Donnerstag, 10. Januar 2013

Der Pädagoge als Osterhase oder: DIE entscheidende Frage


Nur mal so zwischendurch. 
Warum ?
Weil ich gestern zwecks Studium in einem Seminar der Uni saß und der Dozent irgendwann sagte:
"Wir sind auf eine entscheidende Frage noch gar nicht gekommen."
 Nun durften wir/die Studierenden versuchen, herauszufinden, auf welche entscheidende Frage wir bisher noch nicht gekommen waren. Es gelang uns dann vereint auch so einigermaßen, das vom Osterhasen versteckte Ei zu entdecken, also die bisher noch verborgene entscheidende Frage zu finden. Natürlich hatten die Studierenden vorher schon allerlei Vermutungen geäußert, was DIE entscheidende Frage sein könnte. Aber meistens lagen sie daneben, waren betrübt, frustriert, kamen sich doch recht dumm vor...

Und als der Dozent schließlich DIE entscheidende Frage selber fand, war auch manch Studierender enttäuscht, hatte er selber doch andere entscheidende Fragen gefunden, DIE entscheidende aber nicht...

Die Überraschungs-Eier der Osterhasen-Pädagogik

__________________________

Manchmal ist man dankbar dafür - und dafür werden die Lehrkraft und der Dozent ja schließlich auch bezahlt - wenn sie uns auf etwas hinweisen, das uns bisher entgangen ist. So kann ein Schüler oder eine Schülerin in der Schule z.B. die Chemie als ein Thema entdecken, das sie begeistert - und zuvor hatte sie davon keine Ahnung: Weder von der Chemie selber - noch davon, dass Chemie sie begeistern kann.

Manchmal ist es aber auch beschämend und erniedrigend, wenn man selber eine Frage für ganz entscheidend hält, die Lehrkraft aber sagt: "Falsch", "falsch geraten", "das ist schön und gut, aber nicht DIE entscheidende Frage", "streng dich etwas an, DIE wirklich entscheidende Frage zu finden"....

Zumal uns konstruktivistisch Geschulten bekannt ist, dass es DIE entscheidende Frage gar nicht gibt, sondern dass sich Jede/r seine Wirklichkeit konstruiert und seine ganz persönliche eigene entscheidende Frage (konstruiert) hat.
  __________________________

Was also tun als Pädagoge?

Vielleicht sollte die Frage des Pädagogen lauten:
Was halten Sie für die entscheidende Frage?
 Und dann stellen die Lernenden ihre persönliche entscheidende Frage vor, begründen ihre Ansicht, vergleichen sie mit "DEN entscheidenden Fragen" der Anderen, diskutieren sie und lassen sich überzeugen, was DIE entscheidende Frage ist. - Oder eben auch nicht.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen