Donnerstag, 4. Juni 2020

Grippe-Tote (Influenza), Corona-Tote (SARSCoV-2): "Es werden weitere Viren kommen"

"Es werden weitere Viren kommen"
sagte der Evolutions-Biologe Prof. Josef H. Reichholf, der auch für einige mehr oder wenige steile Thesen bekannt ist.
"Wir wissen, dass er kommt irgendwann, aber wir unternehmen nichts dagegen. Mit dem Weitermachen wie bisher werden die nächsten Wellen kommen und zwar in schnelleren Abständen. Nicht wie bisher in Abständen von 10 oder 15 Jahren, sondern immer schneller werden sie kommen. Das weiß man, das ist wissenschaftlich allerbestens erforscht. Wir wissen auch, dass wir keine Chance haben, wenn ein neues oder auch ein mutiertes Virus über die Menschheit herein bricht, schnell genug einen Impfstoff entwickeln zu können.

Und trotzdem

wird, weil die politische Einflussnahme dieser Kreise, die so whnwitzig viel damit verdienen, nichts dagegen unternommen, und das ist zutiefst menschenverachtend."
[Diskussions-Mitschrift Juni 2020]
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Zu Anfang des Jahres sagte ich es auch:
  • »Am "normalen" Grippe-Virus (Influenza, "echte Grippe") sterben in Deutschland mehr Menschen als am Corona-Virus.«
  • Und das stimmt auch.
  • Manchmal! - 
Diese Grafik zeigt die absolute Zahl
der gemeldeten Corona-Todesfälle
bis zum 3. Juni 2020.
Weltweit sind es 380.662.
Im Jahr 2020 stimmt es nicht.
In der diesjährigen Grippewelle in Deutschland, die 11 Wochen dauerte und Mitte März 2020 abklang, wurden bis Anfang April "nur" 411 Tote registriert. (RKI/ Robert-Koch-Institut)
Corona-Tote waren es in Deutschland bis Anfang Juni über 8.000 (siehe Grafik).

2017/18 stimmte es.

Die außergewöhnlich starke Grippewelle 2017/18 hat nach Schätzungen rund 25.100 Menschen in Deutschland das Leben gekostet (= 306 Todesfälle pro 1 Million EinwohnerInnen).
Das entspricht in etwa den Coronatoten-Quote in den USA bis Anfang Juni 2020.

Das sei die höchste Zahl an To­des­fällen in den vergangenen 30 Jahren gewsen, so der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, heute mit Blick auf eine eigene aktuelle Auswertungen erklärte. Es gebe auch saisonale Wellen mit wenigen Hundert Todesfällen - so wie offenbar in der aktuellen Grippe-Saison 2020, in der sich 4,3 Millionen Menschen mit grippalen Beschwerden in einer Arztpraxis vorstellten.
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  • Wenn man die absoluten Zahlen der Corona-Todesfälle, die sich in den beiden Grafiken finden, umrechnet in Todesfälle pro 1 Mio EinwohnerInnen, dann ergeben sich die folgenden Quoten (Stand 3. Juni 2020): 

Zahl der gemeldeten Corona-Todesfälle pro 1-Million EinwohnerInnen:

Grafik:
Absolute Zahlen
  • Belgien 832 pro 1.000.000 (1 Mio)
  • Spanien 581
  • Italien 555
  • Frankreich 432
  • Schweden 439
  • USA 325 (weniger, als ich nach dem Medienrummel gedacht hatte)
  • Brasilien 149 (bzw. 154, siehe unten* = weniger, als ich nach dem Medienrummel gedacht hatte)
  • Deutschland 103
  • Dänemark 100
  • Japan 7
  • Südkorea 5 
*Nachtrag 5. Juni 2020 (tagesschau.de):
"In Brasilien gaben die Behörden laut der Nachrichtenagentur AFP sogar an, dass innerhalb eines Tages fast 1350 Menschen starben, die positiv auf das Virus getestet worden waren. Das sind so viele Opfer wie nie zuvor in so kurzer Zeit. Damit stieg die Zahl der Corona-Toten in dem Land nach Angaben der Johns Hopkins-Universität auf mehr als 32.500 an. Mehr als 584.000 Einwohner hätten sich bisher mit dem Virus infiziert. Damit ist Brasilien hinter den USA das Land mit den weltweit meisten Corona-Fällen." (Das sind dann, bei gut 211 Millionen EinwohnerInnen, 154 Todesfälle pro 1 Million Menschen).
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Grippe. Gemeldete Todesfälle pro 1-Million EinwohnerInnen  (Influenza, "echte Grippe")
aerzteblatt.de 4. Juni 2020

411 Todesfälle in in Deutschland in der Grippesaison 2020 insgesamt: Das sind 5 Todesfälle pro 1 Million EinwohnerInnen, was in etwa der aktuellen Corona-Sterbe-Quote in Südkorea und Japan 2020 entspricht.

Das höchste Risiko für schwere Verläufe und Todesfälle bei der "echten" Grippe haben ältere Menschen. Die Zahl der Todesfälle kann bei den einzelnen Grippewellen stark schwanken, von mehreren hundert - wie im Jahr 2020 - bis deutlich über 20.000 - wie zwei Jahre zuvor (2017/18).
  • 25100 Todesfälle wegen echter Grippe in 2017/18 in Deutschland, das war (bei 82 Millionen EinwohnerInnen in Deutschland), eine Quote von 306 Todesfällen pro 1 Million EinwohnerInnen.
Was wiederum ungefähr der aktuellen Corona-Todesquote in den USA entsprechen würde.

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Und was macht Schweden?
»Schweden beschreitet in der Corona-Pandemie einen anderen Weg als die meisten Länder. Der Chef-Epidemiologe des Landes äußert sich nun sehr selbstkritisch: Es seien zu viele Menschen zu früh gestorben.
Schwedens Staatsepidemiologe Anders Tegnell hat sich selbstkritisch über den schwedischen Sonderweg in der Corona-Krise gezeigt. Schweden hätte schon von Beginn an mehr Maßnahmen im Kampf gegen die Ausbreitung des Coronavirus ergreifen sollen, sagte Tegnell in einem am Mittwoch [3. Juni 2020] veröffentlichten Interview mit dem schwedischen Radio.
"Ich glaube, dass es sicherlich Verbesserungspotenzial bei dem gibt, was wir in Schweden gemacht haben, klar. Und es wäre gut gewesen, wenn man exakter gewusst hätte, was man schließen soll, um die Infektionsausbreitung besser zu verhindern."
Zu viele Schweden seien zu früh gestorben.« [Quelle]
Und was machen die Lebenden?
Die Coronakrise schlägt auf den Arbeitsmarkt durch. Die Kurzarbeit ist so hoch wie nie.
Die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland ist von April auf Mai 20020 um 169.000 Menschen gestiegen. Das teilte die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg am Mittwoch (3. Juni) mit.
  • Die Arbeitslosenquote stieg damit um 0,3 Punkte auf 6,1 Prozent. Im Vergleich zum Mai 2019 lag die Zahl der Arbeitslosen um 577.000 höher.
  • Nach Hochrechnungen der Bundesagentur nahmen allein im März – dem Monat, als der coronabedingte Lockdown begann – 2,02 Millionen Menschen Kurzarbeit in Anspruch. Dies ist der höchste jemals gemessene Wert.
Der bisherige Rekord stammt aus dem Mai 2009, als in der damaligen Finanzkrise 1,44 Millionen Menschen Kurzarbeit in Anspruch genommen hatten. (taz/afp/dpa)


Quelle: Wikimedia - CDC/ Alissa Eckert,
MS; Dan Higgins, MAM [Public domain]

Samstag, 23. Mai 2020

Die fortschrittlichen islamischen Herrscherinnen ließen die Männer tanzen


Muslimische Frauen  haben einmal die Provin Bhopal in der britischen Kolonie Indien regiert.

Nawab, das war der typische Titel für einen männlichen muslimischen Herrscher auf dem indischen Subkontinent. (Die nicht-islamischen Fürsten Indiens kennen wir unter dem Titel "Maharaja".) Die Frauen unter den Nawabs führten den Titel "Begum".

