Samstag, 17. Dezember 2011

Das neue Dilemma der Realschulen in BW 2012ff

Ab dem Schuljahr 2012/13 können sich Schulen in BW in Gemeinschaftsschulen umwandeln.
Siehe dazu auch die Posts:
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Das Angebot werden Hauptschulen in vielen Gebieten gerne annehmen: Dort wo ihnen die SchülerInnen abhanden gekommen sind und dort, wo sie zur sogenannten Rest-Schule verkommen sind. Denn so kann der Standort Hauptschule erhalten werden bzw. die Hauptschulen bekommen "frisches Blut" durch RealschülerInnen. - 
Die Heterogenität dieser Schulen wird wachsen; und dort, wo mit dieser Heterogenität kompetent umgegangen werden kann, so sagt die Bildungsforschung, werden schwache und starke SchülerInnen von der neuen Heterogenität profitieren.

In der Zwickmühle stecken die Realschulen. Wir die Realschule erst Gemeinschaftsschule und dann die neue Rest-Schule?

Trotzdem werden wohl weder Lehrer- noch Schüler- noch Elternschaft einer Realschule die Umwandlung ihrer Realschule in eine Gemeinschaftsschule als Aufwertung empfinden, kommen doch zu der sowieso schon sehr heterogenen Schülerschaft der Realschule nun noch die SchülerInnen die vielerorts als Rest-Schule empfundenen Hauptschule hinzu. Die Realschulen befürchten, dass Lehren und Lernen dadurch nicht leichter werden; und die Realschul-Gemeinde wird das Ganze zudem ggf. als sozialen Abstieg empfinden.

Die empfundene Bedrohung: Dort wo die Möglichkeit besteht, werden potenzielle RealschülerInnen die Gemeinschaftsschule meiden und auf eine benachbarte "richtige" Realschule wechseln. So wird die Gemeinschaftsschule unter Umständen zur Rest-Schule. - So die sehr wahrscheinliche Hypothese.
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 Wie man das verhindern will und kann

Wenn eine Realschule sich in eine Gemeinschaftsschule umwandeln will, dann wird sie zum Ausgleich wahrscheinlich versuchen, mit der Oberstufe eines benachbarten Gymnasiums zu kooperieren oder gar eine eigene gymnasiale Oberstufe zu bekommen: Zum Ausgleich für die "schwachen Hauptschüler", die durch die eine Tür in die neue Gemeinschaftsschule herein gelassen werden, sollen durch eine andere Tür "gute GymnasiastInnen" hereinkommen, die Schülerschaft ergänzen - den Durchschnitt wieder herstellen. - Pädagogisch kann man das damit begründen, 
  • dass nur eine wirklich gemischte Schülerschaft, in der alle Begabungen vertreten sind, der erwartete Vorteil eines kompetenten Umgangs mit Heterogenität wirklich ausgespielt werden kann und die Leistung mit dem Gymnasium ehrlich vergleichbar machen.
  • Auch können die 16-jährigen SchülerInnen nach Ende der 10. Klasse ggf. in ihrem eigenen Hause in die gymnasiale Oberstufe wechseln.
Ob das klappt, ist eine andere Frage. Denn warum sollte ein Kind aus dem Bildungsbürgertum, dem das Abitur auf einem Gymnasium quasi in die Wiege gelegt wurde, wohl auf eine Gemeinschaftsschule gehen und sich "mit Hauptschülern abgeben"? Da muss die Gemeinschaftsschule schon ein besonderes Profil entwickeln, das sie gegenüber dem benachbarten Gymnasium wirklich attraktiv erscheinen lässt. - 

Oder es gibt weit und breit kein Gymnasium. Oder die Eltern ziehen ein Abitur nach 9 Jahren vor; dann können sie neuerdings allerdings auch ihre Kinder in Klasse 5 gleich in das Gymnasium einschulen - ab 2012 entscheiden die Eltern in BW selber über die Schulart - und dann ggf. nach Klasse 7 in ein berufliches Gymnasium wechseln. - Auch das wäre eine Methode, von Klasse 5 an auf ein "reines" Gymnasium zu gehen und eine Gemeinschaftsschule zu meiden.Wenn man es denn will.

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Besonders in den Universitätsstädten 

wie z.B. Tübingen (wo sowieso 70% aller SchülerInnen nach Klasse 4 an das Gymnasium wechseln) werden es Gemeinschaftsschulen schwer haben, nach dem Wegfall der sog.  Bildungs-Empfehlungen der Grundschulen genügend "GymnasiastInnen" anzuziehen. Da brauchen sie ein starkes eigenes pädagogisches Profil oder deutlich bessere Abgangs-Noten als die benachbarte Realschule oder das benachbarte Gymnasium.  Aber warum soll das nicht gelingen? Die Waldorf-Schulen haben auch ihr eigenes Klientel gefunden und wachsen und gedeihen.
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