Freitag, 24. September 2021

"DER" ISLAM als Feind. - Kolumbus und heutige Kämpfer gegen den Islam



Der, dessen Gesicht in der Unterwerfung den Staub berührt.
Wird in den Schatten meiner Gunst und und meiner Gerechtigkeit gehüllt werden.

(Drohbrief des osmanischen sunnitische Sultans Selim aus Istanbul an den schiitischen Schah Ismail im Iran im Jahre 1514)


 
Michel Houellebecq beschreibt in seinem Roman zunächst die Ist-Situation in Frankreich.

Die Handlung spielt im Jahr 2022 in Frankreich. Die französische Regierung erweist sich immer weniger als fähig, der Situation Herr zu werden, während es dem charismatischen Kandidaten der Bruderschaft der Muslime, Mohammed Ben Abbes, gelingt, immer mehr Stimmen auf sich zu vereinigen.  Die sozialistische Partei (PS) und die Konservativen gehen ein Bündnis mit Ben Abbes ein, um den Aufstieg des rechten Front National (FN) unter Marine Le Pen zu verhindern.
Der Roman beschreibt anschaulich das Verhalten der linksliberalen Presse, die über Jahre hinweg aus ideologischen Gründen die real existierende Gefahr eines Bürgerkriegs zwischen muslimischen Einwanderern und der einheimischen Bevölkerung herunterzuspielen bemüht war. Kritische Stimmen, die genau vor einer Eskalation dieser Art warnten, wurden systematisch ausgegrenzt und diffamiert. 


Letzlich wird Mohammed Ben Abbes von den Französinnen und Franzosen zum Präsidenten gewählt. (!) Ben Abbes wird Staatspräsident.

Aus Sicht des Romans die freiwillige Unterwerfung:

Denn was geschieht, als Ben Abbes Präsident geworden ist? Er ändert die laizistische Verfassung, führt die Theokratie, die Scharia, das Patriarchat und die Polygamie ein.

 Ein Literaturprofessor an einer Pariser Universität erzählt wie langsam sein ganzes Umfeld vom Islam eingenommen wird. Die Universitäten werden von reichen Arabern ("Ölscheichs") übernommen. Von den Bekannten des Professors konvertiert einer nach dem andern zum Islam, weil es dem Erhalt des Arbeitsplatzes dient.

Gleichzeitig bringt die Annahme des muslimischen Glaubens einen enormen gesellschaftlichen Aufstieg, enorme Anerkennung. Freundschaften, auch Bekanntschaften, können nur so erhalten bleiben.
Nach der Annahme des Islam gibt es eine Verdreifachung des Gehaltes, nach Wunsch Zuteilung von mehreren gefügigen und untertänigen, aber auch geschickten ("gelernten") Ehefrauen. Diese können hervorragend kochen, Gäste bewirten, der Ehemann wird verehrt.
Unter den dem Mann zugeteilten Frauen gibt es mindestens eine minderjährige Ehefrau für den unbeschwerten Sex. Paris und auch die Universität verändert sich vollkommen. Es wird nur noch in Anlehnung an den Islam gelehrt.
Innerhalb eines Jahres bedecken die Frauen, die schon länger hier leben, auf der Straße ihren Körper, alle jungen arabischen Studentinnen sind ganz selbstverständlich voll verschleiert.
Auch der Erzähler entscheidet sich nach anfänglichem Widerstand für die Unterwerfung unter den Glauben der Moslems und für die zu erwartenden Vorzüge. Seiner ehemaligen Freundin jüdischen Glaubens trauert er nicht mehr nach. Er freut sich auf seine Ehefrauen.
Die wenigen, die nicht konvertieren, meist aus der Unterschicht, verschwinden aus dem gesellschaftlichen Leben, verschwinden von der Bildfläche. Der Islam übernimmt das Land, komplett.
Das Christentum und das westliche Leben hört auf zu existieren. Alternativlos.
Kampflos. 
(Quelle: Rezension von 1918)

»Der neue Roman von Michel Houellebecq ist schrecklich. Er entwirft das Bild eines islamistischen Gottesstaates in Frankreich in der nahen Zukunft. Houellebecq zielt so furcht- wie gnadenlos ins Herz westlicher Angst.