Bhopal war bis 1949 der zweitgrößte Staat des Subkontinents,
in dem Muslime herrschten und ist heute die Hauptstadt der zentralindischen Provinz Madhya Pradesh. Bekannt wurde Bhopal in der jüngeren durch eine der größten Katastrophen in der Geschichte der industriellen Chemie. Im Werk einer Tochtergesellschaft der Union Carbide Corporation, wurden rund 40 Tonnen Methylisocyanat (MIC) in die Atmosphäre freigesetzt und trieben in einer Giftgaswolke dicht über dem Boden durch ein angrenzendes Elendsviertel und betraf etwa eine halbe Million Menschen.

Ende des 17. Jahrhunderts eroberte der pastunische Afghane Dost Muhammad Khan 
(1672–1740), "ein opportunistischer Glücksritter, Ex-Soldat und ehemaliger General des Großmoguls Aurangzeb" (1618–1707) das Gebiet, um auf den Trümmern des zerfallenen Mogulreiches seinen eigenen Staat Bhopal zu errichten.
Im Jahre 1723 wurde der Ort Bhopal zur Hauptstadt des Fürstenstaats erklärt und blieb es bis 1956. Die von Dost Muhammad Khan gegründete islamische Dynastie im mehrheitlich hinduistischen Indien sollte zu einer der bedeutendsten Herrscherfamilien Zentralindiens werden. - Als Shajahan, die dritte von vier Herrscherinnen(!), 1868 den Thron bestieg, hatten die Begums Bhopal bereits zu einem modernen und erfolgreichen Staat gemacht
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  •  Von 1820 bis 1926 regierten in Bhopal ausschließlich Frauen. 

Die vier Fürstinnen (Großmutter, Mutter, Tochter, Enkelin) ließen nicht nur noble Bauwerke wie Paläste und Moscheen errichten, sondern u.a. auch Wasserwerke, ein Eisenbahn-  und ein staatliches Post-System, eine Girls-School, eine Universität ... .
Die drei Moscheen aus Sandstein prägen noch heute das Stadtbild Bhopals.

Quelle
Die Jama-Masjid-Moschee mit ihren roten Sandsteinmauern und gedrungenen Minaretten wurde im Jahre 1837 auf Veranlassung von Qudsia Begum (1801–1881), der ersten weiblichen Herrscherin von Bhopal, erbaut. Qudsia hatte im Jahr 1819 nach der Ermordung ihres Ehemannes auf Druck ihrer energischen Mutter die Herrschaft übernommen. Der Familie waren die männlichen Erben ausgegangen. Daraufhin habe die Witwe des ermordeten Fürsten, Mamola Bai, ihre Tochter kurzerhand zur Thronfolgerin erklärt. Diese war zu der Zeit 18 Jahre alt. Sie selber, die Fürsten-Witwe Mamola Bai, war die erste Frau, die in Indien einen Staat regierte.
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"Nach islamischer Tradition ist es den Frauen nicht erlaubt, an der Regierung teilzuhaben.
Ihre Gegner fingen sofort an, dagegen schwere Geschütze aufzufahren: Den Koran, den Islam. Sie scherte sich nicht darum und es gelang ihr sogar, eine Fatwa, ein Rechtsgutachten vom obersten Mufti und Religionsgelehrten Bhopals zu erhalten, in dem bestätigt wurde, dass nichts im Islam der Herrschaft einer Frau entgegenstehe. Mit diesem Gutachten in der Hand setzte sie ihr Anliegen durch, die Thronfolge ihrer 18 Monate alten Tochter Qudsia. Und sie sagte: Wer daran rüttelt, kriegt es mit mir zu tun. So begann sie selbst zunächst als Regentin über Bhopal zu herrschen." (Quelle: Feature Marc Thörner, DLF 2008)

"Qudsia Begum – die kleine Tochter, die dank der Beharrlichkeit ihrer Mutter auf den Thron gelangt war – bescherte Bhopal Mitte des 19. Jahrhunderts eine Blütezeit. Als sie am Ende ihrer Herrschaft stand, hatte auch sie wieder über die Thronfolge zu entscheiden.

Mit einem Blick auf die in Frage kommenden Prinzen musste die Fürstin feststellen, dass die Männer der Familie entweder korrupt, geistig zurückgeblieben, den Prostituierten oder dem Alkohol verfallen waren. Frauen, so schlussfolgerte sie, seien gegen derartige Versuchungen offenbar besser gefeit und bestimmte ihre Tochter Sikandar zur nächsten Herrscherin.
Die folgte Mitte des 19. Jahrhunderts dem inzwischen bewährten Prinzip und setzte ihre Tochter Shajahan als Kronprinzessin ein." (a.a.O.)
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Thronfolgerin und Ur-Enkelin Abida Sultaan (1913-2002), die die fünfte Begum geworden wäre, verzichtete nach der Unabhängigkeit und der darauf folgenden Aufteilung Indiens in das muslimische Pakistan und das hinduistische Indien auf die Nachfolge und emigrierte 1950 nach Pakistan.
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1932 in London. "Prinzessin Abida Sultaan"
ist die zweite Person von rechts.
Ganz links ihr Vater.  Quelle
"Prinzessin" Abida:  
Die Mehrheit unserer Mitarbeiter bestand aus Hindus, denn die Bevölkerung Bhopals war zu 88 Prozent hinduistisch oder nicht-islamisch. Nur eine kleine Herrschaftselite bestand aus Muslimen.Unser Premierminister war ein Hindu. Unser Finanzminister war ein Hindu. Die Mehrheit unserer Mitarbeiter bestand aus Hindus.

In Pakistan sagte sie am Ende ihres Lebens über die Politiker Pakistans: Was wissen die von Demokratie? 

Das sind alles Sklaventreiber. Selbstsüchtig. Korrupt. Sklaventreiber, weiter nichts. Alles, was in Pakistan jemals gewählt wurde, ist Geld. - Geld, darum geht es, das ist alles. Wer am meisten bezahlt, bekommt die Stimme. Sogar Minister wechseln über Nacht die Partei. Die haben keine Prinzipien. Keine Bildung. Es herrscht eine Sklaven- und Sklaventreibermentalität. Ein völliger Mangel an Selbstachtung. Keine Spur von Schamgefühl. 
Die Demokratie sei für die Muslime schon nach dem Tod Mohammeds zu Ende gewesen, schon bei der Schlacht von Kerbela, im Jahre 680, als die Anhänger Alis, die Schiiten, und die Anhänger der Mehrheitsrichtung der Omajaden ihre Meinungsverschiedenheiten mit der Waffe in der Hand austrugen. 
Der Trend entwickle sich in Richtung Fundamentalismus. Mit ihrem baldigen Tod werde eine weitere Erinnerung an einen fortschrittlichen Islam dahin gehen. [a.a.O.]
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Die Großmutter von Prinzessin Abida (Sultanjahan Begum) galt als Förderin der Bildungsreformen.
  • Aus dem Taj-Mahal-Palast in Bhopal machte sie die "Sultania Girls School" und finanzierte das "Alighar College", die erste Universität in der islamischen Welt, in der außer Koran und islamischem Recht auch alle gängigen modernen Studienzweige gelehrt wurden.
Quelle

Ihren jüngsten Sohn, Hamidullah, 
(den Vater von Prinzessin Abida, auf dem Foto 1932 in London ganz links) hatte sie zum Studium auf eben diese Universität geschickt.
Hamidullah knüpfte dort auch Kontakte mit den Führern der All-India Muslim League und der Kongresspartei, mit Jawaharal Nehru (erster Ministerpräsident des unabhängigen Indiens), Mahatma Gandhi, Muhammed Ali Jinnah (Gründer des Staates Pakistan) und den anderen "Alighar Boys" von der gegen England gerichteten Unabhängigkeitsbewegung. - Die Kongresspartei ist eine 1885 von Hindus und Muslimen sowie auch einigen Briten im damaligen Britisch-Indien gemeinsam gegründete indische Partei. Ziel der Partei war es, eine stärkere Teilhabe von gebildeten Indern an der politischen Machtausübung in Britisch-Indien zu erreichen.

