Samstag, 4. Januar 2020

Anonyme Lehrergeständnisse: Weg mit den Gender-Wortmonstern!

Ja, da fängt es schon an:

Auf https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-gestaendnis-weg-mit-den-gender-wortmonstern-a-1301850.html


Lehrer(!) - Geständnisse. - Lehrerinnen gestehen nichts?
  • Warum eigentlich nicht? 
  • Haben sie nichts zu gestehen
  • Gestehen sie nicht anonym?
  • Ich persönlich, als Blogger, glaube übrigens, dass dieses "anonyme Geständnis" fake ist, erfunden ist, um die Menschheit gegen Gymnasial-Lehrer(!) aufzubringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gebildeter Mensch, wie es Gymansial-Lehrer(!) ja sind,  tatsächlich diesen Text verfasst hat. _____________________________________________

DER anonyme Lehrer(!) schreibt:

Sie haben jetzt schon keine Lust mehr weiterzulesen, weil Sie die sperrigen Formulierungen stören? Sie haben es gut, denn Sie können jetzt einfach wegklicken! Als Lehrer muss ich diese bürokratischen Formulierungen täglich hören und lesen - auf Konferenzen, in Behördenschreiben und Elternbriefen.
Schlimmer noch: Dadurch, dass die Schulleitung ihre E-Mails immer mit 'Liebe Schülerinnen und Schüler' beginnt, kann ich auch nicht mehr mit 'Liebe Schüler' kommen. Denn durch diese Norm von höchster Stelle wurde die geschlechtsübergreifende Form praktisch abgeschafft. Schreibe ich dann doch: 'Liebe Schüler, bitte kommt morgen zur ersten Stunde, ich bin wieder gesund', bleiben die Mädchen womöglich zu Hause.

Oder ich bekomme einen Rüffel der Schulleitung oder werde zum Chauvi des Monats gewählt. Dabei bin ich passionierter Windelwechsler, Wäscheaufhänger, Koch, Küchenwischer, Elternzeitnehmer, Ins-Bett-Bringer, Antikarrierist, ja sogar Französischlehrer!
Aber als solcher eben auch Sprachästhet - und beim Lesen dieser Wortblasen und -monster schwillt mir leider immer die Halsschlagader an. Sprache bitte immer so einfach wie möglich und nur so kompliziert wie nötig!

'Schülerinnen und Schüler' - das ergibt nur Sinn, wenn es zu irgendeinem Mehr an Bedeutung führt. Aber es gibt so gut wie keinen Fall, bei dem ich mich ausschließlich an eines der Geschlechter wende. Warum sollte ich auch verlangen: 'Die Schülerinnen machen Aufgabe 3 und die Schüler Aufgabe 4'? Aufgabe 3 mit Ponys und Nummer 4 mit Autos? Darüber waren wir doch eigentlich schon hinweg.

Ich persönlich habe einige Kinder kennengelernt, auf die keins der beiden Geschlechter so richtig zutrifft, worunter sie sehr gelitten haben. Warum müssen wir auf dieser Zweiteilung beharren und in jeder Ansprache darauf aufmerksam machen, wie wichtig wir Geschlechter finden?

'Schülerschaft' klingt holzig
Zugegeben: Zwischenzeitlich hatte ich fast meinen Frieden mit den Kolleginnen und Kollegen gemacht, indem ich einfach nur noch KuK, SuS oder LuL schrieb. Bis genau ein solcher Kollege erklärte, diese 'Internetsprache' gehöre nicht in ein ordentliches Protokoll.

Was tun also, um den Behörden noch zu gefallen und sich trotzdem mutig den Wortmonstern entgegenzustellen? Mit 'Studierenden', 'Kollegium' oder 'liebe Leute' gehe ich ja gerne konform. Notfalls auch noch mit 'Schülerschaft' - das klingt zwar ein wenig holzig, nervt aber weniger.

Überraschenderweise hat ausgerechnet ein Informatikprofessor der Fernuniversität Hagen eine interessante Lösung gefunden. In einem Kurs zu Programmiermethoden verwendet er als Reaktion auf einen Beschluss des Rektorats zum Sprachgebrauch nur noch die weibliche Form: Es sei für ihn keine Option, 'verständliche Sprache auf dem Altar der Gleichstellung zu opfern', so steht es im Vorwort. In einem Studienfach, das zu etwa 80 Prozent Männer studieren, mag das manch einer absurd finden. Andererseits habe ich mich schon immer darüber geärgert, dass ich früher meine männliche Form mit der geschlechtsübergreifenden Form teilen musste! Wie schön wäre es doch, eine Form ganz für mein Geschlecht allein zu haben!

Übrigens werde ich jetzt Beschwerde bei der Schulbehörde einreichen. Auf einer Einladung der Schulleitung steht: 'Liebe Schülervertreterinnen und Schülervertreter!' Es müsste aber heißen: 'Liebe Schülerinnenvertreterinnen, Schülerinnenvertreter, Schülervertreterinnen und Schülervertreter!'"
Jaja. Manchmal wird es sperrig und langwierig.
Wenn ich z.B. bei einer Feierlichkeit/Ehrung/Ansprache in der Schule hören muss:"Sehr geehrter Herr Schulrat X, sehr geehrter Herr Direktor X, sehr geehrte Eltern-Vertreter Xy, liebe Eltern, lieber Schüler und Schülerinnen, liebe Hausmeister, liebe Sekretärinnen, liebe....Da habe ich es gut, denn ich kann einfach weghören. Die Lieben und sehr Geehrten interessieren mich ja nicht. Ich ehre sie nicht, und ich liebe sie nicht. Oder? Diese Anredereien sollte man doch lieber unterlassen. Oder gibt es nicht-hierarchische Alternativen? Und wann sind sie sinnvoll und angemessen. Zum Beispiel: "Liebe Anwesende". Oder...
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Zitat:
Dadurch, dass die Schulleitung ihre E-Mails immer mit 'Liebe Schülerinnen und Schüler' beginnt, kann ich auch nicht mehr mit 'Liebe Schüler' kommen.