Kein Autor hält der offenen Gesellschaft ihre Albträume so schonungslos vor wie er.« (FAZ)

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 Kolumbus, der Mauren-Töter 

 Matamoros
Quelle
 In Mexiko, dem früheren Reich der Azteken, gibt es einige Orte, die Matamoros heißen, "Mauren-Töter". Mauren ist das Wort, mit dem die Spanier die Muslime bezeichneten. Für die katholischen Spanier, schreibt A. Mikhail, war jeder christliche Soldat dazu verpflichtet, ein Maurentöter zu sein.
Im Jahr 1492 eroberten die Spanier nicht nur die letzte muslimische Festung auf der spanischen Halbinsel (zurück), sondern ein ganz bestimmter Maurentöter, Christoph Kolumbus, eröffnete in diesem Jahr eine neue Front im Krieg der spanischen Katholiken gegen den Islam. (a.a.O. S. 15f)
 
Für Kolumbus war klar,
dass die ruhmreiche Reconquista, die Rückeroberung Spaniens durch das katholische spanische Königshaus (Isabella und Ferdinand), in der Folge auch zu einer globalen Reconquista gegen den Islam, die "böse Religion", führen musste.


Dabei ging es nicht nur um Religion und den rechten Glauben, sondern darum, dass durch das Osmaniche Reich "dem Westen" die Handelswege in den Osten versperrt waren:

Das Mittelmeer, Teile der Adria, das Ägäische Meer zwischen Griechenland und der Türkei, die Meerenge des Bosporus bei Istanbul, das Schwarze Meer, der Zugang nach Osten zur Seidenstraße ---- sie alle waren beherrscht durch das Osmanische Reich, "die Muslime", die Mauren, die Moros. Wie auch heute, so ging es im 15. Jahrhundert um freie Seewege, freie Handelswege, freien Zugang zu Rohstoffen, globalen Handel.
Siehe auch:
 
Wenn man das übermächtige Osmanische Reich besiegen und die Wege in den Osten wieder freimachen wollte, 
dann ging das nur, so die neue Idee, indem man nach Westen segelte, um den Globus herum, über China nach Indien, um dann den Osmanen von Osten in den Rücken zu fallen und in die Zange zu nehmen.

Man hatte davon gehört, dass es in China auch Christen und Christinnen gab und dass der legendäre Kaiser von China, der Große Khan, ein Mongole, den Christen dort wohlgewonnen sei. -
Die Idee war, man könne vielleicht den Großen Khan für sich zu gewinnen, um dann gemeinsam mit ihm von Osten her das Osmanische Reich anzugreifen, dieses zu vernichten und so das Heilige Jerusalem gemeinsam zurück zu erobern. - So wie zuvor die Spanier die Mauren/Muslime aus Spanien vertrieben  und deren Stadt Granada erobert hatte. 

Der Beginn des Jahres 1492 hatte den Abschluss der Reconquista in Spanien bedeutet: Nach mehrmonatiger Belagerung übergab Muhammad XII., der letzte Emir von Granada, die Stadt an die katholischen Könige Ferdinand II. und Isabella I. von Spanien. Damit endet die fast 800-jährige muslimische Geschichte auf der iberischen Halbinsel.
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Exkurs: Der Große Khan in China und das Christentum
Auch ArchäologInnen stellten die Frage, wann eigentlich das Christentum nach China kam. Das bisher älteste archäologische Zeugnis für eine Existenz christlicher Gemeinden stammt aus dem Jahr 781: Die Inschrift einer Stele in der nordwestchinesischen Stadt Xian (dort hat man auch die berühmte Terrakotta-Armee ausgegraben) belegt die Tätigkeit christlicher (nestorianischer) Missionare entlang der Seidenstraße, die schon damals Europa mit dem Fernen Osten verband.
Ein weiterer Fund könnte noch älter sein. Es ist ein eingraviertes Kreuz über einer Felsnische in der Nähe der ostchinesischen Stadt Luoyang .  