Prinzessin Alina über ihren Vater Hamidullah:
Er sprach die ganze Zeit davon, dass ich diejenige bin, die Bhopal in Zukunft regieren werde. Und ich erwiderte ihm jedes Mal, dass der Staat nicht fortbestehen wird. (/) Wie kann der Staat weiterbestehen, wenn du sagst: Der Imperialismus ist zu Ende. Wenn du selbst geholfen hast, den Imperialismus zu beenden. Stell dir vor: Du hast die Briten rausgeworfen, weil du für Demokratie bist. OK – stell dir vor, dass sie weg sind. Und jetzt sagst du, dass du dableiben willst? 600 kleine Fürstenstaaten? Auf welcher Grundlage? Halb Indien wird eine Demokratie und die andere Hälfte besteht aus 600 unabhängigen Staaten? Das hatte keine Logik für mich. Ich sage: Das klappt nicht. Der Staat bleibt nicht bestehen. 

Sultania Girls School
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Screenshot Google-Picture-Suche

"Nach der Unabhängikeit Indiens baute Abida sich ein neues Leben als Politikerin in Pakistan auf.
  • Dort wollte sie das vollenden, was ihre Vorfahrinnen, die Begums, und zuletzt auch ihr Vater Hamidullah  in Bhopal vorangetrieben hatten: Die Muslime Indiens in die Moderne führen. Jetzt im Rahmen einer parlamentarischen Demokratie. Nach dem Tod des pakistanischen Staatsgründers, Muhammed Ali Jinnah, engagierte sie sich bis in die 60er Jahre an der Seite von dessen Schwester.

Abida:
Quelle
Ich arbeitete sehr hart für die Wahl Miss Jinnahs, so hart ich konnte.
Die Wahlen (1965) wurden gefälscht. Miss Fatima Jinnah wurde zur Verliererin und der Gegenkandidat Ayub Khan zum Sieger erklärt. Das brach mir das Herz. Schon während des Wahlkampfes bekam ich eine Gelegenheit, die großen politischen Führer des neuen Landes zu beobachten. Sie hatten kein Gewissen. Es waren Lügner.

Ich sah zu viel, ich beobachtete zu viel. Und es grauste mir immer mehr vor der abgrundtiefen Heuchelei, die das ganze Land beherrschte. Die großen Führer – nicht einer von ihnen war aufrichtig, nicht einer von ihnen war seriös. Bei einem Treffen, dem ich beiwohnte, als Präsidentin der Karachi Muslim League, diskutierten Miss Jinnahs eigene Parteifreunde, wie sie sie nach einer gewonnenen Wahl für verrückt oder amtsunfähig erklären lassen würden. [Marc Thörner a.a.O.] 
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"Obendrein hat Iskandar [wissenschaftlicher Mitarbeiter des Stadtmuseums Bhopal] sich ein Ziel gesetzt, das ihn, den Angehörigen einer kleinen Minderheit, noch einsamer macht: Die fortschrittlichen Aspekte des Islam aus ihrer Versenkung zu befreien – ein recht romantisches Unterfangen im Indien von heute, geprägt von Kaschmirkrise, Terrorangst und dem latenten Konflikt mit dem muslimischen Nachbarn Pakistan." 
[Marc Thörner a.a.O.]


Siehe auch:

Samstag, 25. April 2020

Corona (Covid-19), die Schweinegrippe und die WHO


Coronavirus: USA stellen Zahlungen an WHO ein

tagesschau.de, Stand: 15.04.2020 03:09 Uhr:

US-Präsident Trump hat den Stopp von US-Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation angekündigt. ...
Die in Genf ansässige WHO ist die wichtigste Sonderorganisation der Vereinten Nationen im Gesundheitsbereich. Ihr Budget besteht nach Angaben der Organisation zu weniger als einem Viertel aus den verpflichtenden Beiträgen der Mitgliedsstaaten. Die USA sind in diesem Kreis aber der größte Zahler: Für die Jahre 2020 und 2021 sind jeweils fast 116 Millionen US-Dollar fällig. Deutschland muss derzeit 29 Millionen US-Dollar pro Jahr zahlen. Die Höhe der Mitgliedsbeiträge hängt laut WHO von der Bevölkerungsgröße und dem Wohlstand des Landes ab. [Quelle]
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Quelle

Damit wird die WHO jetzt noch abhängiger von privaten Geldgebern mit eigenen Interessen wie Bill Gates, dem reichsten Mann der Welt – meint Thomas Gebauer, Geschäftsführer der Gesundheitsorganisation Medico International. Thomas Gebauer: Wenn Bill Gates morgen sagt, „ich habe kein Interesse mehr an Gesundheit; ich investiere mein ganzes Geld in Erziehungsfragen, zum Beispiel“, wäre die WHO am Ende. Er könnte es machen. Niemand könnte ihn daran hindern. Tatsächlich steckt die WHO in einer tiefen Krise:  Den Großteil ihres Budgets
muss sie inzwischen aus zweckgebundenen Spenden bestreiten. Und große Spender wie Microsoft-Gründer Gates zwingen der WHO ihre Agenda auf.
Quelle

Zu 80 Prozent ist die WHO mittlerweile abhängig von Spenden wohlhabender Regierungen, Stiftungen und Pharma-Unternehmen.

Es war einmal:
Früher bestritt die WHO ihre Ausgaben überwiegend mit Pflichtbeiträgen der Mitgliedstaaten, die sich nach deren Bevölkerung und Sozialprodukt bemaßen.
1993 jedoch setzten die USA unter George Bush durch, dass die Pflichtbeiträge der Staaten eingefroren wurden. Und ihr Anteil am Budget der WHO sank daraufhin kontinuierlich – auf heute gerade noch 20 Prozent. Zu 80 Prozent ist die WHO mittlerweile abhängig von Spenden wohlhabender Regierungen, Stiftungen und Pharma-Unternehmen. Fast alle diese Spenden sind  zweckgebunden. Allein die Spender bestimmten, wofür die WHO Geld ausgeben darf und wofür nicht. Ähnliches gelte für die Welternährungsorganisation FAO; das Welternährungsprogramm und das Kinderhilfswerk UNICEF seien mittlerweile sogar vollständig abhängig von milden Gaben.   [a.a.O.] Heute sind die USA der größte Geldgeber (gewesen?) und Bill&Melinda Gates mit ihrer Stiftung die zweitgrößten.


Im Gebäude des Weltkirchenrats in Genf, unweit der Generaldirektion der WHO. 

Quelle
Thomas Schwarz ist Initiator des Geneva Global Health Hub, eines Informationsdienstes zu Fragen internationaler Gesundheitspolitik. Schwarz erzählt aus der Geschichte der WHO, die sich im Laufe der Jahrzehnte immer mehr in Abhängigkeiten verheddert habe und immer
weniger handlungsfähig geworden sei. Aber man dürfe nie aufgeben: Wir haben ja unseren Traum: Wir möchten eine starke, unabhängige WHO, die öffentliche Gesundheit vertritt, die das Menschenrecht auf Gesundheit gegenüber kommerziellen Interessen einfach verteidigt, die an den Grundlagen der Gesundheit und an den krankmachenden Verhältnissen arbeitet und da eine starke Stimme ist, und die selbstbewusst eine Führungsrolle inne hat in diesen globalen politischen Prozessen.

Ich denke, die Zeit ist nicht da für eine Stärkung solcher Institutionen.

Es ist die Zeit der nationalen Interessen;
es ist die Zeit des Populismus und das heißt auch der einfachen, griffigen, schnellen, billigen Lösungen. Es ist immer noch die Zeit der Schwächung der Staaten, auch der finanziellen Schwächung der Staaten zu Gunsten einer stärkeren Wirtschaft. Es bräuchte wohl eine kleine Revolution, auch eine gesellschaftliche; es braucht eine wirklich ungeduldige und fordernde
Zivilgesellschaft, die sich gegenüber diesen wirtschaftlichen Partikularinteressen endlich mal deutlicher zu Wort meldet. Und ich spür das zu wenig. (a.a.O.)

