Frau Kelle mit dem corpus delicti |
Nun ist er durch Frau Maischberger, Herrn Steeb und Frau Kelle plötzlich ein großer Aufreger:
The Heterosexual Questionnaire.
Ausgedacht vor über 40 Jahren
hat ihn sich wahrscheinlich Dr. Martin Rochlin, der Gründer der Society for the Psychological Study of Lesbian and Gay Issues, Teil der Psychologen-Vereinigung in den USA, und seitdem wurde der Fragebogen, der Spaß mit Tiefsinn verbindet ("fun-survey"), oftmals nachgedruckt, in andere Sprachen übersetzt und variiert.
Das vermutliche Original findet man z.B. > hier.
"Lesen Sie sich den Fragebogen durch (hier, Seite 20/21), das kann man doch gar nicht missverstehen, wenn man nicht komplett verbohrt ist?" - schrieb ein Blogger dazu. |
Es gibt seit 1997 diese bundesweit geschätzte 40seitige Broschüre der GEW-Baden-Württemberg mit dem Titel „Lesbische und schwule Lebensweisen - ein Thema für die Schule". Sie enthält Sachinformationen, sehr viele Materialien zum Thema Homosexualität und gibt auch Anregungen zur Diskussion einer Gleichberechtigung aller Lebensformen. Die Broschüre kann seit 16 Jahren bei
der GEW bestellt werden. Es gab in diesen Jahren keine einzige Rückmeldung, dass der Einsatz der Arbeitsmaterialien von den pädagogischen Profis nicht der jeweiligen Ziel- und Altersgruppe angemessen erfolgte bzw.. sich Schüler/innen oder Eltern beschwert hätten. Die Broschüre (in der noch nicht überarbeiteten Form) kann als pdf per E-Mail (bestellen[at]gew-bw.de) bei der GEW bestellt werden.
Zum Aufreger wurde der Fragebogen durch Frau Kelle,
die ihn hochdramatisch und mit eingebautem retardierenden Momenten schließlich bei Frau Maischberger aus der Tasche zog.
Seitdem gehen die Wogen hoch, zumal einige Journalisten der Stuttgarter Zeitung und der Stuttgarter Nachrichten wohl Sensation witterten und in ihren Zeitungen unqualifiziert und unrecherchiert und unseriös nachplapperten, was Frau Kelle ihnen weisgemacht hatte.-
Warum? Der Auflage wegen? Um gegen den Aktionsplan für Toleranz und Gleichstellung der Landesregierung Stimmung zu machen? Oder ....?
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Diese Jounalisten verunsicherten
damit brave und gutgläugige wert-konservative ebenso wie liberale BürgerInnen. Ein exemplarischer Briefwechsel dazu, der zeigt, dass die Menschen nicht so dumm sind wie Frau Kelle sie für dumm verkaufen will. (Auszüge)
Hallo.Antwort von Herrn R. an W.:
Heute wurde in der Stuttgarter Zeitung der unten angehängte Bericht abgedruckt. [...]
Ich konnte es fast nicht glauben, als dieser Text in der Maischberger-Sendung am Mittwochabend von den Gegnern der sexuellen Aufklärung vorgelesen wurde!
Offensichtlich stimmt die Textpassage und stammt aus einer GEW-Broschüre. [...]
Sehr geehrter Herr R.,
ich nehme an, Sie haben das auch gelesen oder gehört. [...]
Wenn Sie noch Einfluss auf die GEW haben – ich fände es angebracht, wenn die GEW die Broschüre nicht erklärt, sondern zurückzieht und überarbeitet.
Viele Grüße, W.
Sehr geehrter Herr W. .
Ihre Mail zeigt, dass Sie die Broschüre der GEW nicht kennen, sondern sich nur auf das Zitat stützen, das von Frau Kelle bei Maischberger thematisiert wurde. Ich schicke Ihnen die komplette Broschüre als Anlage.
Das inkriminierte Zitat finden Sie auf Seite 20. Diese bundesweit geschätzte Broschüre der GEW Baden-Württemberg enthält Sachinformationen, sehr viele Materialien zum Thema Homosexualität und gibt auch Anregungen zur Diskussion einer Gleichberechtigung aller Lebensformen.
