Samstag, 25. April 2020

Corona (Covid-19), die Schweinegrippe und die WHO


Coronavirus: USA stellen Zahlungen an WHO ein

tagesschau.de, Stand: 15.04.2020 03:09 Uhr:

US-Präsident Trump hat den Stopp von US-Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation angekündigt. ...
Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Ihr Budget besteht nach Angaben der Organisation zu weniger als einem Viertel aus den verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Die USA sind in diesem Kreis aber der größte Zahler: Für die Jahre 2020 und 2021 sind jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig. Deutschland muss derzeit 29 Millionen US-Dollar pro Jahr zahlen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt laut WHO von der Bevölkerungsgröße und dem Wohlstand des Landes ab. [Quelle]
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Quelle

Damit wird die WHO jetzt noch abhängiger von privaten Geldgebern mit eigenen Interessen wie Bill Gates, dem reichsten Mann der Welt – meint Thomas Gebauer, Geschäftsführer der Gesundheitsorganisation Medico International. Thomas Gebauer: Wenn Bill Gates morgen sagt, „ich habe kein Interesse mehr an Gesundheit; ich investiere mein ganzes Geld in Erziehungsfragen, zum Beispiel“, wäre die WHO am Ende. Er könnte es machen. Niemand könnte ihn daran hindern. Tatsächlich steckt die WHO in einer tiefen Krise:  Den Großteil ihres Budgets
muss sie inzwischen aus zweckgebundenen Spenden bestreiten. Und große Spender wie Microsoft-Gründer Gates zwingen der WHO ihre Agenda auf.
Quelle

Zu 80 Prozent ist die WHO mittlerweile abhängig von Spenden wohlhabender Regierungen, Stiftungen und Pharma-Unternehmen.

Es war einmal:
Früher bestritt die WHO ihre Ausgaben überwiegend mit Pflichtbeiträgen der Mitgliedstaaten, die sich nach deren Bevölkerung und Sozialprodukt bemaßen.
1993 jedoch setzten die USA unter George Bush durch, dass die Pflichtbeiträge der Staaten eingefroren wurden. Und ihr Anteil am Budget der WHO sank daraufhin kontinuierlich – auf heute gerade noch 20 Prozent. Zu 80 Prozent ist die WHO mittlerweile abhängig von Spenden wohlhabender Regierungen, Stiftungen und Pharma-Unternehmen. Fast alle diese Spenden sind  zweckgebunden. Allein die Spender bestimmten, wofür die WHO Geld ausgeben darf und wofür nicht. Ähnliches gelte für die Welternährungsorganisation FAO; das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk UNICEF seien mittlerweile sogar vollständig abhängig von milden Gaben.   [a.a.O.] Heute sind die USA der größte Geldgeber (gewesen?) und Bill&Melinda Gates mit ihrer Stiftung die zweitgrößten.


Im Gebäude des Weltkirchenrats in Genf, unweit der Generaldirektion der WHO. 

Quelle
Thomas Schwarz ist Initiator des Geneva Global Health Hub, eines Informationsdienstes zu Fragen internationaler Gesundheitspolitik. Schwarz erzählt aus der Geschichte der WHO, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr in Abhängigkeiten verheddert habe und immer
weniger handlungsfähig geworden sei. Aber man dürfe nie aufgeben: Wir haben ja unseren Traum: Wir möchten eine starke, unabhängige WHO, die öffentliche Gesundheit vertritt, die das Menschenrecht auf Gesundheit gegenüber kommerziellen Interessen einfach verteidigt, die an den Grundlagen der Gesundheit und an den krankmachenden Verhältnissen arbeitet und da eine starke Stimme ist, und die selbstbewusst eine Führungsrolle inne hat in diesen globalen politischen Prozessen.

Ich denke, die Zeit ist nicht da für eine Stärkung solcher Institutionen.

Es ist die Zeit der nationalen Interessen;
es ist die Zeit des Populismus und das heißt auch der einfachen, griffigen, schnellen, billigen Lösungen. Es ist immer noch die Zeit der Schwächung der Staaten, auch der finanziellen Schwächung der Staaten zu Gunsten einer stärkeren Wirtschaft. Es bräuchte wohl eine kleine Revolution, auch eine gesellschaftliche; es braucht eine wirklich ungeduldige und fordernde
Zivilgesellschaft, die sich gegenüber diesen wirtschaftlichen Partikularinteressen endlich mal deutlicher zu Wort meldet. Und ich spür das zu wenig. (a.a.O.)