Zum Beispiel Schweinegrippe 2009: 
Eine Bedrohungslage erzeugt

Quelle
So saß vor einigen Jahren in einem geheim tagenden Gremium zur Einschätzung von Epidemien die
Französin Marie Paul Kieny. Sie war Leiterin der WHO-Impfstoffabteilung und hatte zuvor für einen Impfstoffhersteller gearbeitet. Als die mit der 2009 ausgebrochenen Schweinegrippe verbundenen Gefahren beurteilt werden mussten, kam es dazu, … "dass ein kleines Gremium innerhalb der WHO diesen globalen Notstand ausgerufen hat und im Hintergrund schon die Industrien sozusagen ihre Impfstoffe produziert haben, die sie dann verkaufen konnten. Gleichzeitig ist über diese Bedrohungslage, die erzeugt worden ist durch die WHO, ein Gefühl der Angst entstanden weltweit; und Regierungen waren sozusagen gezwungen, um dieser Angst zu entsprechen, diese Lager von Präparaten anzulegen." (Thomas Gebauer a.a.O.)

Die Bundesregierung kaufte damals Impfstoffe und Grippemittel für 450 Millionen Euro. Als die von der WHO ausgerufene Pandemie dann ausblieb, mussten die Medikamente vernichtet werden. Die Pharmaindustrie aber hatte Milliarden verdient – wenngleich eine Untersuchungskommission zu dem Schluss kam, die Pharmaindushabe die WHO-Entscheidungen zur Schweinegrippe nicht beeinflusst.

Mit zwei Zungen reden?
Zum Beipsiel: Lebensmittel-Industrie (Big Food):

Margaret Chan,
von 2006 bis 2017 Generaldirektorin der Weltgesundheitsorganisation (im Mai 2012 wurde sie für eine zweite Amtsperiode bis zum 30. Juni 2017 gewählt).

"Das öffentliche Gesundheitswesen muss gegen Big Food und Big Alcohol kämpfen. Diese Industrien fürchten Regulierung und schützen sich stets mit den gleichen Mitteln. Dazu zählen Organisationen, die verdeckt Industrieinteressen fördern, Lobbying und Versprechen, sich selbst zu regulieren.
Dazu gehören auch Gerichtsprozesse gegen Kritiker sowie von der Industrie finanzierte Forschung, die wissenschaftliches Beweismaterial verdreht und in der Öffentlichkeit Zweifel sät. Außerdem versucht die Industrie, die Verantwortung für gesundheitliche Schäden dem Einzelnen aufzubürden und staatliche Regulierung als Einschränkung persönlicher Freiheit darzustellen. Hier haben wir es mit tatsächlich furchterregenden Gegnern zu tun, die Marktmacht problemlos in politische Macht verwandeln."
Chan habe geredet wie eine militante Aktivistin,
erinnert sich Thomas Gebauer: "Das ist uns allen aufgefallen, den Gesundheitsaktivisten in aller Welt, dass die Rhetorik von Margaret Chan immer sehr radikal gewesen ist;
aber in der Praxis der WHO hat das dann keine Rolle spielte." (a.a.O.) 

  • In einer WHO-Kommission, die Richtlinien für den Zucker-, Salz- und Fettgehalt menschlicher Nahrung erarbeitet, fand die Nachrichtenagentur Reuters 2012 drei Experten, die bei Big Food Geld verdienen – in zwei Fällen bei Nestlé, in einem bei Unilever.
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 Mit zwei Zungen reden.
Zum Beipsiel: Bundesregierung 2020

tagesschau.de
Stand: 15.04.2020 15:55 Uhr
Bundesentwicklungsminister Gerd Müller kündigte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters an, Deutschland werde seine Zahlungen an die WHO erhöhen.
"Die WHO muss jetzt gestärkt werden, nicht geschwächt. Inmitten der Pandemie die Mittel zu kürzen, ist der absolut falsche Weg", so Müller. Corona werde nicht die letzte Pandemie sein. "Experten haben bereits 40 weitere Viren identifiziert, die das Potenzial haben, Pandemien auszulösen." 

Der Schweizer Dr. Gaudenz Silberschmidt, Director Health and Multilateral Partnerships at World in der WHO,  zuckt mit den Schultern. 


Ständig liege er den Mitgliedstaaten in den Ohren,
  1. sie sollten die WHO endlich wieder aus ordentlichen Beiträgen finanzieren
  2. oder zumindest die freiwilligen Zuwendungen erhöhen.
Quelle
"Idealerweise würden alle Länder dreimal so viel freiwillige Beiträge wie Pflichtbeiträge geben.
  • Es gibt Länder wie Norwegen und Schweden, die geben siebenmal so viel.
  • Die USA gibt praktisch dreimal so viel;
  • die Schweiz gibt zweieinhalbmal so viel.
  • Deutschland hat begonnen, jetzt die Beiträge zu erhöhen, dass sie jetzt unterdessen ein bisschen mehr freiwillige Beiträge als Pflichtbeiträge geben.
  • Von Österreich kriegen wir ein Hundertstel so viel freiwillige Beiträge wie Pflichtbeiträge."
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Siehe auch:
Corona, Covid-19: Kontaktsperre?, häusliche Quarantäne, Versammlungsverbot ...


Donnerstag, 9. April 2020

Von Karfreitag, Jesus, Buddha und Mussolini als revolutionärer Sozialist.

Karwoche, ein Tag vor Karfreitag, zwei Tage vor Ostern 2020. Mussolini und die Religion
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Benito Amilcare Andrea Mussolini
(* 29. Juli 1883 in Dovia di Predappio, Provinz Forlì; † 28. April 1945 in Giulino di Mezzegra, Provinz Como) war ein italienischer Politiker.
Er war von 1922 bis 1943 Ministerpräsident des Königreiches Italien. Als Duce del Fascismo („Führer des Faschismus“) und Capo del Governo („Chef der Regierung“) stand er ab 1925 als Diktator an der Spitze des faschistischen Regimes in Italien. [Quelle: Wikipedia]


Der Vater des "Duce", Alessandro Mussolini,
war Dorfschmied und revolutionärer Sozialist; die Mutter Volsschullehrerin. Die drei Vornamen des "Duce" - Benito, Amilcare, Andrea - sollten erinnern an
Benito Juarez (Mexikanischer Revolutionär),
Amulcare Cipriani, gestorben erst 1918,
und Andrea Costa, gestorben 1910,  (beide zeitgenössische italienische Sozialisten).

Napoleon und Frankreich
galten im Hause Mussolini als beispielgebend (wegen der Revolutionen in Frankreich 1789, 1830 und 1848, Napoleon als Befreier).
Österreich und die Monarchie der Habsburger waren der Feind, konterrevolutionär und Besatzungsmacht in Teilen Italiens. Zwischen 1848 und 1870 hatten ItalienerInnen drei Unabhängigkeitskriege gegen Österreich geführt. Triest und Trient gehörten noch bis 1918 (Ende des 1. Weltkrieges)  nicht zu Italien,
Diskutiert wurde im Elternhaus des späteren faschistischen Duce über Napoleon, Marx, Bakunin und Garibaldi, Giuseppe Garibaldi (gestorben 1882,  italienischer Guerillakämpfer der italienischen Einigungsbewegung zwischen 1820 und 1870).
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Benito Amilcare Andrea Mussolini, der künftige Duce,
trat in die Fußstapfen der Eltern, er wurde Lehrer, wie die Mutter, und revolutionärer Sozialist - wie der Vater. Mit 19 ging er in die Schweiz und bestätigte sich dort als revolutionär-sozialistischer Agitator. Er hörte Jean Jaures (französischer Sozialist, ermordet 1914)  und August Bebel (begründer der duetschen Sozialdemokratie, gestorben 1913 in der Schweiz), lernte dort vielleicht Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht kennen, vor allen Dingen hatte er engen Kontakt zu Angelica Balabanoff (Anschelika Issaakowna Balabanowa; * 8. Mai 1869 in Tschernigow; † 25. November 1965 in Rom).
Quelle
Angelica Balabanoff (1869-1965) studierte in Brüssel, wo sie kommunistische Ideen kennenlernte. [...] Sie zog nach Rom und begann eingewanderte Arbeiter der Textilindustrie zu organisieren. Sie wurde Vorsitzende der Partito Socialista Italiano (PSI) und stand in engem Kontakt mit der russischen Revolutionsbewegung und war auch Wegbegleiterin von Mussolini, der Chefredakteur der sozialistischen Zeitung Avanti war.
Als dieser [Mussolini] sich zum Kriegshetzer entwickelte, wandte sie sich noch vor dem Beginn des Ersten Weltkrieges von ihm ab.
Balabanoff arbeitete im Exekutiv-Komitee der sozialistischen Frauen-Union mit und organisierte zusammen mit Clara Zetkin Frauen-Kongresse. Während des Ersten Weltkrieges rückte sie innerhalb der Arbeiterbewegung nach links und beteiligte sich an der Zimmerwalder Konferenz.
Nach der Russischen Revolution zog sie nach Russland und arbeitete 1919 als Sekretärin der Kommunistischen Internationalen. Sie wurde zur Kritikerin der Bolschewiki und kehrte nach Italien zurück. Aufgrund des zunehmenden Einflusses des Faschismus in Italien ging sie ins Exil in die Schweiz, wo sie 1928 Paris Avanti! herausgab.