Wissenschaftler entdeckten es 2010 bei den Longmen-Grotten. Nach Angaben des katholischen Pressedienstes Ucanews (Bangkok), der die Untersuchungsergebnisse Mitte Januar 2014 bekannt machte, wird der Fundort in die Zeit zwischen 316 und 907 datiert. Vermutlich habe die Nische als Aufbewahrungsort für Asche und Gebeine vonChristen gedient.
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In der Hoffnung, einen Beitrag zu diesem europäischen Kreuzzug gegen die Muslime leisten zu können, stach Kolumbus am Abend des 3. August 1492 in der andalusischen Hafenstadt Palos de la Frontera in See -
im selben Sommer, in dem Sultan Bayezid II., "der Gerechte", mit seinen Armeen Richtung Norden auf den Balkan nach Sofia (heute Bulgarien) marschierte. Vom Balkan aus konnte man die Adria kontrollieren und somit den Seeweg der Kaufleute von Venedig in das Mittelmeer so wie die Warenlieferungen Richtung Venedig blockieren.
Sultan Bayezid II. war der Sohn von Sultan Mehmed II., dem 7. Sultan des osmanischen Reiches, der 1453 Konstantinopel erobert und damit das Ende des christlich-orthodoxen Byzantinischen Reiches besiegelt hatte.

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Für den Seefahrer Christoph Kolumbus kommt es dadurch zur Erfüllung eines Traums: Es dauert noch einige Zeit, doch mit der so genannten Kapitulation von Santa Fe (in der Nähe von Granada in Spanien am 17.4.1492) lösen Ferdinand und Isabella ihr Versprechen ein und gewähren ihm drei Schiffe, die nötigen Gelder und umfangreiche Privilegien, um den Seeweg nach "Indien" auf einer Westroute zu suchen.
Das Jahr 1492 wird als historische Zäsur betrachtet, als Bruch zwischen dem Alten und dem Neuen. "Für manche ist es der Beginn der Neuzeit, für andere ist es das Jahr, in dem die Unabhängigkeit der amerikanischen Ureinwohner endete." (A. Mikhail)

"Um das Jahr 1492 richtig und vollständig zu verstehen, müssen wir untersuchen, von welchen kontinuierlichen Größen es geformt und geprägt wurde. Wir müssen den Mythos von einem andauernden säkularen Fortschritt des Westens verwerfen. Auf ihren drei Rahsegelschiffen nahmen Kolumbus und seine 87 Besatzungsmitglieder ihre lange Geschichte des Krieges mit dem Islam und ihre Minderwertigkeitsgefühle angesichts des osmanischen Kolosses mit über den Atlantik. Kolumbus und seine königlichen Förderer begannen eine neue Phase in einem epischen Krieg, der damals schon ein halbes Jahrtausend dauerte. Da es Europa nicht gelungen war, das Jerusalem der Alten Welt zurückzuerobern, suchte es ab 1492 nach einem neuen Jerusalem jenseits des Ozeans, nach einem Gelobten Land, in dem es keinen Islam gab. - Kolumbus segelte im Rahmen eines Kreuzzugs nach Westen." (Alan Mikhail a.a.O.)

In den ersten Zeilen seines Bordbuchs wird dies explizit von Kolumbus zum Ausdruck gebracht:

 «Im gegenwärtigen Jahre 1492, nachdem Eure Hoheiten dem Kriege gegen die Mauren, die noch in Europa herrschten, in der gewaltigen Stadt Granada ein Ende bereitet hatten, also in jener Stadt, [sah ich] am Zweiten des Monats Januar desselben Jahres mit eigenen Augen, wie dank der Waffenerfolge die königlichen Standarten Eurer Hoheiten auf den Türmen der Alhambra, welche die Festung der vorgenannten Stadt ist, hochgezogen wurden und wie der maurische König seinen Palast verließ, um die Hände Eurer Hoheiten und des Fürsten, meines Herren, zu küssen.»

