Die Bildungsregion Ravensburg kümmert sich sehr um eine zeitgemäße Unterrichtsentwicklung und bietet dazu u.a. ab Januar 2012 25-28 LehrerInnen der Region die Gelegenheit, an einer 3-wöchige kostenlosen MultiplikatorInnen-Ausbildung teilzunehmen. - Da wird wirklich etwas investiert an Zeit und an Geld, auch von den LehrerInnen selber, denn die Ausbildung findet zum Teil in den Ferien statt.
Im Einladungsschreiben heißt es:
Liebe Lehrerinnen und Lehrer,
die Heterogenität in unseren Klassenzimmern nimmt kontinuierlich zu. Durch politische Vorhaben wie oder zur Inklusion die Gemeinschaftsschule, den Wegfall der verbindlichen Bildungsempfehlung, sowie die Überlegungen zu längerem gemeinsamem Lernen wird sich diese Entwicklung rasant fortsetzen.
Der Fachtag zur „Heterogenität im Unterricht“ stieß im vergangenen November 2011 bei 350 Lehrerinnen und Lehrern auf großes Interesse. Daher hat der Arbeitskreis Unterrichtsentwicklung der Bildungsregion Ravensburg, dem oben abgebildete Institutionen angehören, ein Unterstützungsprogramm zur systematischen Unterrichtsentwicklung für den Kreis Ravensburg und den Bodenseekreis entwickelt. Dieses möchten wir Ihnen mit diesem Schreiben vorstellen und Sie zur Teilnahme einladen.
Im Mittelpunkt dieser Ausbildung steht das von Dr. Heinz Klippert entwickelte Trainingsprogramm. Dr. Klippert wird bewährte Strategien und Methoden einbringen, die sich über viele Jahre hinweg in Hunderten von Schulen in verschiedenen Bundesländern als wirksam erwiesen haben.
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Es gibt gegen die Klippert-Methoden Widerstand aus der Wissenschaft, z.B. aus der "Gesellschaft für Bildung und Wissen", deren Präsident Prof. Dr. Andreas Gruschka, ist, (Erziehungswissenschaftler an der Universität, Frankfurt). In einem Referat , das Sie hier gekürzt nachlesen können, sagte Prof. Gruschka bei der Jahrestagung “Irrwege der Unterrichtsreform” der Gesellschaft für Bildung und Wissen am 24.03.2012 in Frankfurt am Main u.a.:
"Der Irrweg hat einen Namen:
Heinz Klippert."
"Sein Methodentraining hat eine eminente Wirkung noch dort entfaltet, wo man gar nicht Klippert-Arbeitsbögen einsetzt. Auch in den fortgeschrittenen Anregungen zum kompetenzorientierten Unterricht als Befolgung von Bildungsstandards oder in der Neuformatierung der Prüfungsaufgaben, sei es als Präsentation, sei es als PISA-like Klassenarbeit findet sich dieser an Klippert anschließende Irrweg.
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Comenius verspricht mit seiner Didaktik, dass dank ihr die Lehrer weniger lehren und dafür die Schüler mehr lernen würden.
In den hessischen Texten zur Kompetenz-Orientierung findet sich das in der wunderbaren Variation, bisher hätten die Lehrer nur gelehrt, nun aber würden die Schüler lernen.Damit ist schon die Bedingung genannt, unter der die Vermeidung des Lehrens überhaupt erst ernsthaft diskutiert werden könnte, nämlich wenn Lehren nicht einfach ausfällt, sondern so eingerichtet wird, dass die Schüler, wie es ebenfalls immer wieder wunderbar heißt, selbst lernen, mithin sie nicht gelernt werden.
Meine schon Jahre anhaltende Verstörung als empirischer Beobachter des alltäglichen wie wohl durch Reformen gekennzeichneten Unterrichts besteht nun darin, dass diese negative Korrelation: Je weniger Lehren, desto mehr Lernen,nicht aufgeht. Sie führt stattdessen dazu, dass komplementär mit der Vermeidung des Lehrens auch die Verhinderung des Lernens sich vollzieht.
Das gut Gemeinte schlägt also um in das schlecht Gemachte und Wirksame.
Schuld daran ist nicht das Setzen auf die Eigentätigkeit des Schülers als seine Aktivierung, verantwortlich ist nicht schon die Abkehr von der Idee, man müsse ihm alles vormachen, ihn an der kurzen Leine zu den Ergebnissen führen, die man haben wolle. Vielmehr rührt die Fatalität der beiderseitigen Vermeidung daraus, dass zunehmend auf Methoden gesetzt wird, die als solche zwar vielfältige Aktivierung auslösen, diese aber Leerlauf betreiben. Wahn wird daraus, wo man sich nicht mehr fragt, was diese Methodenkompetenz sowohl mit den Sachen macht, die immer noch mit unterrichtet werden sollen und wie die Schüler auf Methoden reagieren, die ihr Lernen dynamisieren sollen. Die innere Logik dieser Methoden führt letztlich dazu, dass mit dem Vermeiden der Belehrung das Lernen von etwas, was nicht die Methode selbst ist, weitgehend ausgeschlossen, bzw. überflüssig gemacht wird. ...
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Und nun?
Ein
Klippert-Woche kann wertvolle Anregungen geben, wenn ich nicht auf
die Idee komme, diese Klippert-Woche hinterher mit meiner Klasse in nuce
nachmachen zu wollen.
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