Die Hauptschule verliert seit 40 Jahren Schüleranteile.Sie hatte mal 70 Prozent eines Jahrgangs, heute gehen teilweise weniger als 10 Prozent dorthin. Der beschleunigte Verfall hat damit zu tun, dass es einfach weniger Kinder gibt.
Bei sinkenden Schülerzahlen hat das Gymnasium verständlicherweise die besten Karten, seinen Bestand zu halten - indem es im Revier der Realschulen wildert. Und die Realschulen warben schon immer Hauptschüler ab. Nur, da ist heute nicht mehr viel zu holen.
Eltern wollen ihren Kindern den besten Abschluss ermöglichen.Das ist ja auch völlig richtig in einer Welt, die technisch immer anspruchsvoller wird und in der die einfachen Berufe aussterben. Die Hauptschule bietet eben nur den qualifizierenden Abschluss. In vielen Fällen nicht mal diesen. Daher ist es für Eltern nur noch eine Notfalloption, ihr Kind an der Hauptschule anzumelden. Von wenigen Regionen abgesehen, geht dort niemand mehr freiwillig hin.
Was kann man also tun?Man muss den Eltern genau die Möglichkeiten für Abschlüsse bereitstellen, die sie wollen, und zwar wohnortnah.
Was heißt das?Eine Schule am Ort muss immer auch gymnasiale Standards anbieten. Die Leute wollen den Fuß in der Tür haben, dass ihr Kind das Abitur macht.
Manche Bundesländer führen Haupt- und Realschulen zusammen. Meiner Ansicht nach kann man aus zwei Verliererschulen nicht eine Gewinnerschule machen.
Schauen Sie nach Schleswig-Holstein - dort wollen die Gemeinden vorzugsweise die Gemeinschaftsschule, die auch das Abitur anbieten kann. Und sie meiden die Regionalschule, die Haupt- und Realschule verbindet.
Kann man Haupt- und Realschüler gemeinsam unterrichten?Diese Schülerkategorien sind doch ohnehin künstlich, es gibt sie nur in unseren deutschen Köpfen. Aber selbst bei uns gibt es viele Schulen, die mit heterogenen Lerngruppen hervorragende Ergebnisse erzielen.
Und was machen jetzt die Bürgermeister vor Ort?Die interessieren sich nicht für Durchhalteparolen für die Hauptschule. Die sagen, wir brauchen eine Schule mit allen Abschlüssen vor Ort. Für die ist die Schule im Dorf ein knallharter Standortfaktor. Ohne Schule keine zuzugsbereiten Familien und keine erfolgreiche Wirtschaft. Meine These ist: In Nordrhein-Westfalen wie auch in Bayern wird den Regierungen ihre Schulpolitik um die Ohren fliegen, weil die Bürgermeister nicht mehr mitspielen. Denen sind die Schulen wichtiger als ihr Parteibuch.
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- Das ganze Interview mit Ernst Rösner
vom Dortmunder Institut für Schulentwicklungsforschung - Siehe auch:
Soll man über Schulstrukturen reden?
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