Gleich im nächsten Satz kommt Kolumbus auf sein Fernziel zu sprechen, den Großkhan zu finden und zu bekehren, von dem Marco Polo geschrieben hatte, er werde der Christenheit helfen, den Islam einzukreisen und zu schlagen:

[A]uf Grund der Berichte, die ich Euren Hoheiten über die Länder Indiens und über einen Fürsten, genannt der «Große Khan», was in unserer Sprache soviel bedeutet als «König der Könige», zu geben in der Lage war, und im Hinblick auf die Nachricht, daß dieser selbst und seine Vorgänger viele Male Boten nach Rom entsendet hatten, um gelehrte Doctores unseres heiligen Glaubens zu ersuchen, sie darin zu unterweisen ... in jenem gleichen Monat also erwogen Eure Hoheiten ... ernstlich den Gedanken, mich, Christoph Kolumbus, nach den vorgenannten Gegenden Indiens zu entsenden, um jene Fürsten, Völker und Orte aufzusuchen und die Möglichkeiten zu erwägen, wie man sie zu unserem heiligen Glauben bekehren könnte. 

Doch sogar die drei Schiffe

 — die Nina, die Pinta und das Flaggschiff Santa Maria,—, mit deren Hilfe Kolumbus den Islam besiegen wollte, hatten dem islamischen Feind etwas zu verdanken: Ende des 5. Jahrhunderts machten spanische und portugiesische Schiffbauer einen großen navigatorischen Sprung vorwärts, als sie von ihren muslimischen Konkurrenten eine neue Technologie übernahmen: das Lateinersegel, ein dreieckiges Segel, das in einem Winkel von 45 Grad mit seinem Mast verbunden war. Die Kombination des Lateinersegels mit dem klassischen europäischen Rahsegel erhöhte die Schnelligkeit und verbesserte die Manövrierfähigkeit der Schiffe, ohne dass sie auf die stabilisierende Wirkung des Rahsegels verzichten mussten: «Die Araber waren ihre Lehrer.»
Auf allen vier Reisen in die Neue Welt, nahm Kolumbus Männer mit, die mehrere Sprachen des Nahen Ostens beherrschten, damit er durch sie mit den Nestorianern im Osten verhandeln konnte, den Christen, die laut Marco Polo und anderen angeblich an einem Bündnis mit dem europäischen Katholizismus interessiert waren. Sie sollten jedoch auch für die Verständigung mit den Seiden- und Gewürzhändlern eingesetzt werden, die er zu finden hoffte. Zusammen beherrschten die Männer Arabisch, Hebräisch, Chaldäisch und natürlich Spanisch. (Mikhail a.a.O.)

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Die weltpolitische Bedeutung des Osmanischen Reiches 
Sultan Mehmed II
der Opa von Selim.

wird meist mit Süleyman I., genannt der Prächtige, verbunden, der 1529 Wien belagerte ("Erste Wiener Türkenbelagerung" oder "Erste Wiener Osmanenbelagerung").

Doch für den Geschichtsprofessor in Yale, Jahrgang 1979, ist Süleymans Vater Selim, der neunte Sultan des osmanischen Reiches,  derjenige, der das Osmanische Reich zu dem eigentlichen Global Player des 15. Jahrhunderts machte. [Quelle]

In der 600-jährigen Geschichte des Osmanischen Reiches stammten alle Sultane von einem einzigen Mann ab, Osman, dem ersten Sultan. Die Osmanen stammen von den Turk-Völkern (Türkvölker/ türkische Völker/ Türken...) ab, die im 6. Jahrhunder von China aus nach Westen wanderten in Richtung Mittelmeer, eine Wanderung, die fast mehrere hundert Jahre dauerte. In Anatolien das zum untergehenden christlich-orthodoxen Byzantinischen Reich gehörte, bildeten sie kleine Fürstentümer, deren loser Stammesverband von einem Mann namens Osman geführt wurde, gestorben im Jahre 1320: Der erste Osmane:
Alle Sultane bis ins 20. Jahrhundert waren Osmans Nachkommen.
Mehmed II., der siebte Sultan, zerbrach 1453 mit einem einzigen Schuß seiner Kanone, welche die 500 Kilogramm schwere Steinkugel eineinhab Kilometer weit schießen konnte, die Mauern der Hauptstadt des Byzantischen Reiches, Konstantinopel, und versetzte dem christlichen Reich den Todesstoß. (Gottes Schatten, S. 19f und 270f) 

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  Wird überarbeitet und fortgesetzt ...
 