[Quelle]
Mussolini
gründete in Genf eine Genossenschaft, unterstützte Arbeiter-Streiks und wurde schließlich wegen seiner revolutionären Tätigkeit aus der Schweiz ausgewiesen. Zurück in Italien legte er mit 24 dann seine Prüfung als Französisch-Lehrer ab. ...

138 Seiten, Verlag für Gesellschaftskritik, 1985
Jesus, Buddha, Mussolini

Im April 1904, kurz vor seinem 21. Geburtstag, Mussolini ist noch in der Schweiz, in die er als 19-Jähriger gekommen war (um dem Wehrdienst in Italien zu entgehen).
Er versteht sich als "revolutionärer Sozialist", wie sein Vater, und ausdrücklich nicht als Anrachist, für den ihn viele wegen seines Charakters halten: Er gilt als "ein besonderer Fall", begabt, intelligent, rauflustig, rachsüchtig, "ein brutaler Knabe". Er selber rühmt sich später in seinen Erinnerungen mehrmals seiner skrupellosten Brutalität. "Die Linken innerhalb der Sozialistischen Partei Italiens waren von ihm begeister, den Reformisten ging er auf die Nerven." (a.a.O. S. XV)." In Genf, wo er die meiste Zeit in der Uni-Biblothek verbracht hatte, schickte er eine Ansichtskarte an den Präsidenten der Kantonspolizei, unterschrieben mit dem Zusatz "revolutionärer Sozialist". (a.a.O. S.3)
Im April 1904, war Mussolini in Genf, wo er einem Vortrag des belgischen Sozialistenführers Emile Vandervelde über das Thema
„Jesus Christus als Sklavenbefreier und Vorläufer des Sozialismus"
beiwohnte.
Dabei kam es zu einem denkwürdigen Zwischenfall.
Mussolini, der sich vorher mit Nietzsche befaßt hatte, meldete sich zu Wort und ritt eine scharfe Attacke gegen Jesus Christus und das Evangelium, die „den Zusammenbruch des prächtigen römischen Imperiums durch das Aufkommen der Sklavenmoral" verschuldet hätten.
Zugleich rühmte er Buddha, der „mit 40 Jahren Meditationen" weitaus mehr geleistet habe als Jesus.
Vandervelde erwiderte in seinem Schlußwort Ironisch: „Der cher camarade (Mussolini, Anm. d.Verf.) scheint vergessen zu haben, daß Jesus Christus im 33. Lebensjahr seine revolutionäre Laufbahn durch einen Berufsunfall beenden mußte." Mussolini quittierte seine Blamage mit grimmigem Schwelgen, verzichtete aber nicht auf weitere antireligiöse Demonstrationen. (a.a.O. S.2)
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Wegen seiner politischen Tätigkeit wurde Mussolini aus der Schweiz ausgewiesen.
"Ich bin und bleibe Sozialist: Zwölf Jahre meines Lebens in der Partei [PSI] sind Gewähr dafür und müssen Gewähr dafür sein. Man kann seine Seele nicht ungestalten. [...] Es lebe der Sozialismus, es lebe die Revolution!"
(Mussolini, Parteivorstandsmitglied und Chefredaktuer des Zentralorgans der PSI,
  • anlässlich seines Parteiausschlusses am 24. November 1914.
  • Er ist 27 Jahre alt,
  • am 15. November 1914 hatte er die Partei "Popolo d`Italia" gegründet - mit finanzieller Unterstützung der italienischen Regierung, einiger Industrieller und ausländischer Diplomaten.
  • 1919 gehörte er zu den Gründern der radikal nationalistischen und antisozialistischen faschistischen Bewegung, als deren „Führer“ (Duce) er sich bis 1921 etablierte. 

Samstag, 21. März 2020

Von Corona, Covid-19, SARS-CoV-2, Hysterie?, Panik, Hoffnung und: Die Beschränkung der Freiheit und der Menschenrechte

colour lithograph, Wolfgang Born 1919,
National Gallery of Victoria, Melbourne
Nehmen wir zum Beispiel den Kreis Soest in NRW, wo ich zur Schule ging.

Dort waren (Stand 19. März 2020) von den der 277.101 EinwohnerInnen des Landkreises
0,020%  infiziert:
  • Also 0,02 von 100 EinwohnerInnen 
  • oder 0,2 von 1000 EinwohnerInnen 
  • oder 2 von 10.000 EinwohnerInnen 
= 55 Personen.
"Infiziert" bedeutet nicht unbedingt "an Covid-19 erkrankt.
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Infiziert waren/sind zu dem Zeitpunkt auch prominente Persönlichkeiten und PolitikerInnen, z.B.:
  1. Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir ist derzeit infiziert und positiv auf das neue Coronavirus SARS-CoV-2 getestet worden ("Das ist erstmal nicht schlimm", sagt er).
    Der 54-jährige Özdemir veröffentlichte auf Instagram ein Video, in dem er sagt, es gehe ihm „sehr gut“: https://www.youtube.com/watch?v=FxckSEx8MS4 (70 Sekunden)

    Angst für sich selbst hat Özdemir nicht; dafür befürchtet er, dass den Bürgern jetzt ihre Freiheitsrechte dauerhaft eingeschränkt werden und dass autoritäre Regime die Situation ausnutzen und Grundrechte weiter abbauen.
    Cem Özdemir erholt sich zuhause von der Covid-19-Erkrankung und ist zugleich im Homeoffice. In SWR2 spricht er über Angst und Hilflosigkeit, über die Beschlüsse der Bundesregierung und die Arbeit im Parlament. Und über die persönlichen wie politischen Konsequenzen des Cem Özdemir. - Interview-Download (39 Minuten als mp3)
  2. Friedrich Merz, (der, der Kanzler werden will),  hat ebenfalls einen positiven Corona-Testbescheid erhalten. Über Twitter informiert er seine Follower über seinen Zustand. Heute Nachmittag schrieb er:
    "Tag 5: #Corona- [Grippe-] Symptome werden weniger".
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Rein statistisch/mathematisch 
  • werden/würden nach dem derzeitigen Stand der Erkenntnis von den 55 mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 Menschen im Kreis Soest/NRW 0,385 sterben - also niemand. Vielleicht auch drei Personen, wenn es schlecht läuft. 
  •  Am wahrscheinlichsten wird das - wiederum nach dem derzeit gültigen Stand der Erkenntnis - ein älterer und schon kranker Mann sein; am wenigstens wahrscheinlich eine junge und bisher gesunde Frau.

