiheit. 
Die Moral von der Geschichte: 
Der Orang-Utan ist nicht dumm, weil er sich nicht dressieren lässt, sondern er ist der Klügste der Menschenaffen, weil er sicht nicht dressieren lässt.

Was sagt uns das über die dummen SchülerInnen? - Sie können es sich schon denken. Ich komme aber trotzdem darauf weiter unten zurück.
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Vielleicht haben Sie von der Gorilla Koko gehört? Auf youtube können Sie sie "reden" hören bzw. sehen.

youtube screenshot

Koko (* 4. Juli 1971 in San Francisco) ist der Name eines weiblichen Gorillas, der derzeit in der 1976 gegründeten Gorilla Foundation in Woodside, Kalifornien lebt.
Koko erlangte internationale Aufmerksamkeit, nachdem sie von der Primatologin Francine Patterson (mit der sie seit Jahrzehnten als Hausdame zusammenlebt) und anderen Wissenschaftlern an der Stanford University trainiert wurde, mit über 1.000 Zeichen der Amerikanischen Gebärdensprache zu kommunizieren und annähernd 2.000 englische Wörter zu verstehen.[Quelle: wikipedia u.a.]. Sie "spricht" 2 Sprachen, indem sie auf englisch gestellte Fragen in Zeichensprache beantwortet, sie kann verschiedene Worte lesen, u.a. ihren eigenen Namen, und: Im Stanford-Binet-Test, einem verbalen Intelligenz-Test,  hat sie zwischen  85 und 95 Punkten  erreicht - das schaffen noch nicht mal alles Studenten. - So viel zu Intelligenztests.
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Kommen wir nun zu den dummen SchülerInnen.

Ich wurde in Cleveland/Ohio geboren, meineEltern waren politisch sehr interessiert. In der Schule war ich nie besonders gut. 
Ich war das, was man "ein schwieriges Kind" nennt
Ich galt als undiszipliniert, weil ich den Lehrern Widerworte gab und mich nicht an die Vorschriften hielt. Außerdem schwänzte ich die Schule und machte lauter schreckliche Sachen. 
Trotzdem muss ich - auf gewisse Art - sehr klug gewesen sein. Aber ich nahm mich selbst überhaupt nicht so wahr. Ich verstand mich eher als strategisch: Man musste durchkommen. Sich irgendwie in der Schule und in der Synagoge durchlavieren. Und ich hatte etwas gegen Autoritäten. 
 

Als ich in der 5. Klasse war, wurde meine Mutter zum Direktor zitiert. 
Ich muss damals ungefähr 11 gewesen sein. Er warnte sie: Ich könnte möglicher Weise kriminell werden. Daraufhin durfte ich nicht mehr auf diese jüdische Schule gehen. Es hieß, ich könnte höchstens Privatunterricht beim Rabbi nehmen. Das fand ich ganz toll, weil ich diesen Rabbi sehr liebte. Ich schwänzte sogar den Hebräisch-Unterricht, um den Rabbi reden zu hören. Er sprach über ziemlich außergewöhnlich Themen. Daniel Silver hieß er, und er hatte ein Buch über Moses geschrieben. Insgeheim war ich also sehr froh, dass ich gezwungen war, Privatstunden beim ihm zu nehmen. 

Er fragte mich, was ich lernen wolle, und er war sehr misstrauisch, weil ich ja ein Problemkind war. Ich sagte ihm, ich wolle wissen, warum man Spinoza aus der Synagoge exkommuniziert hatte. Und ich wollte erfahren, ob es einen Zusammenhang zwischen der Philosophie des Deutschen Idealismus und dem Aufkommen des Nationasozialimus gab. Außerdem wollte ich Existenzial-Theologie verstehen. Da war ich 14.
Das Mädchen heißt Judith Butler.

"Judith Butler (* 24. Februar 1956 in Cleveland) ist eine US-amerikanische Philosophin und Philologin. Sie ist Professorin für Rhetorik und Komparatistik an der University of California, Berkeley. Ihre sozialwissenschaftlich-philosophischen Arbeiten werden dem Poststrukturalismus zugeordnet".[wikipedia]

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Orang Utans lassen sich nicht dressieren,
ein Gorilla besteht einen Intelligenz-Test,
das schwierige Kind wird weltberühmte Professorin ... -
Was sagt uns das (auch als LehrerIn),
und was sagt es uns nicht?

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