Jürgen Edmund Wertheimer (* 18. Januar 1947 in München) ist deutscher Hochschullehrer für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft und Komparatistik an der Universität Tübingen und Autor.

Bernard E. Harcourt (* 28. Januar 1963 ist ein US-amerikanischer Rechts- und Politikwissenschaftler. Er forscht und publiziert zu Themen der sozialen Kontrolle in der „Straf- und Überwachungsgesellschaft“ und vertrat als Rechtsanwalt Häftlinge, die zum Tode oder zu lebenslanger Haft ohne Bewährung verurteilt wurden.
Er ist sowohl an der Columbia University in New York City, als auch an der École des hautes études en sciences sociales (EHESS) in Paris tätig.

Dienstag, 21. September 2021

Deutsche Kriegsschiffe in China. - "Die gelbe Gefahr." - Und Die neue Seidenstraße.

Überraschend hatte Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2010 seinen Rücktritt erklärt.

Ein Hörfunk-Interview zu Afghanistan hatte ihm damals herbe Kritik eingebracht.
Hintergrund der Rücktrittserklärung von Bundespräsident Horst Köhler waren umstrittene Äußerungen des Staatsoberhaupts über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. In einem Interview von Deutschlandradio Kultur stellte er - völlig korrekt - den Kriegseinsatz in Afghanistan in einen Zusammenhang mit Deutschlands Wirtschaftsinteressen. Das hätte er lieber nicht tun sollen? Denn es kostete ihn seinen "Job". Der Bundespräsident:

"Aus meiner Einschätzung ist es wirklich so: Wir kämpfen dort auch für unsere Sicherheit in Deutschland, wir kämpfen dort im Bündnis mit Alliierten auf der Basis eines Mandats der Vereinten Nationen. Alles das heißt, wir haben Verantwortung. Ich finde es in Ordnung, wenn in Deutschland darüber immer wieder auch skeptisch mit Fragezeichen diskutiert wird. Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind,
  • doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.
Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg." [Quelle]
Siehe auch: Warum waren "wir" in Afganistan?
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August 2021: Die Fregatte "Bayern" auf dem Weg nach China

Die Bundesregierung hatte bereits im April 2021 angekündigt, ihr "Engagement" in Asien verstärken zu wollen. Die vom Verteidigungsministerium erklärten Ziele, wie zum Beispiel freie Seewege, sollten mit einer freundlichen Geste in Richtung China - dem nun geplatzten Hafenbesuch - verknüpft werden. Im Südchinesischen Meer gibt es einen sich um Rohstoffe drehenden Gebietskonflik. ... [Quelle NDR]

Die Abfahrt der Fregatte war Anfang August 2021 sowohl von der Verteidigungs-Ministerin als auch vom Außenminister schön-geredet worden: 

"Die Zukunft mitgestalten" / "Verantwortung übernehmen" / "Partnerschaften und Engagement in der Region" ausbauen / "Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea" / "nicht gegen etwas oder jemanden zu sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen. Es gehe um gemeinsames Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich zu lösen" / ... [Quelle]  
Etwas deutlicher und ehrlicher gab sich der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach: Er "machte deutlich, dass es darum gehe, Flagge zu zeigen und vor Ort zu demonstrieren, dass Deutschland an der Seite seiner internationalen Partner für die Freiheit der Seewege und die Einhaltung des Völkerrechts in der Region eintritt".[a.a.O.]  --- Nun ja ...

China war offensichtlich not very amused (nicht sehr amüsiert) über die Entsendung eines Kriegschiffes Richtung China als versöhnliches Signal. Zumal China schlechte Erfahrungen mit der Entsendung deutscher Fregatteen hat:

Die deutsch-chinesische Geschichte:
Gebranntes Kind scheut Feuer.