    Doppelte Belastung: Corona + Grippe 
  • An der "normalen" sog. echten Grippe (durch einen Influenza-Virus hervorgerufen) werden parallel dazu wahrscheinlich ebenso viele Menschen sterben. Statistisch gesehen.
    Derzeit (Stand vom 17. März 2020) bereitet auch die Influenza dem Gesundheitssystem jede Menge Arbeit. Der aktuelle Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts zeigt: Die Zahl der Neuinfektionen mit Grippe steigt auch wieder an. Zwischen dem 29. Februar und dem 6. März 2020 (10. Meldewoche) haben Labore in Deutschland insgesamt 22.920 Grippe-Neuinfektionen bestätigt.
  • Seit Herbst 2019 erkrankten In Deutschland laut dem Wochenbericht etwa über 145.000 Menschen an der Grippe, 247 starben seitdem an den Folgen der Erkrankung. Etwa 16 Prozent aller Fälle wurden in Kliniken behandelt. Quelle  
  • In Österreich erkrankten in der letzten Saison (2018/2019) 140.000-150.000 Mneschen an der Virusgrippe, 1.400 (also ca. 1% davon) starben. (Quelle)   
  • In Deutschland hat die starke Grippe-Welle in der Saison 2017/2018 die höchste Zahl an Todesfällen der vergangenen 30 Jahre gefordert. Durch die Influenza starben damals schätzungsweise 25.100 Menschen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin mitteilte. So eine hohe Zahl an Todesfällen ist demnach sehr selten, in anderen Jahren gab es nur einige
    hundert Fälle. (Quelle)


    Stand Stand 21. März 2020 (12:13 Uhr) Quelle
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Am 26. März 2020, also 5 Tage später:
  • Stand 26. März 2020 (9.20 Uhr) gibt es weltweit mehr als 472.000 bestätigte Infektionen, mehr als 21.300 Todesfälle und etwa 115.000 Genesungen.
  • Mehr als 81.000 der infizierten Menschen leben in China,
    mehr als 74.000 in Italien.
    In den USA sind mehr als 69.000 Menschen infiziert.
  • In Italien sowie in Spanien hat das Coronavirus inzwischen mehr Todesopfer als in China, dem Ursprungsland der Pandemie, gefordert.
  • Die Zahl der Toten in Italien stieg innerhalb eines Tages noch einmal um 427. In Italien seien derzeit (Quelle) etwa 74.500 Menschen als infiziert getestet, 7503 gestorben (die eigentliche Todes-Ursache kann im Einzelfall natürlich eine andere sein). Zum Vergleich - die gleiche Quelle, ebenfalls Stand 26.3.:
    Deutschland 206 Tote/ China 3287/ Spanien 3647/ Frankreich 1333/ USA 1032/ Iran 2077 ...
Das neue SARS-CoV-2-Virus gehört zu den Beta-Corona-Viren.
Das "akzeptierte" Virus, das den grippalen Infekt ("Common Cold") hervorruft,
gehört zu den Alpha-Corona-Viren. (Quelle) (Prof. Mang, Medi-a-zin-Didaktik)
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20.3.2020 in einer DM-Drogeriemarktkette: 
Gespenstisch. Nicht sehr viele Leute, davon 1 Person mit Atemschutzmaske, einige andere mit Tüchern oder Schal vor dem Mund.
Es ist still, kaum einer macht den Mund auf und sagt etwas. Es gibt gar kein Toilettenpapier, auch keine Seife; an anderen Stellen in den Regalen klaffen Lücken, vor manchen Regalen stehen Kisten unausgepackt auf dem Boden. - Aber nicht mit Seife und auch nicht mit Toilettenpapier.

Vor der Kasse sind Abstände auf dem Boden eingezeichnet, gelbe Striche, ich schätze 1,5 Meter Abstand. Die Leute halten sich dran und stehen stumm an. Durch den Abstand ist die Schlange auch bei nur zehn Leuten, die anstehen, schon ziemlich lang.
Vor den Kassen ein Schild: Man soll bitte mit EC-Karte zahlen, möglichst kontaktlos.

Ich fahre zu Edeka.
Auch dort gibt es weder Toilettenpapier noch Seifenstücke. Dafür aber Sagrotan-Desinfektions-Spray (habe ich aber schon lange zuhause wegen der Plastikschlappen nach Sauna- oder Freibad-Besuch). Und Sagrotan-Desinfektions-Tücher gibt es auch noch!  Warum? Vielleicht, weil auf der Packung steht: "Entfernt 99,9% der Bakterien"! - und nichts von Viren.
Bei Edeka im Laden trägt heute niemand einen Mundschutz, aber man geht sich aus dem Weg und redet wenig.
Auch im 3. Supermarkt - REWE - gibt es weder Toilettenpapier noch Seifenstücke. Warum fehlt eigentlich überall die Seife?

Quelle unbekannt - aber viral
Neben Edeka ist eine Apotheke. 
Die Tür steht weit auf. Vor der offenen Tür stehen - mit Abstand-  3 oder 4 Personen. Am Schaufenster klebt ein Schild: Es sollen bitte nicht mehr als 3 Personen die Apotheke zur gleichen Zeit betreten. Warum drei? Es gibt in der Apotheke 3 Kundenschalter.
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Jemand in der Schlange hat einen Jägermeister-Atemschutz dabei:

Ich frage ihn: Warum Jägermeister?
Er:"Ich las, wenn man das Tuch mit Jägermeister beträufelt und möglichst noch ein Gläsle Jägermeister dazu trinkt, dann solle das gegen Corona helfen. Man könne man aber auch Klosterfrau-Melissengeist nehmen."
Ich vermute: Fake-News. ___________________________________

Cem Özdemir rät 
  1. Die Rede von Kanzlerin Merkel (Mittwoch, 18. März 2020, 13 Minuten) anzuschauen und/oder anzuhören. - Manche sagen allerdings: Das sei gar keine Rede gewesen, sondern eine Predigt. Wieder andere beschweren sich, dass weder Religionen noch Kirchen, noch Moscheen, noch Synagogen in der Rede vorkämen. 
  2. Nach Möglichkeit im Home-Office (Video 8 Sekunden) zu arbeiten. - Das kann aber nicht jede/r. (8 Sekunden)
p.s.: 
Ein Brieffreund aus der Karibik fragt sich in der Ferne (und deshalb mich per WhatsApp), was denn eigentlich das Problem der Deutschen mit dem Toiletten-Papier-Mangel sei: Man könne doch einfach Wasser nehmen... .

p.p.s.:
Das Schöne an der Ausgangssperre ist, dass ich nicht mehr das Gefühl habe, ich könnte draußen in der Welt etwas verpassen, wenn ich zuhause herumsitze....(Video 200 Sekunden)



Karikatur: taz




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Und auch:
"Jeden Tag, an dem Freiheitsrechte eingeschränkt sind, als Verlust wahrnehmen – das ist für Vladimir Balzer ein Teil des nötigen demokratischen Widerstands.
Die deutsche Politik hat zu spät auf das Coronavirus reagiert. Jetzt muss die ganze Gesellschaft lahmgelegt werden. Angesichts dieser weitreichenden Einschränkungen brauche es demokratischen Widerstandsgeist, mahnt der Journalist Vladimir Balzer.
Dieses Deutschland ist kaum wiederzuerkennen. Alles ist ausgesetzt, was unser Leben lebenswert macht: Freunde treffen, Kultur genießen, sich in seinem Beruf verwirklichen, neue Länder kennen lernen, frei sein. [...]"

Podcast (DLF/Vladimir Balzer) anhören.

Quelle unbekannt


Samstag, 4. Januar 2020

Anonyme Lehrergeständnisse: Weg mit den Gender-Wortmonstern!

Ja, da fängt es schon an:

Auf https://www.spiegel.de/lebenundlernen/schule/lehrer-gestaendnis-weg-mit-den-gender-wortmonstern-a-1301850.html


Lehrer(!) - Geständnisse. - Lehrerinnen gestehen nichts?
  • Warum eigentlich nicht? 
  • Haben sie nichts zu gestehen
  • Gestehen sie nicht anonym?
  • Ich persönlich, als Blogger, glaube übrigens, dass dieses "anonyme Geständnis" fake ist, erfunden ist, um die Menschheit gegen Gymnasial-Lehrer(!) aufzubringen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein gebildeter Mensch, wie es Gymansial-Lehrer(!) ja sind,  tatsächlich diesen Text verfasst hat. _____________________________________________

DER anonyme Lehrer(!) schreibt:

Sie haben jetzt schon keine Lust mehr weiterzulesen, weil Sie die sperrigen Formulierungen stören? Sie haben es gut, denn Sie können jetzt einfach wegklicken! Als Lehrer muss ich diese bürokratischen Formulierungen täglich hören und lesen - auf Konferenzen, in Behördenschreiben und Elternbriefen.
Schlimmer noch: Dadurch, dass die Schulleitung ihre E-Mails immer mit 'Liebe Schülerinnen und Schüler' beginnt, kann ich auch nicht mehr mit 'Liebe Schüler' kommen. Denn durch diese Norm von höchster Stelle wurde die geschlechtsübergreifende Form praktisch abgeschafft. Schreibe ich dann doch: 'Liebe Schüler, bitte kommt morgen zur ersten Stunde, ich bin wieder gesund', bleiben die Mädchen womöglich zu Hause.