Zum Beispiel Schweinegrippe 2009: 
Eine Bedrohungslage erzeugt

Quelle
So saß vor einigen Jahren in einem geheim tagenden Gremium zur Einschätzung von Epidemien die
Französin Marie Paul Kieny. Sie war Leiterin der WHO-Impfstoffabteilung und hatte zuvor für einen Impfstoffhersteller gearbeitet. Als die mit der 2009 ausgebrochenen Schweinegrippe verbundenen Gefahren beurteilt werden mussten, kam es dazu, … "dass ein kleines Gremium innerhalb der WHO diesen globalen Notstand ausgerufen hat und im Hintergrund schon die Industrien sozusagen ihre Impfstoffe produziert haben, die sie dann verkaufen konnten. Gleichzeitig ist über diese Bedrohungslage, die erzeugt worden ist durch die WHO, ein Gefühl der Angst entstanden weltweit; und Regierungen waren sozusagen gezwungen, um dieser Angst zu entsprechen, diese Lager von Präparaten anzulegen." (Thomas Gebauer a.a.O.)

Die Bundesregierung kaufte damals Impfstoffe und Grippemittel für 450 Millionen Euro. Als die von der WHO ausgerufene Pandemie dann ausblieb, mussten die Medikamente vernichtet werden. Die Pharmaindustrie aber hatte Milliarden verdient – wenngleich eine Untersuchungskommission zu dem Schluss kam, die Pharmaindushabe die WHO-Entscheidungen zur Schweinegrippe nicht beeinflusst.

Mit zwei Zungen reden?
Zum Beipsiel: Lebensmittel-Industrie (Big Food):

Margaret Chan,
von 2006 bis 2017 Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (im Mai 2012 wurde sie für eine zweite Amtsperiode bis zum 30. Juni 2017 gewählt).

"Das öffentliche Gesundheitswesen muss gegen Big Food und Big Alcohol kämpfen. Diese Industrien fürchten Regulierung und schützen sich stets mit den gleichen Mitteln. Dazu zählen Organisationen, die verdeckt Industrieinteressen fördern, Lobbying und Versprechen, sich selbst zu regulieren.
Dazu gehören auch Gerichtsprozesse gegen Kritiker sowie von der Industrie finanzierte Forschung, die wissenschaftliches Beweismaterial verdreht und in der Öffentlichkeit Zweifel sät. Außerdem versucht die Industrie, die Verantwortung für gesundheitliche Schäden dem Einzelnen aufzubürden und staatliche Regulierung als Einschränkung persönlicher Freiheit darzustellen. Hier haben wir es mit tatsächlich furchterregenden Gegnern zu tun, die Marktmacht problemlos in politische Macht verwandeln."
Chan habe geredet wie eine militante Aktivistin,
erinnert sich Thomas Gebauer: "Das ist uns allen aufgefallen, den Gesundheitsaktivisten in aller Welt, dass die Rhetorik von Margaret Chan immer sehr radikal gewesen ist;
aber in der Praxis der WHO hat das dann keine Rolle spielte." (a.a.O.) 

  • In einer WHO-Kommission, die Richtlinien für den Zucker-, Salz- und Fettgehalt menschlicher Nahrung erarbeitet, fand die Nachrichtenagentur Reuters 2012 drei Experten, die bei Big Food Geld verdienen – in zwei Fällen bei Nestlé, in einem bei Unilever.
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 Mit zwei Zungen reden.
Zum Beipsiel: Bundesregierung 2020

tagesschau.de
Stand: 15.04.2020 15:55 Uhr
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, Deutschland werde seine Zahlungen an die WHO erhöhen.
"Die WHO muss jetzt gestärkt werden, nicht geschwächt. Inmitten der Pandemie die Mittel zu kürzen, ist der absolut falsche Weg", so Müller. Corona werde nicht die letzte Pandemie sein. "Experten haben bereits 40 weitere Viren identifiziert, die das Potenzial haben, Pandemien auszulösen." 

Der Schweizer Dr. Gaudenz Silberschmidt, Director Health and Multilateral Partnerships at World in der WHO,  zuckt mit den Schultern. 


Ständig liege er den Mitgliedstaaten in den Ohren,
  1. sie sollten die WHO endlich wieder aus ordentlichen Beiträgen finanzieren
  2. oder zumindest die freiwilligen Zuwendungen erhöhen.
Quelle
"Idealerweise würden alle Länder dreimal so viel freiwillige Beiträge wie Pflichtbeiträge geben.
  • Es gibt Länder wie Norwegen und Schweden, die geben siebenmal so viel.
  • Die USA gibt praktisch dreimal so viel;
  • die Schweiz gibt zweieinhalbmal so viel.
  • Deutschland hat begonnen, jetzt die Beiträge zu erhöhen, dass sie jetzt unterdessen ein bisschen mehr freiwillige Beiträge als Pflichtbeiträge geben.
  • Von Österreich kriegen wir ein Hundertstel so viel freiwillige Beiträge wie Pflichtbeiträge."
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Siehe auch:
Corona, Covid-19: Kontaktsperre?, häusliche Quarantäne, Versammlungsverbot ...


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