Im späten 19. Jahrhundert: 
China, das Reich der Mitte liegt politisch, wirtschaftlich und militärisch am Boden. Heute nennt man diese Jahre bis 1949 "Das Jahrhundert der Schande".  - Europäische Großmächte wie Frankreich oder Großbritannien nutzten die damalige Schwäche Chinas nach den Opiumkriegen aus und setzen sich als Kolonialherren in den Küstenstädten des Kaiserreiches fest.
Preußen schickte 1859 Kriegsschiffe vor die chinesische Küste - und war damit einer der ersten Staaten, die sich 1860 nach einem (schändlichen) Pekinger Vertragsschluss in den Kreis der imperialistischen Vertragsmächte einreihte.
1861 schloss Preußen im Namen von 23 deutschen Staaten einen Vertrag mit China. Da diese Verträge China so einseitig benachteiligten, kam für sie um 1920 der Begriff "ungleiche Verträge" auf, bu pingdeng tiaoyue

Imperialismus: England, Deutschland,
Russland, Frankreich, Japan

Ende des 19. Jahrhunderts beschließt die Reichsregierung dann, ihren Einfluss nach Fernost auszudehnen, "eingebunden in die Großmachtpolitik des Reiches, das ab 1871 vehement diese Politik verfolgt hat, einen sogenannten Stützpunkt in China.“
Deutschland wollte diesen Stützpunkt aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen.
Und die kaiserliche deutsche Marine besaß damals ein Ostasiengeschwader, dessen Kreuzer fern der Heimat mit Brennstoff versorgt werden mussten:

Wikipedia
 

Die Provinz Shandong, in der die Hafenstadt Qingdao liegt,

war mit Kohle ausgestattet und die Möglichkeiten, einen Hafen anzulegen waren gut, es gab schon einen chinesischen Hafen. Und es war keine große Interessenkollision, nicht wie in Shanghai.
Qingdao war nicht ein Objekt der Begierde von Seiten der USA, Englands oder Frankreichs.
In Bezug auf Qingdao war es eine optimale Situation, die Kohlesituation und keine anderen rivalisierenden Mächte zu haben.
Als 1897 zwei deutsche Missionare in der Nähe Qingdaos ermordet werden, nimmt Kaiser Wilhelm II. das zum Vorwand, ein Kreuzergeschwader als Drohgebärde zu entsenden. Ein Jahr später presst er dem Chinesischen Kaiser das Recht ab, dass Deutschland Qingdao und sein Umland für 99 Jahre pachtet, als Deutsches Schutzgebiet Kiautschou. --- Schutzgebiet sagte man, weil man das Wort Kolonie vermeiden wollte. - So wie man in Afghanistan das Wort Krieg vermeiden wollte. 
 

 Ansichtskarte:

Qingdao/Tsingtau, Provinz Shandong, Ost-China,
Deutsches Panzerschiff und Torpedoboot im Hafen 

Quelle

 Um ihre Vormacht in China auf der Halbinsel Shandong ein für alle Mal zu sichern, schickten die Kolonialmächte schließlich ein multinationales Expeditionskorps nach China, unter deutschem Oberkommando. Das Expeditionskorps wurde von General Alfred von Waldersee befehligt. Es war einige Wochen auf See unterwegs, mit Kurs Fernost.
Bei der Verabschiedung des deutschen Kontingentes machte Kaiser Wilhelm II. in seiner so genannten „Hunnenrede“ unmissverständlich klar, was er von den Männern erwartete.
Zitat:
„Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.“ [Quelle: SWR März 2013]

Ein chinesischer Künstler, 60 plus, der heute in Qingdao auf der Halbinsel Shangdong lebt, sieht es so:

„Obwohl Qingdao von den Deutschen quasi besetzt war, haben die Deutschen doch viel für die Entwicklung der Stadt getan. Sie haben damals fortschrittliche Ideen nach China gebracht und die Kolonie ausgesprochen modern geplant. Sie haben solide, robuste Gebäude gebaut oder die Kanalisation, die wir ja immer noch nutzen. Wir mögen die Deutschen deshalb und respektieren sie, wir sehen, wie ernsthaft und gründlich sie an Dinge herangehen.“ [a.a.O.]
Am Rande: Die Shandong (山东舰) 
ist auch der Name eines Flugzeugträgers der Marine der Volksrepublik China. Das 2017 vom Stapel gelaufene Schiff ist nach der Provinz Shandong benannt und der erste vollständig in China gebaute Flugzeugträger. China hat heute 2 Flugzeugträger, ein dritter ins in Bau.
Und:
Shandong war die Heimat des chinesischen Philosophen Konfuzius. Er lebte vermutlich von 551 v. Chr. bis 479 v. Chr. und wurde unter dem Namen Kong Qiu (孔丘, Kǒng Qiū, K’ung Ch’iu) in der Stadt Qufu im chinesischen Staat Lu (der heutigen Provinz Shandong) geboren, wo er auch starb.
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Die neue Seidenstraße

Ebenso wie auch Deutschland versucht auch China, sich Rohstoffe zu sichern, ebenso neue Absatzmärkte und Handelswege. Das Stichwort dazu: Die neue Seidenstraße. 

Anders als die USA und Großbrittanien und andere Länder bisher ohne Kriegsschiffe und ohne Kriege. Was würden "wir" wohl sagen, wenn plötzlich eine Fregatte der Volksrepublik China in Hamburg oder Wilhelmshaven auftaucht und verkündet:
"China möchte gerne  die Zukunft Deutschlands mitgestalten" / "Verantwortung in Europa übernehmen" / "Partnerschaften und Engagement in der Region" ausbauen / "Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea" / "nicht gegen etwas oder jemanden zu sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen. Es gehe um gemeinsames Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich zu lösen" / ... [Quelle]   

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Apropos Kriegsschiffe und freie Handelswege:
  • Volkswagen exportiert 40% seiner Produktion nach China,
  • Daimler 35%.
  • China hat weltweit 1 Militärstützpunkt (am Roten Meer, in Dschibuti, am südlichen Eingang des Suez-Kanals),
  • die USA haben 118 solcher Stützpunkte. 
  • China besitzt 320 Atomsprengköpfe, heißt es,
  • die USA ca. 6000. 
 

Eigentlich gibt es 3 neue Seidenstraßen: 

Quelle

  • Eine über Wasser (auf diesen Weg machte sich die Fregatte "Bayern"); 
  • eine über Land (mit einem Hafen z.B. in Duisburg); 
  • und eine dritte auf der Nod-Passage über die Arktis. China sichert sich ab, für den Fall, dass jemand auf die Idee kommt, den Freien Seehandel zu blockieren. 

"Seit Jahrzehnten expandiert der weltweite Handel mit Waren und Dienstleistungen.
Doch die Vorzeichen haben sich zuletzt abrupt geändert. Die Globalisierung stockt. Auch das politische Klima hat sich vielerorts gegen den ungehinderten Austausch von Gütern gedreht: Da der weltweite Handel nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer kennt, haben Befürworter protektionistischer Maßnahmen Zulauf bekommen.

Noch vor wenigen Jahren war die Diskussion genau entgegengesetzt: Damals gab es heftige Proteste gegen die Liberalisierung des Handels durch die EU-Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA). Die Gegner der Abkommen fürchteten die Aufweichung von Umwelt-, Verbraucher- und Sozialstandards sowie mehr Macht für Konzerne. Mittlerweile erodiert die althergebrachte Welthandelsordnung und Europa muss für seinen Freihandelskurs neue Verbündete suchen.

Das Dossier klärt über die wichtigsten Entwicklungen rund um den internationalen Handel auf – anhand von Hintergrundanalysen und Kontroversen, Infografiken und Erklärfilmen."

 Die Schiffsrouten können leicht blockiert werden:

März 2021: Fast eine Woche lang
blockierte der auf Grund gelaufene Riesenfrachter
"Ever Given" den Suezkanal.
Ägypten forderte fast eine Milliarde Dollar Schadensersatz -

Die Straße von Malakka in Malaysia
die zweite Engstelle auf dem Weg
von und nach China (Google maps)

Siehe auch:

Deutschlands Sicherheit wurde am Hindukusch verteidigt.
(Von Kundus nach China)