Samstag, 15. Dezember 2012

Von bildungsnahen Bürgerkindern und bildungsfernen Prolls

Bildungsnah, bildungsfern und der Küchentisch.

Nah und fern: Das kann man ganz wörtlich nehmen, 
denn bei den bildungs-nahen Kindern saß die Bildung  quasi schon mit an der Wiege und später mit am Küchentisch - in Form von Mutter und Vater. 

Schon früh lernen die bildungsnahen Kinder von ihren Eltern, dass das Beste an den Forellen die Bäckchen hinter den Kiemen sind; 
schon früh können die Dreijährigen Sätze sprechen wie "Wenn du nicht mit mir geschimpft hättest, würde ich jetzt auch schneller einschlafen".
Und wenn in der Oberstufe des Gymnasiums Referate gehalten und Hausarbeiten geschrieben werden müssen, dann können die Jugendlichen beim Mittagessen auf das umfangreiche Wissen ihrer Eltern zurückgreifen und sich nachmittags im gut sortierten Bücherschrank von Vater, Mutter, Oma und Opa umschauen. Im Keller lagern auch noch die alten Referate, die Mutti an der Uni gehalten hat...

[Als "bildungsnah" gilt man übrigens, wenn Vater und Mutter studiert haben, als "bildungsfern" dann, wenn beide Eltern maximal einen Hauptschulabschluss haben.]


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Der Bildungstrichter

Für bildungsferne Kinder, also Kinder deren Eltern nicht studiert haben, wird das  Bildungswesen zum „Bildungstrichter“: Viele Kinder kommen in der ersten Klasse oben in den Trichter hinein, aber Richtung Klasse 12 wird es dann immer enger und unten beim Abitur kommen dann nur ganz wenige Kinder heraus, nämlich die Kinder der bildungsnahen Eltern

  • Von 100 Nicht-Akademikerkinder erreichten 46 die Oberstufen der Schulen. 
  • Von diesen 46 Prozent nimmt dann die Hälfte ein Studium auf, also ca. 23. 

  • Von 100 Akademikerkindern erreichen 88 Prozent die Oberstufe, 
  • von diesen nehmen 83 Prozent ein Studium auf, also ca. 73.
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Warum nehmen nicht mehr der Nicht-Akademiker-Kinder, die das Abi gemacht haben, ein Studium auf?
 
Sehr schön beschreibt das B. Kramer in der taz:
"Nichtakademikerkinder, die sich bis zum Abitur durchboxen, nehmen anschließend viel seltener ein Studium auf als die Töchter und Söhne von Ärzten, Professoren und Anwälten. Wer keine studierten Eltern hat, als Vorbild oder Mutmacher, dem erscheint das Studium leicht als lang, zäh und ungewiss – und der unterschätzt darüber den Nutzen, der am Ende steht. Die alten Magister- und Diplomstudiengänge mussten in dieser Hinsicht wahre Schreckgespenster für Abiturienten aus nichtakademischen Elternhäusern sein.

Ein über Jahre in größtmöglicher Anonymität und mit marginalem Professorenkontakt dahinwaberndes Selbstlernprogramm – mit nichts kann eine Universität den Sohn der Verkäuferin und die Tochter des Bäckers besser draußen halten. - Wer akademische Welt nicht aus den Erzählungen vom Küchentisch kennt, der wird darin eher eine Versumpfungsgefahr erkennen und keine Freiheit, die beglückende Bildungserlebnisse bereithält. Die Banklehre erscheint da als der sicherere Weg in die Zukunft. Auch mit Top-Abitur."

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