Donnerstag, 25. April 2013

Herr Saur vom PhV, die Fünftklässler und der Pygmalion-Effekt


 "Der Philologenverband, der sich vor allem aus Gymnasiallehrern rekrutiert schlug  Alarm, weil jeder zehnte Fünftklässler den Anforderungen der gymnasialen Eingangsklasse nicht gewachsen sei. 
"Zehn Prozent tun sich deutlich schwer und sind versetzungsgefährdet", 
so Landeschef Bernd Saur. Seit Grün-Rot die verbindliche Grundschulempfehlung gestrichen hat, besuchten zunehmend Kinder das Gymnasium, die auf einer anderen Schule besser aufgehoben wären." Quelle

"Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne), von Haus aus selbst Gymnasiallehrer, wundert sich über diese Zahlen, die ihn einerseits "hochgradig erstaunen", andererseits zum Scherzen veranlassen. Denn: 
"In meinem Jahrgang waren es 50 Prozent, die sitzengeblieben sind. - Dann wäre das doch eine dramatische Verbesserung!" 
In der Tat sind die Zahlen nicht statistisch erhärtet, sie stammen aus Berichten, die Lehrer an Philologen-Chef Saur herangetragen hätten." (a.a.O.)

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"So sieht es auch Kultusminister Andreas Stoch: 
"Es ist einfach unpädagogisch, bereits zum jetzigen frühen Zeitpunkt zehn Prozent der Kinder als versetzungsgefährdet abzustempeln." 
Er selbst habe kaum vergleichbare Rückmeldungen. - 
Für die individuelle Förderung gebe es eine zusätzliche Poolstunde, auch die Hausaufgabenbetreuung bleibe erhalten, lediglich die Koordination jener Oberstufenschüler, die damit ein kleines Zubrot verdienen, werde nicht länger bezahlt." (a.a.O). 


Eigene Nachfragen des bildungsblogs72 bei Leitungen von Gymnasien und BeratungslehrerInnen der Grundschulen bestätigen in diesem Falle den Kultusminister:
  • Die Eltern halten sich in der Regel an die Grundschulempfehlungen, die zwar nicht mehr verbindlich sind - aber immer noch existieren.
  • Nur ganz wenige Kinder mit einer HS-Empfehlung werden von den Eltern auf einem Gymnasium eingeschult.
  • Die Erfahrung der (ehemals 7, jetzt nur noch 2) Gesamtschulen in BW zeigen: Immer wieder bestehen Kinder an einer Gesamtschule das (zentrale baden-württembergische) Abitur und bekommen beim Abitur auch einen Preis oder eine Belobigung, die in Klasse 5 mit einer Hauptschulempfehlung an einer Gesamtschule eingeschult wurden. -
    Woran das liegt, ist seit Jahrzehnten erforscht: Begabte Kinder aus bildungsfernen Schichten erhalten bei gleicher Leistung in Deutschland viel schwieriger eine Empfehlung für`s Gymnasium als Kinder aus bildungsnahen Elternhäusern: Der "Stallgeruch" spielt eine wichtige Rolle. Und: Manche Kinder sind Spätentwickler, sie kommen erst in Klasse 6 oder 7 so richtig in die Gänge. 
Quelle: Frankfurter Rundschau

Herr Saur sollte sich mit seinen Prognosen zurückhalten und als studierter Pädagoge auch den Pgymalion-Effekt nicht vergessen: "Als Rosenthal-Effekt oder Pygmalion-Effekt (nach der mythologischen Figur Pygmalion) wird in der Sozialpsychologie das Resultat eines Versuchsleiter-Versuchspersonen-Verhältnisses bezeichnet, insbesondere des Lehrer-Schüler-Verhältnisses; man spricht hierbei auch vom Versuchsleiter(erwartungs)effekt. Dem Effekt nach sollen sich positive Erwartungen, Einstellungen, Überzeugungen sowie positive Stereotype des Versuchsleiters nach Art der „selbsterfüllenden Prophezeiung“ auswirken. In den klassischen Experimenten wurde der Effekt positiver Erwartungen auf die Leistungen bei Intelligenztests untersucht." - [Quelle: wikipedia] 
Das Gleiche gilt in umgekehrter Richtung.

Siehe auch:  
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