Oder ich bekomme einen Rüffel der Schulleitung oder werde zum Chauvi des Monats gewählt. Dabei bin ich passionierter Windelwechsler, Wäscheaufhänger, Koch, Küchenwischer, Elternzeitnehmer, Ins-Bett-Bringer, Antikarrierist, ja sogar Französischlehrer!
Aber als solcher eben auch Sprachästhet - und beim Lesen dieser Wortblasen und -monster schwillt mir leider immer die Halsschlagader an. Sprache bitte immer so einfach wie möglich und nur so kompliziert wie nötig!

'Schülerinnen und Schüler' - das ergibt nur Sinn, wenn es zu irgendeinem Mehr an Bedeutung führt. Aber es gibt so gut wie keinen Fall, bei dem ich mich ausschließlich an eines der Geschlechter wende. Warum sollte ich auch verlangen: 'Die Schülerinnen machen Aufgabe 3 und die Schüler Aufgabe 4'? Aufgabe 3 mit Ponys und Nummer 4 mit Autos? Darüber waren wir doch eigentlich schon hinweg.

Ich persönlich habe einige Kinder kennengelernt, auf die keins der beiden Geschlechter so richtig zutrifft, worunter sie sehr gelitten haben. Warum müssen wir auf dieser Zweiteilung beharren und in jeder Ansprache darauf aufmerksam machen, wie wichtig wir Geschlechter finden?

'Schülerschaft' klingt holzig
Zugegeben: Zwischenzeitlich hatte ich fast meinen Frieden mit den Kolleginnen und Kollegen gemacht, indem ich einfach nur noch KuK, SuS oder LuL schrieb. Bis genau ein solcher Kollege erklärte, diese 'Internetsprache' gehöre nicht in ein ordentliches Protokoll.

Was tun also, um den Behörden noch zu gefallen und sich trotzdem mutig den Wortmonstern entgegenzustellen? Mit 'Studierenden', 'Kollegium' oder 'liebe Leute' gehe ich ja gerne konform. Notfalls auch noch mit 'Schülerschaft' - das klingt zwar ein wenig holzig, nervt aber weniger.

Überraschenderweise hat ausgerechnet ein Informatikprofessor der Fernuniversität Hagen eine interessante Lösung gefunden. In einem Kurs zu Programmiermethoden verwendet er als Reaktion auf einen Beschluss des Rektorats zum Sprachgebrauch nur noch die weibliche Form: Es sei für ihn keine Option, 'verständliche Sprache auf dem Altar der Gleichstellung zu opfern', so steht es im Vorwort. In einem Studienfach, das zu etwa 80 Prozent Männer studieren, mag das manch einer absurd finden. Andererseits habe ich mich schon immer darüber geärgert, dass ich früher meine männliche Form mit der geschlechtsübergreifenden Form teilen musste! Wie schön wäre es doch, eine Form ganz für mein Geschlecht allein zu haben!

Übrigens werde ich jetzt Beschwerde bei der Schulbehörde einreichen. Auf einer Einladung der Schulleitung steht: 'Liebe Schülervertreterinnen und Schülervertreter!' Es müsste aber heißen: 'Liebe Schülerinnenvertreterinnen, Schülerinnenvertreter, Schülervertreterinnen und Schülervertreter!'"
Jaja. Manchmal wird es sperrig und langwierig.
Wenn ich z.B. bei einer Feierlichkeit/Ehrung/Ansprache in der Schule hören muss:"Sehr geehrter Herr Schulrat X, sehr geehrter Herr Direktor X, sehr geehrte Eltern-Vertreter Xy, liebe Eltern, lieber Schüler und Schülerinnen, liebe Hausmeister, liebe Sekretärinnen, liebe....Da habe ich es gut, denn ich kann einfach weghören. Die Lieben und sehr Geehrten interessieren mich ja nicht. Ich ehre sie nicht, und ich liebe sie nicht. Oder? Diese Anredereien sollte man doch lieber unterlassen. Oder gibt es nicht-hierarchische Alternativen? Und wann sind sie sinnvoll und angemessen. Zum Beispiel: "Liebe Anwesende". Oder...
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Zitat:
Dadurch, dass die Schulleitung ihre E-Mails immer mit 'Liebe Schülerinnen und Schüler' beginnt, kann ich auch nicht mehr mit 'Liebe Schüler' kommen.

Ja. - Das ist wirklich sehr schlimm und sehr bedauerlich!
Neuerdings muss man/ich ja auch seine(!)/meine Rede beginnen mit "Sehr geehrte Damen und Herren". Ich darf nicht beginnen mit "Sehr geehrte Herren und Damen". Und auch nicht mit "Sehr geehrte Herren". Denn seit geraumer Zeit gibt es in meiner Stadt in der Tat mehr Schulleiterinnen(!)  als Schulleiter(!) -  selbst an den Gymnasien. - Was für eine Schande! - Da haben die es im Irak, im Iran, in Ägypten, die Muslime(!) halt, doch irgendwie besser als wir im christlichen Abendland. - Finde ich zumindest.

Und das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Wir leben ja  in einer Demokratie. (Anders als die da im Orient.)
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DER Sprachästhet schreibt weiter:

'Schülerinnen und Schüler' - das ergibt nur Sinn, wenn es zu irgendeinem Mehr an Bedeutung führt. Aber es gibt so gut wie keinen Fall, bei dem ich mich ausschließlich an eines der Geschlechter wende. Warum sollte ich auch verlangen: 'Die Schülerinnen machen Aufgabe 3 und die Schüler Aufgabe 4'? Aufgabe 3 mit Ponys und Nummer 4 mit Autos? Darüber waren wir doch eigentlich schon hinweg.


Ja, eben. Wann wendet man sich ausschließlich an eines der (zwei/vielen?) Geschlechter* ? Okay, manchmal schon. Zum Beipiel: "Schüler benutzen bitte in der Turnhalle ausschließlich die Umkleidekabine für Jungen." - Doch schon Sigmund Freud* wusste, dass es nicht nur 2 Geschlechter gibt und dass der Übergang zwischen den Geschlechtern fließend ist. -- Jaja, das gibt dann Probleme... Zum Beispiel mit den Toiletten. Nicht nur in der Schule. --- Aber es gäbe auch sehr einfache Lösungen. Wenn man denn wollte. Und sich damit tiefer und empathisch beschäftigt hätte.

Und wer hat von ihm, dem(!) Gymnasial-Lehrer(!),  jemals verlangt, solche Mathe-Aufgaben mit Ponys und Autos zu stellen?  (Mann[!] kann auch etwas an den Haaren herbeiziehen. - DAS Haar. DIE Haare)
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Zitat:
Ich persönlich habe einige Kinder kennengelernt, auf die keins der beiden Geschlechter so richtig zutrifft, worunter sie sehr gelitten haben. Warum müssen wir auf dieser Zweiteilung beharren und in jeder Ansprache darauf aufmerksam machen, wie wichtig wir Geschlechter finden?

Ja, gut. Das ist sehr wahr.
Wie kann man(!) das machen? In manchen Büchern von Autoren(!) lesen ich im Vorwort: "Wenn ich von Patienten spreche, dann möchte ich Patientinnen nicht benachteiligen. Ich schließe Patientinnen ein." --- Oder bei Autorinnen(!): "Wenn ich ausschließlich von Leserinnen spreche, dann möchte ich männliche Leser nicht benachteiligen; ich tue das nur aus sprach-ästhetischen Gründen und schließe die männlichen Leser ein." --- Okay. Kann man machen.