Sie ist kein Heft für Schülerinnen und Schüler, sondern eine Handreichung für Lehrkräfte. Der in dieser Broschüre als Material abgedruckte „heterosexuelle Fragebogen“ hat den Zweck aufzuzeigen, dass das Leben heterosexueller Menschen in unserer Gesellschaft als "normal" wahrgenommen wird und anerkannt ist und dass "man" darüber nicht diskutiert, dass hingegen das Leben homosexueller Menschen "anders" gesehen und abgelehnt wird. In diesem Sinne provozieren die Fragen.
Sie werden bei kritischer Lektüre unschwer feststellen können, dass in dem Fragebogen durch Umkehrung karikiert wird, mit welchen Fragen und Unterstellungen Homosexuelle oft konfrontiert sind. Wer dies – wie Frau Kelle – aus dem Zusammenhang löst und als ernst gemeinte Aussage darstellt, ist entweder böswillig oder dumm. Oder im Zweifelsfall beides.
Ich finde die Broschüre ganz ausgezeichnet. Sie betreibt das Gegenteil dessen, was bestimmte Kreise gegenwärtig der Bildungsplanreform und auch der GEW unterstellen: Sie behandelt das Thema und die Problematik unterschiedlicher (sexueller) Lebensweisen sachlich und ohne falsche Untertöne und ist ein wichtiger Beitrag dazu, die Schülerinnen und Schüler zur Benutzung des eigenen Verstandes zu befähigen.
Mit besten Grüßen, R.
Rück-Antwort W. an R.:
Sehr geehrter Herr R.,
vielen Dank für die prompte Klarstellung. Ich habe das als Anlass genommen, der Stuttgarter Zeitung einen Leserbrief zu schreiben und sie auf ihre irreführende Berichterstattung hinzuweisen.
Freundliche Grüße
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Einige andere Äußerungen (in Auszügen):
I.
... nach der anhaltenden Diskussion im Internet über die Broschüre "Lesbische und schwule Lebensweisen - ein Thema für die Schule" - und insbesondere dem Fragebogen auf Seite 20 - habe ich mir das Material nun selber durchgelesen. Ich möchte Sie unbedingt ermutigen, dieses Material weiterhin allen LehrerInnen zur Verfügung zu stellen. Wer sich mit der Broschüre auseinandersetzt - und zudem eine pädagogische Ausbildung hat - wird für die SchülerInnen einen erheblichen Mehrwert schaffen können. Ich halte es für sehr wichtig LehrerInnen solche Materialien an die Hand
zu geben, sodass Sie ihrem Auftrag gerecht werden können allen SchülerInnen die
Vielfältigkeit der Gesellschaft zu zeigen.
II.
[...] ich bin bei der Jugendinitiative junge Lesben und Schwule in Nürnberg aktiv. Wir haben jetzt eine Arbeitsgruppe für ein Schulprojekt gestartet, in dem wir ein Konzept erarbeiten, mit dem wir in Schulen gehen, aufklären und Ablehnung usw. abbauen wollen.
Dabei ist uns ein Heft der GEW mit dem Thema "Lesbische und schwule Lebensweisen - ein Thema für die Schule" in die Hände gefallen, das wirklich sehr interessant ist. Darin steht auch, dass es Material zu einer Unterrichtseinheit zum Thema "Homosexualität und Jugendliche" gibt. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie uns das zukommen lassen würden.
III.
Ich bin weder aus Baden-Würtenberg noch bin ich "Betroffener" - nicht homosexuell oder transsexuell.
Ich bin ein heterosexueller Bürger, welcher generell für die Gleichstellung aller Mitmenschen steht, ohne jedoch "aktiv" zu sein. [...] Als Handreichung für Lehrer und sonstige Personen, welche dieses Thema - um Kontext und nicht unreflektiert! - vermitteln sollen, ist diese Broschüre wunderbar geeignet.
Ich möchte Sie bitten, [...] die Broschüre wieder auf Ihrer Website bereitzustellen.
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"The heterosexual questionnaire was created back in 1972 to put heterosexual people in the shoes of a gay person for just a moment.
Questions and assumptions made of gays and lesbians that are unfair, are reversed and this time asked to straight people to demonstrate their absurdity."
- Martin Rochlin, Ph.D., 1972
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Siehe auch:
- Liebes Leben
- Erzbischof Tutu: Lieber zur Hölle fahren als einen homophoben Gott zu verehren
- Es ist was es ist - sagt die Liebe