... sagt der Tübinger Bildungsforscher Ulrich Trautwein.
Das ganze Interview nebst Foto findet man hier.
Ulrich Trautwein ist Professor für Empirische Bildungsforschung.
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Als empirischer Forscher stellt er fest:
- Der Bildungserfolg ist immer noch stark abhängig vom sozialen Status der Eltern.
- Die Debatten im Land werden sehr ideologisch geführt - von der Regierung und der Opposition. Das tut der Qualität von Schule selten gut.
- Es gibt bundesweit den Trend zur Zweigliedrigkeit. Man hat also noch das Gymnasium und daneben eine zweite Schulart wie die Gemeinschaftsschule.
- Es spricht nichts dagegen, die Zahl der Schularten zu reduzieren. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege dafür, dass eine Dreigliedrigkeit besser funktioniert als eine Zweigliedrigkeit. Es kommt auf die konkrete Ausgestaltung an.
- In Baden-Württemberg wurde die Gemeinschaftsschule als zusätzliche Schulart eingeführt - sie ersetzt nicht bestehende Real-, Haupt- und Werkrealschulen, jedenfalls nicht sofort.
- Die derzeitige Vielzahl an Schulformen, Schulversuchen und Ausnahmen wird dann kontraproduktiv, wenn sie vom Wichtigsten ablenkt: der Verbesserung der Unterrichtsqualität.
- Man sollte die Bedeutung der Schulstruktur nicht überschätzen.
- Es gibt kaum Belege dafür, dass das Sitzenbleiben den Sitzenbleibern etwas nutzt. Die Schüler haben oft auch in der neuen Klasse Probleme. Eine generelle Abschaffung wäre sicher ein Fehler.
- Bisher war es so: Wer versuchte, das Gymnasium abzuschaffen, wurde abgewählt. Das dürfte auch in absehbarer Zukunft so bleiben.
- Man kann ein gutes G 8 machen und ein gutes G 9. Man kann auch beides schlecht machen. Man sollte sich klar darüber werden, was man will. ______________________________________________
Kritisch sieht er die folgenden Punkte:
1.
"Bei der Einführung der Gemeinschaftsschule hat das
Kultusministerium Entscheidungen getroffen, die mich überrascht haben", sagt Trautwein.
- "Wenn die Gemeinschaftsschule zur zweiten Säule neben dem Gymnasium werden soll, muss sie viele Schüler binden und hohe Anerkennung bei Lehrkräften und Eltern erfahren."
In Baden-Württemberg wurde die Gemeinschaftsschule als zusätzliche Schulart eingeführt. - Wenn man aber eine starke Gemeinschaftsschule haben möchte, muss man den Zugang zum Gymnasium eher restriktiv handhaben, statt die Schleusen - durch den Wegfall der verpflichtenden Übertritts-Empfehlung nach Klasse 4 - zu öffnen.
- "Derzeit läuft die Gemeinschaftsschule Gefahr, eine weitere Hauptschule zu werden, was ihre Schülerklientel angeht."
Sein Kollege Thorsten Bohl, (ebenfalls empirisch forschend, jedoch bei den Schul-PädagogInnen und nicht bei den Schul-PsychologInnen), ergänzt:
Um zu verhindern, dass die Gemeinschaftsschulen (GMS) die neue Hauptschule werden, sollten etwa 1/4 der SchülerInnen jeder Klasse einer GMS eine Gymnasial-Empfehlung besitzen. Siehe auch seine "Expertise Gemeinschaftsschule".
2.
- "Man hat anfangs die Gemeinschaftsschule stark an eine
bestimmte Unterrichtsphilosophie gekoppelt, an die nicht alle glauben: die sehr
starke Betonung des selbstverantwortlichen Lernens, bei dem Lehrer zu
"Lernbegleitern" werden. Die meisten Länder mit Gemeinschaftsschulen
verzichten darauf, allen Schulen eine solche Lehrphilosophie überzustülpen."
- Eine starke Fixierung auf eine Methode hat sich bislang noch immer als Irrweg erwiesen. Für guten Unterricht kommt es darauf an, dass er anregend und gut strukturiert ist, sodass sich Schüler aktiv denkend möglichst lange und intensiv mit dem Stoff beschäftigen. Ein klug gewählter Methoden-Mix hat sich dabei als förderlich erwiesen - ein enges Korsett eher nicht."
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Siehe auch:
Im Übrigen gilt wohl auch:
Quelle: taz |
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