Ja. - Das ist wirklich sehr schlimm und sehr bedauerlich!
Neuerdings muss man/ich ja auch seine(!)/meine Rede beginnen mit "Sehr geehrte Damen und Herren". Ich darf nicht beginnen mit "Sehr geehrte Herren und Damen". Und auch nicht mit "Sehr geehrte Herren". Denn seit geraumer Zeit gibt es in meiner Stadt in der Tat mehr Schulleiterinnen(!)  als Schulleiter(!) -  selbst an den Gymnasien. - Was für eine Schande! - Da haben die es im Irak, im Iran, in Ägypten, die Muslime(!) halt, doch irgendwie besser als wir im christlichen Abendland. - Finde ich zumindest.

Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Wir leben ja  in einer Demokratie. (Anders als die da im Orient.)
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DER Sprachästhet schreibt weiter:

'Schülerinnen und Schüler' - das ergibt nur Sinn, wenn es zu irgendeinem Mehr an Bedeutung führt. Aber es gibt so gut wie keinen Fall, bei dem ich mich ausschließlich an eines der Geschlechter wende. Warum sollte ich auch verlangen: 'Die Schülerinnen machen Aufgabe 3 und die Schüler Aufgabe 4'? Aufgabe 3 mit Ponys und Nummer 4 mit Autos? Darüber waren wir doch eigentlich schon hinweg.


Ja, eben. Wann wendet man sich ausschließlich an eines der (zwei/vielen?) Geschlechter* ? Okay, manchmal schon. Zum Beipiel: "Schüler benutzen bitte in der Turnhalle ausschließlich die Umkleidekabine für Jungen." - Doch schon Sigmund Freud* wusste, dass es nicht nur 2 Geschlechter gibt und dass der Übergang zwischen den Geschlechtern fließend ist. -- Jaja, das gibt dann Probleme... Zum Beispiel mit den Toiletten. Nicht nur in der Schule. --- Aber es gäbe auch sehr einfache Lösungen. Wenn man denn wollte. Und sich damit tiefer und empathisch beschäftigt hätte.

Und wer hat von ihm, dem(!) Gymnasial-Lehrer(!),  jemals verlangt, solche Mathe-Aufgaben mit Ponys und Autos zu stellen?  (Mann[!] kann auch etwas an den Haaren herbeiziehen. - DAS Haar. DIE Haare)
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Zitat:
Ich persönlich habe einige Kinder kennengelernt, auf die keins der beiden Geschlechter so richtig zutrifft, worunter sie sehr gelitten haben. Warum müssen wir auf dieser Zweiteilung beharren und in jeder Ansprache darauf aufmerksam machen, wie wichtig wir Geschlechter finden?

Ja, gut. Das ist sehr wahr.
Wie kann man(!) das machen? In manchen Büchern von Autoren(!) lesen ich im Vorwort: "Wenn ich von Patienten spreche, dann möchte ich Patientinnen nicht benachteiligen. Ich schließe Patientinnen ein." --- Oder bei Autorinnen(!): "Wenn ich ausschließlich von Leserinnen spreche, dann möchte ich männliche Leser nicht benachteiligen; ich tue das nur aus sprach-ästhetischen Gründen und schließe die männlichen Leser ein." --- Okay. Kann man machen.

Aktuell gibt es in der Schriftform(!) sehr viele Vorschläge und Experimente. Statt exklusiv "Schüler" zu schreiben zum Beispiel:
  • SchülerInnen (seit Ur-Zeiten, das sogenannte Binnen-I) 
  • Schüler-innen (auch seit Ur-Zeiten, der sog.SPIEGEL-Strich)
  • Schüler_innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler/innen
  • Schüler*innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler:innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler¡innen (hyper-feministisch)
  • ...  
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In der mündlichen(!) Anrede hat sich bei Veranstaltungen durchgesetzt, von Schüler_innen und Lehrer_innen zu sprechen. Das bedeutet: Nach Schüler_ und Lehrer_ den Bruchteil einer Sekunde eine Pause zu machen und dann mit _innen fortzufahren. So ergibt sich kein Wort-Ungetüm: "Liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schülerinnen und Schüler". Und auch der Ästhetik ist wohl Rechnung getragen. Ein Kompromiss, an den man sich gewöhnen kann, gewöhnen sollte (?), so wie damals, anno dazumals, an "Sehr geehrte Damen und Herren".
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Freuds [1905] Sichtweise wirkt dabei in vieler Hinsicht ziemlich «queer», wenn er beispielweise beschreibt, dass «weder im psychologischen noch im biologischen Sinne eine reine Männlichkeit oder Weiblichkeit» gefunden werden könne, vielmehr jede Person «eine Vermengung ihres biologischen Geschlechtercharakters mit biologischen Zügen des anderen Geschlechts [...]»  aufweise.


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