Überraschend hatte Bundespräsident Horst Köhler im Jahr 2010 seinen Rücktritt erklärt.
Ein Hörfunk-Interview zu Afghanistan hatte ihm damals herbe Kritik eingebracht.
Hintergrund der Rücktrittserklärung von Bundespräsident Horst Köhler waren umstrittene Äußerungen des Staatsoberhaupts über den Bundeswehreinsatz in Afghanistan. In einem Interview von Deutschlandradio Kultur stellte er - völlig korrekt - den Kriegseinsatz in Afghanistan in
einen Zusammenhang mit Deutschlands Wirtschaftsinteressen. Das hätte er
lieber nicht tun sollen? Denn es kostete ihn seinen "Job". Der Bundespräsident:
"Aus meiner Einschätzung ist es wirklich so: Wir kämpfen dort auch für unsere Sicherheit in Deutschland, wir kämpfen dort im Bündnis mit Alliierten auf der Basis eines Mandats der Vereinten Nationen. Alles das heißt, wir haben Verantwortung. Ich finde es in Ordnung, wenn in Deutschland darüber immer wieder auch skeptisch mit Fragezeichen diskutiert wird. Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind,
- doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.
Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg." [Quelle]Siehe auch: Warum waren "wir" in Afganistan?
Die
Bundesregierung hatte bereits im April 2021 angekündigt, ihr
"Engagement" in Asien verstärken zu wollen. Die vom
Verteidigungsministerium erklärten Ziele, wie zum Beispiel freie Seewege, sollten
mit einer freundlichen Geste in Richtung China - dem nun geplatzten
Hafenbesuch - verknüpft werden. Im Südchinesischen Meer gibt es einen
sich um Rohstoffe drehenden Gebietskonflik. ... [Quelle NDR]
Die Abfahrt der Fregatte war Anfang August 2021 sowohl von der Verteidigungs-Ministerin als auch vom Außenminister schön-geredet worden:
"Die Zukunft mitgestalten" / "Verantwortung übernehmen" / "Partnerschaften und Engagement in der Region" ausbauen / "Überwachung der UN-Sanktionen gegen Nordkorea" / "nicht gegen etwas oder jemanden zu sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen. Es gehe um gemeinsames Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich zu lösen" / ... [Quelle]Etwas deutlicher und ehrlicher gab sich der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Kay-Achim Schönbach: Er "machte deutlich, dass es darum gehe, Flagge zu zeigen und vor Ort zu demonstrieren, dass Deutschland an der Seite seiner internationalen Partner für die Freiheit der Seewege und die Einhaltung des Völkerrechts in der Region eintritt".[a.a.O.] --- Nun ja ...
China war offensichtlich not very amused (nicht sehr amüsiert) über die Entsendung eines Kriegschiffes Richtung China als versöhnliches Signal. Zumal China schlechte Erfahrungen mit der Entsendung deutscher Fregatteen hat:
Die deutsch-chinesische Geschichte:
Gebranntes Kind scheut Feuer.
Im späten 19. Jahrhundert:
China, das Reich der Mitte liegt politisch, wirtschaftlich und militärisch am Boden. Heute nennt man diese Jahre bis 1949 "Das Jahrhundert der Schande".
- Europäische Großmächte wie Frankreich oder Großbritannien nutzten die damalige
Schwäche Chinas nach den Opiumkriegen aus und setzen sich als
Kolonialherren in den Küstenstädten des Kaiserreiches fest.
Preußen schickte 1859 Kriegsschiffe vor die chinesische Küste - und war damit einer der ersten Staaten, die sich 1860 nach einem (schändlichen) Pekinger Vertragsschluss in den Kreis der imperialistischen Vertragsmächte
einreihte.
1861 schloss Preußen im Namen von 23 deutschen Staaten
einen Vertrag mit China. Da diese Verträge China so einseitig
benachteiligten, kam für sie um 1920 der Begriff "ungleiche Verträge" auf, bu pingdeng tiaoyue.
Imperialismus: England, Deutschland, Russland, Frankreich, Japan |
Ende
des 19. Jahrhunderts beschließt die Reichsregierung dann, ihren
Einfluss nach Fernost auszudehnen, "eingebunden in die Großmachtpolitik
des Reiches, das ab 1871 vehement diese Politik verfolgt hat, einen
sogenannten Stützpunkt in China.“
Deutschland wollte diesen Stützpunkt aus wirtschaftlichen und strategischen Gründen.
Und die kaiserliche deutsche Marine besaß damals ein Ostasiengeschwader, dessen Kreuzer fern der Heimat mit Brennstoff versorgt werden mussten:
Wikipedia |
Die Provinz Shandong, in der die Hafenstadt Qingdao liegt,
Qingdao war nicht ein Objekt der Begierde von Seiten der USA, Englands oder Frankreichs.
In Bezug auf Qingdao war es eine optimale Situation, die Kohlesituation und keine anderen rivalisierenden Mächte zu haben.
Als 1897 zwei deutsche Missionare in der Nähe Qingdaos ermordet werden, nimmt Kaiser Wilhelm II. das zum Vorwand, ein Kreuzergeschwader als Drohgebärde zu entsenden. Ein Jahr später presst er dem Chinesischen Kaiser das Recht ab, dass Deutschland Qingdao und sein Umland für 99 Jahre pachtet, als Deutsches Schutzgebiet Kiautschou. --- Schutzgebiet sagte man, weil man das Wort Kolonie vermeiden wollte. - So wie man in Afghanistan das Wort Krieg vermeiden wollte.