Aktuell gibt es in der Schriftform(!) sehr viele Vorschläge und Experimente. Statt exklusiv "Schüler" zu schreiben zum Beispiel:
  • SchülerInnen (seit Ur-Zeiten, das sogenannte Binnen-I) 
  • Schüler-innen (auch seit Ur-Zeiten, der sog.SPIEGEL-Strich)
  • Schüler_innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler/innen
  • Schüler*innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler:innen (eher seit Gender-Zeiten)
  • Schüler¡innen (hyper-feministisch)
  • ...  
________________________________________ 

In der mündlichen(!) Anrede hat sich bei Veranstaltungen durchgesetzt, von Schüler_innen und Lehrer_innen zu sprechen. Das bedeutet: Nach Schüler_ und Lehrer_ den Bruchteil einer Sekunde eine Pause zu machen und dann mit _innen fortzufahren. So ergibt sich kein Wort-Ungetüm: "Liebe Lehrerinnen und Lehrer, liebe Schülerinnen und Schüler". Und auch der Ästhetik ist wohl Rechnung getragen. Ein Kompromiss, an den man sich gewöhnen kann, gewöhnen sollte (?), so wie damals, anno dazumals, an "Sehr geehrte Damen und Herren".
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*
Freuds [1905] Sichtweise wirkt dabei in vieler Hinsicht ziemlich «queer», wenn er beispielweise beschreibt, dass «weder im psychologischen noch im biologischen Sinne eine reine Männlichkeit oder Weiblichkeit» gefunden werden könne, vielmehr jede Person «eine Vermengung ihres biologischen Geschlechtercharakters mit biologischen Zügen des anderen Geschlechts [...]»  aufweise.


Freitag, 22. März 2019

Fridays for Future - Freie Tage für die Zukunft

(Ein Lehrer schieb ...)
Freitag 22.3.2019
Die Offenburger Ortsgruppe „Fridays for Future“ kritisiert mehrere Schulen, unter anderem weil die demonstrierenden Schüler nachsitzen müssten. Am Bildungszentrum Zell sei einem Mädchen mit einem vierwöchigen Schulverbot gedroht worden - die Rektorin weist den Vorwurf zurück. Ein weiterer Vorwurf der Ortsgruppe ist, dass im Hans-Furler-Gymnasium in Oberkirch SchülerInnen „in ihren Klassenräumen eingesperrt“ worden seien. [Quelle]
SchülerInnen des Oberkirchener Gymnasiums ["Partner für Europa"] hatten der Offenburger Ortsgruppe berichtet, dass einige Klassen in ihrem Klassenzimmer eingeschlossen worden seien und dass der Konrektor sich zum Affen gemacht habe, indem er hinter einigen SchülerInnen hergelaufen sei und mit Strafen gedroht habe. [Quelle: swr2 aktuell vom 22.3.2019] 
SchulleiterInnen haben ganz individuelle Strategien für diese Freitage entwickelt. Eine RektorInnen-Strategie: "Ich melde mich freitags krank. So kann ich nichts falsch machen". 


Quelle

Am Freitag zuvor, an den Iden des März 2019 sozusagen, blieben auch in unserer kleinen Neckar-Universitätsstadt sehr viele SchülerInnen dem Unterricht fern, um "for future" zu demonstrieren. "Rund 2600 junge Menschen folgten dem Aufruf der Initiative „Fridays For Future“ und blieben am Freitagvormittag der Schule fern.

„Fehlstunden verkraften wir, Klimawandel nicht!“

"Die Passanten staunten nicht schlecht, als der Demonstrationszug an ihnen vorbei zog. Viele hatten ihr Handy für Fotoaufnahmen gezückt, Menschen drängten sich an den Fenstern der Häuser in der Mühlstraße, um einen Blick auf die Menge erhaschen zu können — denn die machte ordentlich Lärm. Die jungen Demonstrantinnen und Demonstranten waren mit Vuvuzelas, Trommeln und kreativen Plakaten gekommen." --- (Quelle)

Die jungen Demonstrantinnen und Demonstranten kamen aber auch mit Coladosen, Wasser in Einwegflaschen, Heißgetränken in Bechern to go ... . Eine Lehrkraft sprach ein paar Schüler an: Ob das denn vereinbar sei, mit Wegwerfverpackungen auf die Demo gegen Klimawandel zu gehen. - Nein, ist es irgendwie nicht. Und irgendwie wieder doch, denn konnte man eigentlich auf der Demo-Route Getränke in Mehrwegflaschen kaufen? Oder gab es am Wegesrand vegane Brotzeiten in wiederverwertbarer oder essbarer Verpackung im Angebot? (Ich weiß nicht.) Vielleicht haben auch die Eltern versagt, weil sie ihren Kindern morgens kein Bio-Vesper in der  Mehrweg-Lunchbox in die Schultasche gesteckt hatten?


Oder die Eltern hatten zwar den Sprösslingen das Bio-Vesper samt der  Mehrweg-Lunchbox in die Schultaschen gesteckt, aber diese hatten dann doch lieber ... . Wer weiß.

Weiß man eigentlich, was Greta vespert, wenn sie im Zug zur Demo fährt?

Quelle
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Ja: Man könnte oder die Schüler*innen könnten gegen alles Mögliche auch demonstrieren, zum Beispiel gegen die o.g. Kinderarbeit in den Bergwerken von Ruanda oder Bolivien. Oder die Ausbeutung der Natur für das "Blutmineral"  Coltan in ihren Smartphones:

Das Handy (Ernesto Cardenal)
Du sprichst in dein Handy
und redest und redest
und lachst in dein Handy
und weißt nicht, wie es gemacht wurde,
viel weniger noch, wie es funktioniert
aber was macht das schon
schlimm ist, dass du nicht weißt
wie auch ich nicht wusste
dass im Kongo viele sterben
Tausende und Abertausende
wegen dieses Handys
sterben im Kongo
in seinen Bergen gibt es Coltan
(außer Gold und Diamanten)
das man für die Kondensatoren braucht
der Mobiltelefone
um die Kontrolle über die Mineralien
führen multinationale Konzerne
diesen endlosen Krieg
5 Millionen Tote in 15 Jahren
und sie wollen nicht, dass die Welt davon erfährt
ein unermesslich reiches Land
mit einer ungeheuer armen Bevölkerung ...
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SchülerInnen-Demos mit Schule-"Schwänzen" gab es auch in der Vergangenheit immer mal wieder, z.B. als im Irak die Ölquellen brannten und die SchülerInnen Angst hatten, der Rauch könnte sich bis nach Europa ausbreiten und auch hier den Himmel verdunkeln .
Die größe Demo aller Zeiten. Welttag des Protestes [gegen den 3. Golfkrieg]: Millionen Menschen sind am Samstag auf die Straße gegangen, um gegen einen Irak-Krieg zu protestieren. Die Berliner Kundgebung wurde zur größten Friedensdemonstration in der Geschichte der Bundesrepublik. Die Demonstranten waren in Hunderten Bussen und Zügen aus dem ganzen Bundesgebiet angereist. Bei der bislang größten Friedenskundgebung hatten Anfang der 80er Jahre rund 250.000 Menschen in Bonn gegen die Stationierung von Mittelstreckenraketen demonstriert.
Anfang der 1980er Jahren war es die Angst um das eigene Leben, weil man befürchtete, dass russische Mittelstreckenrakten einen Präventivschlag gegen die US-amerikanischen Raketen und Atomsprengköpfe führen könnten, die in Deutschland an verschiedenen Stellen stationiert und gelagert waren.


"Die letzten Kinder von Schewenborn oder … sieht so unsere Zukunft aus? ist der Titel eines 1983 veröffentlichten Romans von Gudrun Pausewang, in dem sie das Szenario eines Westdeutschlands nach einem Atomkrieg entwickelt. Der Ort Schewenborn ist fiktiv, hat, wie die Autorin im Nachwort des Buchs beschreibt, jedoch ein reales Vorbild: Schlitz in Osthessen, Pausewangs Heimatort."

Ob die Demonstrationen Auswirkungen auf die Politik der PolitikerInnen haben, ist stets offen und bleibt ihnen überlassen. "Demonstrare" ist ja nicht weniger und auch nicht mehr als gemeinsam öffentlich "zeigen", was man meint.


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p.s.:
  1. Welches Vesper nimmt die Lehrperson mit auf die Demo?
  2. Auf welche Demos ging die Lehrperson und warum auf diese und nicht jene?