Montag, 9. Juni 2014

Förden, fordern, zu Tode fördern und Donald Duck


Der Künstler Gottfried Helwein (Jg. 1948) ist eine interessante und eine schillernde Persönlichkeit. In den 1970er Jahren hielt man ihn für wahnsinnig (damit ist er in guter Gesellschaft), und Scientology warb in den 1990er Jahren mit seinem Konterfei. - Die Direktorin des Museum of Modern Art Linz, Stella Rollig, sagte über ihn: „Wenn man in der österreichischen bildenden Kunst der letzten fünfzig Jahre jemanden als Star bezeichnen möchte, dann kommt, unter Berücksichtigung aller Kennzeichen, nur einer in Betracht: Gottfried Helnwein.“

 Über Schule sagt Helnwein:
„Von Donald Duck habe ich mehr gelernt als von allen Schulen, in denen ich war.“ 
Helnwein, Donald Duck, 1984

Eltern haben Angst, dass ihre Kinder nicht gefördert werden …
Helnwein:
«Ein Kind denkt immer kreativ, kreiert und imaginiert sich die Welt um sich herum nach eigener Lust und Laune - ein Zustand, der dem Künstlersein sehr nahe kommt. Das hat schon Picasso gesagt: "Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben." Die meisten Erziehungssysteme sind darauf ausgerichtet, das Kindsein zu brechen und einen Erwachsenen zu formen, der sich als Stahlarbeiter, Rennfahrer, Soldat, Politiker oder Anwalt verwenden lässt. Ein Kind würde solchen Unsinn nicht machen. Und die, die daraus halbwegs unbeschadet herauskommen, sind die Künstler.
… früher dachte man: Du musst Kinder schlagen, andernfalls kommen sie auf die schiefe Bahn. Man musste das Schlechte herausprügeln. Heute will man sie zu Tode fördern, beeinflussen und psychologisieren. Der Musiker Captain Beefheart hat mal einen guten Satz gesagt: "Meine Eltern haben mich leider nicht genug vernachlässigt."» (Quelle)
Da deckt sich Helnweins Ansicht wohl mit der Lebensweisheit der Schwarzwälder Großmutter, die zu sagen pflegte:
«Vor lauter Lieb' verreckt man schier.»

Helnwein, Die Erbsünde, 1987

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