Qingdao/Tsingtau, Provinz Shandong, Ost-China,
Deutsches Panzerschiff und Torpedoboot im Hafen
Quelle |
Um ihre Vormacht in China auf der Halbinsel Shandong ein für alle Mal zu sichern, schickten die Kolonialmächte schließlich ein multinationales Expeditionskorps nach China, unter deutschem Oberkommando. Das Expeditionskorps wurde von General Alfred von Waldersee befehligt. Es war einige Wochen auf See unterwegs, mit Kurs Fernost.
Bei der Verabschiedung des deutschen Kontingentes machte Kaiser Wilhelm II. in seiner so genannten „Hunnenrede“ unmissverständlich klar, was er von den Männern erwartete.
Zitat:
„Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen. Pardon wird nicht gegeben, Gefangene nicht gemacht. Wer euch in die Hände fällt, sei in eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Überlieferung gewaltig erscheinen lässt, so möge der Name Deutschlands in China in einer solchen Weise bekannt werden, dass niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.“ [Quelle: SWR März 2013]
Ein chinesischer Künstler, 60 plus, der heute in Qingdao auf der Halbinsel Shangdong lebt, sieht es so:
„Obwohl Qingdao von den Deutschen quasi besetzt war, haben die Deutschen doch viel für die Entwicklung der Stadt getan. Sie haben damals fortschrittliche Ideen nach China gebracht und die Kolonie ausgesprochen modern geplant. Sie haben solide, robuste Gebäude gebaut oder die Kanalisation, die wir ja immer noch nutzen. Wir mögen die Deutschen deshalb und respektieren sie, wir sehen, wie ernsthaft und gründlich sie an Dinge herangehen.“ [a.a.O.]
Die neue Seidenstraße
Ebenso wie auch Deutschland versucht auch China, sich Rohstoffe zu sichern, ebenso neue Absatzmärkte und Handelswege. Das Stichwort dazu: Die neue Seidenstraße.
Anders als die USA und Großbrittanien und andere Länder bisher ohne Kriegsschiffe und ohne Kriege. Was würden "wir" wohl sagen, wenn plötzlich eine Fregatte der Volksrepublik China in Hamburg oder Wilhelmshaven auftaucht und verkündet:
"China möchte gerne die Zukunft Deutschlands mitgestalten" / "Verantwortung in Europa übernehmen" /
"Partnerschaften und Engagement in der Region" ausbauen / "Überwachung
der UN-Sanktionen gegen Nordkorea" / "nicht gegen etwas oder jemanden zu
sein, sondern gemeinsam für etwas einzustehen. Es gehe um gemeinsames
Handeln. Und darum, mögliche Konflikte friedlich und partnerschaftlich
zu lösen" / ... [Quelle]
- Volkswagen exportiert 40% seiner Produktion nach China,
- Daimler 35%.
- China hat weltweit 1 Militärstützpunkt (am Roten Meer, in Dschibuti, am südlichen Eingang des Suez-Kanals),
- die USA haben 118 solcher Stützpunkte.
- China besitzt 320 Atomsprengköpfe, heißt es,
- die USA ca. 6000.
Eigentlich gibt es 3 neue Seidenstraßen:
- Eine über Wasser (auf diesen Weg machte sich die Fregatte "Bayern");
- eine über Land (mit einem Hafen z.B. in Duisburg);
- und eine dritte auf der Nod-Passage über die Arktis. China sichert sich ab, für den Fall, dass jemand auf die Idee kommt, den Freien Seehandel zu blockieren.
"Seit Jahrzehnten expandiert der weltweite Handel mit Waren und Dienstleistungen.
Doch die Vorzeichen haben sich zuletzt abrupt geändert. Die Globalisierung stockt. Auch das politische Klima hat sich vielerorts gegen den ungehinderten Austausch von Gütern gedreht: Da der weltweite Handel nicht nur Gewinner, sondern auch Verlierer kennt, haben Befürworter protektionistischer Maßnahmen Zulauf bekommen.
Noch vor wenigen Jahren war die Diskussion genau entgegengesetzt: Damals gab es heftige Proteste gegen die Liberalisierung des Handels durch die EU-Freihandelsabkommen mit den USA (TTIP) und Kanada (CETA). Die Gegner der Abkommen fürchteten die Aufweichung von Umwelt-, Verbraucher- und Sozialstandards sowie mehr Macht für Konzerne. Mittlerweile erodiert die althergebrachte Welthandelsordnung und Europa muss für seinen Freihandelskurs neue Verbündete suchen.
Das Dossier klärt über die wichtigsten Entwicklungen rund um den internationalen Handel auf – anhand von Hintergrundanalysen und Kontroversen, Infografiken und Erklärfilmen."
Die Schiffsrouten können leicht blockiert werden:
März 2021: Fast eine Woche lang blockierte der auf Grund gelaufene Riesenfrachter "Ever Given" den Suezkanal. Ägypten forderte fast eine Milliarde Dollar Schadensersatz - |
Die Straße von Malakka in Malaysia die zweite Engstelle auf dem Weg von und nach China (Google maps) |
Siehe auch:
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